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Sprachverständnis

„Ein Dialekd odr oi Schbrache lebd nur, wenn man sie schbrichd“

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Informatiker betreibt im Internet einen Schwäbisch-Übersetzer – Humorvolle Kritik aus dem Südwesten
Veröffentlicht:28.02.2014, 11:40

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„Wir können alles – außer Hochdeutsch“, mit diesem inzwischen berühmten Satz wirbt die Landesregierung für Baden-Württemberg.

Der Spruch sagt auch viel aus über das Sprachverständnis der Schwaben, der schwäbische Dialekt, in welcher Form auch immer, ist ihnen heilig. Doch was tun, wenn man kein Schwäbisch kann, schon gar nicht in Schriftsprache? Hier hilft der Informatikprofessor Uwe Schmidt von der Fachhochschule Wedel in Schleswig-Holstein. Schmidt pflegt im Internet ein Programm, das Hochdeutsch in Schwäbisch übersetzt. Dirk Grupe fragte ihn, warum ausgerechnet ein Norddeutscher sich für das Schwäbische engagiert und wie die Menschen aus dem Südwesten auf sein Programm reagieren. Das in Hochdeutsch geführte und aufgeschriebene Interview haben wir testhalber von Schmidts Programm übersetzen lassen. Die Version in Hochdeutsch können Sie im Internet nachlesen.

Herr Schmidd, wie kamet Sie auf d Ide, oin Schwäbisch-Übersedzr fürs Inderned z erschdelle, gell?

De Schwäbisch-Übersedzr gibd s scho lang, seid den Anfänge vom Inderneds, als man dynamische Seide generiere konnde. Ich heddde damals, so um 1997, oin Assischdende an dr FH Wedl, dr soi Abschlussarbeid bei IBM in Böblinge gmachd hedd und dord oi oi klois Programm fand, des normale Texde nimmd und sie wordweise ins Schwäbische übersedzd.

Sie hend den Übersedzr also gar nedd erfunde, gell?

Wir hend diess kloi Programm nedd erfunde, abr noh hergenomme und damid Texddeile schdüggweise übersedzd. Eine Zeid lang heddde mir sogar oi schwäbische Versio moir Online-Underlage zur Vorlesung „Objektorientierte Programmierung“ vorrädich. Die Vorlesung hieß noh „Objekdoriendierd Programmierung mid Java“. Und da war dr Schridd nedd weid, oi Web-Seide mid oim Formular zur Eingab von a Texds z baschdeln, dr noh ins Schwäbische übersedzd wurd.

Wie kamet Sie ausgerechned auf Schwäbisch, Wedl liegd bekanndlich im Norde, gell?

Man könnde au andere Sache mache, edwa des R immr durch oi L ersedze, was für uns noh oi wenich wie chinesischs Deidsch klingd. Auf liderarischr Ebene hedd dr Schrifdschdellr Ernsch Jandl damid exberimendierd und L und R immr midoiandr verdauschd und in von dene Form sogar Gedichde gschriaben. Des isch saumaessich bfiffich. Es beschdehd abr au immr d Gefahr, dadurch andere Kuldure z diskriminiere. Um von dene Gefahr aus dem Weg z gehe, hend mir uns für Schwäbisch endschiede.

Im Schwäbische gibd s deils große Underschied beim Dialekd, in wo übersedzd noh Ihr Programm, gell?

Des weiß i nedd. Im Wesendlile hend mir oiig Konsonande ausgewechseld und Endunge verniedlichd. Des isch alls saumaessich oifach und auf niedrigem Niveau angelegd, also mehr oi Schbaß.

Bekommet Sie noh Rüggmeldung aus dem Südweschde z dem Übersedzr, gell?

Ja, immr wiedr. Abr wie s z oim Nordlichd gehörd, des versuchd, ebbes ins Schwäbische z übersedze, hend i immr wiedr Kridik aus dem Südweschde oischdegge müsse, dess dr Übersedzr grob falsch arbeided. Zum Beischbil hedd dr des Word Erdbeere nedd in des angeblich urschwäbische Word Breschdling übersedzd. Abr d meischde Schwäbisch-Fans hend diese Unzulänglichkeide nedd z ernsch genomme und oi wenich Schbaß mid dem auch nedd ernsch z nehmende Übersedzr gehabd.

Abr kann oi Übersedzr nedd dabei helfe, Dialekde z bewahre, d joo bisweile vom Ausschderbe bedrohd sind, gell?

Da bin i skebdisch. Dialekde, odr bei uns im Norde des Pladddeidsch und des Friesische, werde in irgendwo Egge dr Gesellschafd gschbrole und bleibe au nur so erhalde. Ein Dialekd odr oi Schbrache lebd nur, wenn man sie schbrichd.

Planet Sie nohoch oin Übersedzr für Pladddeidsch, schließlich sind Sie oi Nordlichd, gell?

Noi. Pladddeidsch isch oi andere Schbrache. Ein Übersedzungschbrogramm wäre wesendlich schwierigr als beim Schwäbische.

Zur hochdeutschen Fassung des Interviews sowie zum Schwäbisch-Übersetzer gelangen Sie im Internet unter

schwaebische.de/schwaebisch