StartseitePolitikAnalyse: Nationalismus in Mazedonien schürt neue ethnische Spannungen

Nationalismus

Analyse: Nationalismus in Mazedonien schürt neue ethnische Spannungen

Politik / Lesedauer: 5 min

Analyse: Nationalismus in Mazedonien schürt neue ethnische Spannungen
Veröffentlicht:11.12.2013, 09:00

Artikel teilen:

Praktisch über Nacht wurde die fast drei Meter hohe Bronzestatue des legendären Jugoslawien-Gründers Josip Broz Tito im Vorhof einer Schule im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt Skopje aufgestellt. Niemand weiß, wer dafür verantwortlich ist, niemand will etwas beobachtet haben. Die Kopie – das Original steht heute in Titos kroatischem Geburtsort Kumrovec – zeigt den 1980 gestorbenen Tito, in Herrscher-Pose mit Partisanenuniform und wallendem Mantel.

Ein Sprecher der Stadt Skopje gab sich gegenüber dem Nachrichtenportal BalkanInsight ahnungslos: „Wir wissen nicht, wer das Monument errichtet hat, es hat auch niemand um Genehmigung angesucht.“ Wegräumen will es die Stadtverwaltung aber auch nicht. Denn Tito ist in Ex-Jugoslawien noch sehr populär, viele Menschen verbinden mit ihm Frieden und Wohlstand. Dass der Marschall auch politische Gegner einsperren und umbringen ließ, daran wollen sich nur wenige erinnern. Besonders die ältere Generation verklärt seine 35-jährige Herrschaft, deren Blüten der letzte Balkankrieg vor 20 Jahren vernichtet hat.

Ziel der Aktion dürfte sein, einen Kontrapunkt zur Nationalismus-Hysterie zu setzen, die seit Jahren Mazedoniens Regierung mit dem Stadterneuerungsprojekt „Skopje 2014“ betreibt. Drei Dutzend neue Paläste mit neoklassizistischen und pseudobarocken Fassaden für Ministerien und andere öffentliche Gebäude, gesichtslose Einkaufstempel, Sporthallen und zwei Dutzend weitere, dazwischen platzierte Heldendenkmäler haben das Stadtbild bis zur Unkenntlichkeit verkitscht.

Mittelpunkt ist das neue Wahrzeichen der ex-jugoslawischen Teilrepublik, eine 24 Meter hohe, golden glänzende Reiterstatue von Alexander dem Großen. Mazedoniens Nationalisten haben den Eroberer der Antike in den letzten zehn Jahren zur wichtigsten Identitätsfigur für die rund 1,5 Millionen slawischen Mazedonier hochstilisiert. Die Regierung unter Premier Nikola Gruevski, seit 2006 im Amt, will so von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit ablenken. Griechenland protestiert heftig gegen die Vereinnahmung Alexanders und die Bezeichnung Mazedonien, weshalb es seit 2005 die EU-Beitrittsgespräche des kleinen nördlichen Nachbarn blockiert.

Die Linksopposition wirft der Regierung Gruevski vor, mit dem Wahnprojekt Skopje 2014 das ohnehin hoch verschuldete Land zusätzlich mit 350 Millionen Euro zu belasten. Die Korruption habe die geplanten Kosten mittlerweile um das Vierfache hochgetrieben.

Prompt schürt die Nationalismus-Hysterie auch wieder ethnische Spannungen. Namentlich die starke albanische Volksgruppe, die in Mazedonien rund ein Viertel der Bevölkerung stellt, fühlt sich provoziert, weil sich die offizielle Geschichtsschreibung nunmehr nahezu allein in der Verherrlichung slawischer Heroen erschöpft.

So haben albanische Aktivisten die kürzlich errichtete Statue des mittelalterlichen Serbenfürsten Dusan mit Hämmern schwer beschädigt. Für die slawische Bevölkerung Mazedoniens ist Dusan, der einst über ein Großreich auf dem Balkan herrschte, einer ihrer größten Helden. Für die Albaner hingegen ist der Serbenzar ein Unterdrücker.

Mit Kitsch gegen die Krise

Ein bizarrer Heldenkult mit politischem Sprengstoff spielt sich derzeit in Mazedonien ab. Alexander der Große glänzt mit Partisanenführer Tito und einem mittelalterlichen Serbenzaren um die Wette.

Über Nacht stand er plötzlich da, im Vorhof einer Schule im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt Skopje: der legendäre Jugoslawien-Gründer Josip Broz Tito. Niemand weiß, wer die fast drei Meter hohe Bronzestatue aufgerichtet hat, niemand will etwas beobachtet haben. Die Kopie zeigt Tito - das Original steht heute in seinem kroatischen Geburtsort Kumrovec -, wie ihn die Welt kannte: in Herrscher-Pose mit Partisanenuniform und offenem, wallendem Mantel. Tito starb 1980 im Militärspital von Ljubljana, Slowenien.

Ein Sprecher der Stadt Skopje gab sich gegenüber dem Nachrichtenportal BalkanInsight ahnungslos: „Wir wissen nicht, wer das Monument errichtet hat, es hat auch niemand um Genehmigung angesucht.“ Wegräumen will es die Stadtverwaltung aber auch nicht. Denn Tito ist in Ex-Jugoslawien noch sehr populär, viele Menschen  verbinden mit ihm Frieden und Wohlstand. Dass der Marschall auch politische Gegner einsperren und umbringen ließ, daran wollen sich nur wenige  erinnern. Besonders die ältere Generation verklärt seine 35-jährige Herrschaft, deren Blüten der letzte Balkankrieg vor 20 Jahren vernichtet hat.

Der 70. Jahrestag der Gründung Jugoslawiens am 29. November war nur scheinbar Anlass für Titos „Wiederauferstehung“. Medien vermuten hinter der Denkmal-Aktion die Kleinpartei „Titos linke Kräfte“. Doch deren Chef Slobodan Ugrinovski, bekannt für seine Hymnen auf den legendären Partisanenführer, dementiert die Urheberschaft.

Ziel der Aktion dürfte sein, einen Kontrapunkt zur Nationalismus-Hysterie zu setzen, die seit Jahren Mazedoniens Regierung mit dem bombastischen Stadterneuerungsprojekt „Skopje 2014“ betreibt. Drei Dutzend neue Paläste mit neoklassizistischen und pseudobarocken Fassaden für Ministerien und andere öffentliche Gebäude, für Luxuswohnungen, Museen und Theater sowie gesichtslose Einkaufstempel, Sporthallen und zwei Dutzend weitere, dazwischen platzierte Heldendenkmäler haben das Stadtbild bereits bis zur Unkenntlichkeit verkitscht.

Mittelpunkt ist das neue Wahrzeichen der ex-jugoslawischen Teilrepublik, eine 24 Meter hohe, gülden glänzende Reiterstatue von Alexander dem Großen. Mazedoniens Nationalisten haben den Eroberer der Antike in den letzten zehn Jahren zur wichtigsten Identitätsfigur für die rund 1,5 Millionen slawischen Mazedonier hochstilisiert. Die Regierung unter Premier Nikola Gruevski, seit 2006 im Amt, will so von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit ablenken. Griechenland protestiert heftig gegen die Vereinnahmung Alexanders und die Bezeichnung Mazedonien, weshalb es seit 2005 die EU-Beitrittsgespräche des kleinen nördlichen Nachbarn blockiert.

Die Linksopposition wirft der Regierung Gruevski vor, mit dem Wahnprojekt Skopje 2014 das ohnehin hoch verschuldete Land zusätzlich mit 350 Millionen Euro zu belasten. Die Korruption habe die geplanten Kosten mittlerweile um das Vierfache hochgetrieben.

Prompt schürt die Nationalismus-Hysterie auch wieder ethnische Spannungen. Namentlich die starke albanische Volksgruppe, die in Mazedonien rund ein Viertel der Bevölkerung stellt, fühlt sich provoziert, weil sich die offizielle Geschichtsschreibung nunmehr nahezu allein in der Verherrlichung slawischer Heroen erschöpft.

So haben albanische Aktivisten die kürzlich errichtete Statue des mittelalterlichen Serbenfürsten Dusan mit Hämmern schwer beschädigt. Für die slawische Bevölkerung Mazedoniens ist Dusan, der einst über ein Großreich auf dem Balkan herrschte, einer ihrer größten Helden. Für die Albaner hingegen ist der Serbenzar ein Landräuber und Unterdrücker.

Die Statue wurde ausgerechnet an der neuen „Brücke der Zivilisationen“ – notabene Teil des Skopje 2014-Projekts – errichtet. Dabei sollte das Bauwerk über den Fluss Vardar die Verbundenheit der Balkanvölker symbolisieren.