StartseitePolitikIsrael zerstört Häuser von Attentätern

Synagoge

Israel zerstört Häuser von Attentätern

Politik / Lesedauer: 3 min

Abschreckung von „Terroristen“ - Neue israelische Wohnungen in Ost-Jerusalem
Veröffentlicht:19.11.2014, 18:07

Artikel teilen:

Einen Tag nach dem Anschlag in einer Jerusalemer Synagoge hat Israel die Androhung wahrgemacht, die Häuser von Attentätern zu demolieren. Die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem hat außerdem am Mittwoch den Bau von 78 neuen Siedlungseinheiten im besetzten Osten der Stadt genehmigt. 50 neue Wohnungen würden in der Siedlung Har Homa angelegt, 28 Wohnungen in der Siedlung Ramot.

Grenzpolizeitruppen rückten am frühen Mittwochmorgen in den arabischen Stadtteil Silwan vor, um die Wohnung von Abdel Rahman al-Schaludi zu zerstören. Dort und in anderen palästinensischen Vierteln kam es daraufhin zu heftigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Jugendlichen. Schaludi war am 22. Oktober mit seinem Wagen vorsätzlich in eine Wartemenge an einer Jerusalemer Straßenbahnhaltestelle gerast, wobei ein vier Monate altes Baby und eine Frau ums Leben kamen. Der Amokfahrer selbst war unweit des Tatortes von einem Polizisten erschossen worden.

Der Abriss bestraft mithin nur die Angehörigen. Israel will so potenzielle Nachahmungstäter abschrecken. Die Maßnahme sei eine Botschaft an alle, die es auf israelische Zivilisten abgesehen hätten, hieß es in einer Erklärung der Armee: „Wer Terror verübt, bezahlt einen hohen Preis.“ Auf diese Politik setzt Premier Benjamin Netanjahu nach dem Massaker in der Synagoge jetzt verstärkt. Dort waren am Dienstag vier Juden beim Morgengebet von zwei Palästinensern aus Ost-Jerusalem ermordet worden. Einer der herbeigeeilten Polizisten, ein Druse aus einem Dorf in Galiläa, der bei dem Schusswechsel schwer verletzt worden war, verstarb in der Nacht im Krankenhaus.

Die Tat hat in Israel und der Welt Entsetzen ausgelöst. Nicht nur der palästinensische Präsident Mahmud Abbas , auch einige arabische Staaten wie Bahrain und Jordanien haben den Mordanschlag verurteilt. Palästinensische Islamisten und auch viele Jugendliche sehen die Attentäter allerdings als Helden. Auch die 16-jährige Schwester des Amokfahrers aus Silwan pries die Tat und ebenso die ihres Bruders. Sie sei bereit, den gleichen Weg zu gehen und ihr Leben für Al-Aksa zu geben, die Moschee auf dem Tempelberg, erklärte das Mädchen aufgebracht Journalisten neben dem demolierten Haus.

In Israel wiederum machten sich ultranationale Politiker wie Kabinettsmitglied Naftali Bennett dafür stark, die Armee nach Ost-Jerusalem zu schicken, um so wie früher im Westjordanland mit einer militärischen Offensive für Ruhe zu sorgen. Statt Wachen vor Cafes, Kindergärten und Synagogen zu postieren, müsse man es den Palästinensern heimzahlen, meinte Bennett. Auch kritisierte er den Inlandsgeheimdienstchef Joram Cohen, der Abbas gegen Netanjahus Vorwürfe in Schutz genommen hatte, Gewalttäter durch Hetzreden erst aufzugestachelt zu haben.

Der Premier rief die Welt zu einer globalen Verurteilung des palästinensischen Terrors auf. An die israelische Opposition appellierte Netanjahu, angesichts der Bedrohungslage einer Einheitsregierung beizutreten. Arbeitsparteichef Jitzhak Herzog lehnte dies ab. Zu einer versöhnlichen Botschaft versammelten sich indes Vertreter aller drei Weltreligionen, unter ihnen jüdische Rabbiner und moslemische und christliche Würdenträger in der Synagoge in Har Nof, in der das Blutbad beim Morgengebet stattgefunden hatte.