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Praxisgebühr

Strobl zu Krankenhäusern: „Das halten wir auf Dauer nicht durch“

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Strobl zu Krankenhäusern: „Das halten wir auf Dauer nicht durch“
Veröffentlicht:23.08.2012, 16:50

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„Hoch defizitäre Krankenhäuser sind nicht zu betreiben. Das halten wir auf Dauer nicht durch.“ Der Versuchung, seinen Leutkircher Parteikollegen nach dem Mund zu reden, erlag der neue CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl am Mittwochabend im Gasthof Zum Rad nicht, als er auf die prekäre Situation des Leutkircher Krankenhauses angesprochen wurde.

Man könne doch zum Beispiel die Praxisgebühr nutzen, um Krankenhäuser der Grund- und der Notfallversorgung in ihrem Bestand zu sichern, hatte zuvor Wolfgang Wild angeregt. Eine Diskussion, auf die sich Strobl nicht einlassen wollte. Es gelte schließlich, nicht nur Krankenhäuser zu finanzieren, sondern auch eine flächendeckende Versorgung mit Apotheken und niedergelassenen Ärzten. „Vordringlich ist es zurzeit, ein Apothekensterben zu verhindern“, so Strobl. Joachim Krimmers Anregung, die Fallpauschalen zu erhöhen, damit Krankenhäuser finanziell besser über die Runden kommen, mochte Strobl nicht kommentieren: „Da bin ich nicht kompetent.“ Er versprach aber, sich bei der Parlamentarischen Staatsekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz, dafür einzusetzen, dass sie nach Leutkirch kommt.

Beim Sommerabendgespräch der CDU Leutkirch, zu dem Stadtverbandsvorsitzender Waldemar Westermayer eingangs begrüßt hatte, präsentierte sich Thomas Strobl leger (Sakko, offenes Hemd, braungebrannt vom Nordseeurlaub), locker und unkompliziert – bürgernah eben. Gleichzeitig machte er aber – jovial zwar in der Wortwahl, aber in der Tonart nachdrücklich – deutlich, dass er gedenke, einiges in der Landespartei umzukrempeln. So will er beispielsweise versuchen, mehr Frauen in die Partei zu holen. 22 Prozent Mitgliederanteil sei inakzeptabel für eine Volkspartei wie die CDU, sagte er den rund vier Dutzend Zuhörern, von denen fünf Frauen waren. Er habe bereits eine Umfrage unter Frauen machen lassen um herauszufinden, was ihnen an der CDU nicht gefalle. Diese Ergebnisse würden bald veröffentlicht, und, so Strobl an die Männer gerichtet: „Da werdet Ihr einiges lesen, was Euch nicht gefallen wird.“ Aber, so hatte er bereits vorausgeschickt: „Ich habe Euch bei meiner Wahl gesagt, Ihr würdet es nicht leicht haben mir mit. Jetzt habt Ihr mich, jetzt müsst Ihr mich aushalten.“

Abgesehen von einem dicken Lob für die Leutkircher Nachhaltigkeitspolitik („Leutkirch ist Avantgarde. Sie können stolz darauf sein, dass Sie die Entwicklung frühzeitig erkannt haben“) sprach Strobl hauptsächlich bundes- und landespolitische Themen an.

Ein flammendes Plädoyer zugunsten von Euro und Europa hielt er, als daran leise Kritik laut wurde. „Europa ist mehr als Euro und Cent, mehr als Wirtschaft und Wohlstand. Europa ist eine Wertegemeinschaft des christlichen Menschenbilds. Das muss uns auch etwas wert sein, gerade uns als christlichen Demokraten.“ Transferleistungen zum Beispiel nach Griechenland seien ein Problem, das viele Jahre anhalten werde. „Aber glauben Sie, dass Bremen, Berlin oder das Saarland ohne Transferleistungen auskommen?“ Den Einwand fehlender kultureller Einheit in Europa konterte er schelmisch: „Naja, Deutschland als kulturelle Einheit? Also, wenn ich manchmal in Südbaden unterwegs bin …“

Kämpferisch gab sich der Bundestagsabgeordnete ansonsten vor allem bei landespolitischen Fragen, wenn es darum ging, die grün-rote Regierung zu kritisieren. „Ein Herz für den ländlichen Raum hat Grün-Rot nicht.“ „Die Polizeireform ist ein Unsinn.“ „Die Bildungspolitik von Grün-Rot ist ein Megaförderprogramm für Privatschulen.“

Innerparteilich setzt Strobl auf mehr Diskussion unter den Mitgliedern – und mit den Bürgern. So wie er es im Leutkircher „Rad“ durchaus eindrucksvoll praktiziert hat.