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Konflikt

Ost und West verstehen sich immer weniger

Politik / Lesedauer: 2 min

Umfrage: Russen geben mehrheitlich USA und EU die Schuld am Konflikt in der Ostukraine
Veröffentlicht:13.08.2014, 18:33

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Russland und der Westen entfernen sich immer mehr voneinander. Das zeigt sich nicht nur in der Politik, sondern auch bei der öffentlichen Meinung. Die meisten Russen glauben, dass die aktuellen Probleme der Ukraine durch die Einmischung der USA und der EU verursacht wurden. Sie finden, dass ihr Land keine Verantwortung trägt für die vielen Toten in der umkämpften Ostukraine. Und sie sind stolz auf den Anschluss der Krim.

Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des unabhängigen Levada-Zentrums von Anfang August. In ihnen spiegelt sich wieder, dass der überwiegenden Mehrheit in Russland das kremlgesteuerte Staatsfernsehen als einzige Informationsquelle dient. Selbst in Millionenstädten wie Jekaterinburg oder Wladiwostok sind systemkritische Zeitungen nicht am Kiosk erhältlich.

Hinter den blutigen Auseinandersetzungen in der Ostukraine wittern die meisten Russen vor allen die Intrigen des Westens. So gaben 77 Prozent der Befragten an, dass es im Donbass nicht zum Blutvergießen gekommen wäre, wenn die USA den ukrainischen Präsidenten Poroschenko nicht zu einer militärischen Auseinandersetzung mit der russischsprachigen Bevölkerung überredet hätten. Nur sieben Prozent glauben, dass Poroschenko die Armee aus eigenem Antrieb aktivierte.

Interessant sind die Ansichten zu der Frage, warum sich denn die Ukraine auf einen pro-westlichen Pfad begeben hat. Für 52 Prozent der Russen sind die Intrigen der USA und der EU der eigentliche Grund, dass das Nachbarland bestrebt ist, sich Europa anzunähern und sich von Russland zu distanzieren. Nur jeder vierte Russe billigt den Ukrainern zu, dass sie ihr Land durch den Westkurs freier, demokratischer und fortschrittlicher machen möchten. Und nur eine kleine Minderheit sieht hinter dieser Entwicklung auch eine Schuld Russlands: Drei Prozent der Befragten gaben an, der West-Drall der Ukraine erkläre sich auch dadurch, dass Russland sich zu einem „undemokratischen, auf der Stelle stehendem Land“ entwickelt habe.

Dass Russland im Konflikt ordentlich mitmischt, wollen Dreiviertel der russischen Bevölkerung nicht wahrhaben. Gleichzeitig sind sie aber begeistert über den Annexion der Krim. 85 Prozent der Befragten glauben, die „Vereinigung der Krim mit Russland sei eine große Errungenschaft der russischen Führung, die für die Russen positive Folgen haben wird.“ Nur für sechs Prozent ist der Anschluss der Halbinsel ein nicht zu rechtfertigender Fehler.