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Erinnerungsveranstaltung

Vor 70 Jahren: Die Leutkircher Fritz und Lilly Gollowitsch werden deportiert

Leutkirch / Lesedauer: 2 min

Vor 70 Jahren: Die Leutkircher Fritz und Lilly Gollowitsch werden deportiert
Veröffentlicht:25.11.2011, 21:25

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Die Initiative „Orte des Erinnerns“ und die Stadtverwaltung laden die Bürger am Montagabend zu einer Erinnerungsveranstaltung im Rathaus ein.

28. November 1941: Im Lokalteil der Verbo, der damaligen Zeitung, lauteten die Schlagzeilen „Brot ist kein Spielzeug“, „Keine Nachlässigkeit bei der Verdunklung“, „Großer Kriegsbauerntag in der Kreisstadt Wangen“. Anzeigen wiesen auf die Veranstaltungen der nächsten Tage hin: ein Hausmusik-Abend mit der Stadtkapelle am Samstagabend, die Heldenehrungsfeier der NSDAP-Ortsgruppe Leutkirch am Sonntagnachmittag und der Nikolausmarkt am 1. Dezember. Im Kino lief „Annelle. Die Geschichte eines Lebens“.

Anscheinend ein ganz normaler Freitag im Kriegsjahr 1941. Jedoch nicht für alle. Denn an diesem Freitag wurden morgens um 7.45 Uhr der 53-jährige Kaufmann Fritz Gollowitsch und seine 52jährige Frau Lilly mit dem Zug von Leutkirch über Memmingen und Ulm nach Stuttgart ins Sammellager Killesberg deportiert.

Ab dem 27. November dienten die für die Reichsgartenschau 1939 errichteten Ausstellungshallen auf dem Killesberg in Stuttgart als Sammellager. Die Menschen lagerten dort, nach Berichten der wenigen Überlebenden „auf dem blanken Fußboden, ohne Matratze, Strohsack oder eine Bettdecke.“ Um die Austreibung der Juden „in einem historischen Dokument“ festzuhalten, ließ die Stadtverwaltung Stuttgart einen Film über das Sammellager drehen. Der Stummfilm zeigt die angstvollen Gesichter der Menschen und die drangvolle Enge in der großen Ausstellungshalle.

In den frühen Morgenstunden des 1. Dezember 1941 brachten Ordnungspolizisten die etwa 1000 Deportierten an den Inneren Nordbahnhof. Von dort aus fuhr der Deportationszug in die lettische Hauptstadt Riga. Die Fahrt dauerte drei Tage. Die Deportierten kamen in das Lager Jungfernhof nahe der Stadt Riga. Ein Großteil der am 1. Dezember 1941 deportierten württembergischen Juden wurde Ende März 1942 bei einem Massaker erschossen. Über das weitere Schicksal von Fritz und Lilly Gollowitsch ist nichts bekannt, sie gelten als in Riga verschollen. 1949 wurden sie vom Amtsgericht Leutkirch für tot erklärt.

Der Initiativkreis „Orte des Erinnerns“ und die Stadtverwaltung Leutkirch erinnern am Montag, 28. November, um 18 Uhr mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung im Rathaus an die Deportation vor 70 Jahren.