StartseiteRegionalRegion AllgäuLeutkirch„Immer nur Wasser trinken ist auch blöd“

Bioprodukt

„Immer nur Wasser trinken ist auch blöd“

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin besucht die Härle-Brauerei
Veröffentlicht:20.06.2013, 19:30

Artikel teilen:

„Gottfried, ich kenne da einen guten Lieferanten für Bioprodukte in Göttingen, den kannst du mal anrufen“, sagt Jürgen Trittin während er über das Gelände der Leutkircher Härle-Brauerei spaziert. Seine Augen mustern das weitläufige Areal. „Es ist schön hier“, stellt er fest. Der ehemalige Bundesumweltminister und Spitzenkandidat der Grünen ist am Donnerstag bei Clemens Härle zu Gast. Er besichtigt die Brauerei und informiert sich über die Produktpalette. Ein Termin von vielen an diesem Tag.

Nach einem Redaktionsgespräch bei der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg, folgt um 12.30 Uhr ein Unternehmergespräch beim Mittagessen in Leutkirch . Dann der Brauerei-Rundgang. Danach eine Veranstaltung in Stuttgart. „In Ravensburg war ich schon, in Leutkirch noch nie“, sagt Trittin. Geschäftsführer Härle erklärt und führt auf dem Gelände herum. Er spricht über Umsatzzahlen, Konzeption und Produktion.

„Wie war der Name des Lieferanten?“, greift er das vorangegangene Gespräch wieder auf. Trittin buchstabiert, Härle zückt einen Stift und notiert. „Du kannst dich dann gerne auf mich beziehen“, hakt Trittin ein. Die Stimmung ist gut. Es wird geduzt und gewitzelt. Auch Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger, der Sprecher der Grünen Jens Althoff, Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und weitere Interessierte nehmen an dem Rundgang teil.

Härle: „Das Dosenpfand hat uns geholfen“

Im Sudhaus angekommen, erkundigt sich der ehemalige Bundesumweltminister nach den Absatzzahlen. „Habt ihr hier keinen Rückgang beim Bier?“, fragt er. „Wir können uns gut halten“, antwortet Härle und schwenkt zum Thema Dosenpfand um. Denn Trittin war es, der vor etwa zehn Jahren die Einführung des Dosenpfands durchgesetzt hat. „Diese Reform hat entscheidend zur Rettung vieler mittelständischer Brauereien in ganz Deutschland beigetragen“, schreibt die Grünen-Pressesprecherin Bettina Jehne in der Einladung zum Brauerei-Rundgang. „Das Dosenpfand hat uns geholfen. Unsere Mehrwegquote liegt derzeit bei etwa 85 Prozent“, sagt Härle. Trittin ist erstaunt. „So hoch?“, fragt er nach.

„Wirf dich auf den Boden, wenn’s knallt“

Einige Minuten später erzählt er von seiner Studentenzeit. Damals habe er ebenfalls in einer Brauerei gearbeitet. „Die haben damals zu mir gesagt, Jürgen, wenn’s knallt, wenn eine Flasche explodiert, wirf dich flach auf den Boden.“ Er lacht.

Dann geht es weiter zu den Pfandflaschen. Mehrere Menschen mit Behinderung arbeiten dort. Sie machen leere Bügel-Mehrweg-Flaschen auf. „Die müssen, wenn man sie zurückgibt, immer offen sein, das wissen viele nicht“, sagt Härle. Trittin geht auf die Hilfskräfte zu, reicht ihnen die Hand und schaut über die Schultern. Ein junger Mann demonstriert, wie der Bügelverschluss auf die Flasche kommt. „Das ist ja interessant“, bemerkt Trittin. „Ich merke mir jetzt, dass ich die Bügelflaschen immer offen lassen muss“, ergänzt er und schnappt nach einer Seezüngle-Flasche. „Das habe ich auch schon getrunken, das war sehr gut“, schwärmt Trittin. Er betont: „Ich denke, dass der Trend zu solchen Getränken anhält, denn immer nur Wasser trinken ist auch blöd“.

Im Lager angekommen, drückt ihm Härle eine Kiste Bier in die Hand. „Weil der Gottfried manchmal in Berlin ist und mir schon ein Bier mitgebracht hat, kenn ich das, aber ich sage trotzdem vielen Dank für den Besuch und für das Bier“, sagt der Grünen-Politiker und verabschiedet sich damit aus Leutkirch.