StartseitePanorama„Respekt gestiegen“: Sport tut viel für Integration

Sportgespräch

„Respekt gestiegen“: Sport tut viel für Integration

Stuttgart / Lesedauer: 2 min

„Respekt gestiegen“: Sport tut viel für Integration
Veröffentlicht:25.01.2011, 14:10

Artikel teilen:

Der Sport leistet einen großen Beitrag zur Integration von Ausländern. Darin waren sich alle Teilnehmer des „Stuttgarter Sportgesprächs“ zum Thema „Integration oder Trennung - welche Sprache spricht der Sport?“ am Montagabend einig. Erdal Keser, der heute für den türkischen Fußball-Verband arbeitet, berichtete von seinen Erfahrungen als Profi bei Borussia Dortmund in der 80er-Jahren, als „Türken-Raus“-Rufe im Stadion keine Seltenheit waren. „In der Gesellschaft gab es seither einen 100-prozentigen Wandel. Zivilcourage und Respekt sind gestiegen“, sagte er.

„Integration bedeutet Teilhabe, ein Gefühl der Zusammen- und Zugehörigkeit“, sagte die Integrations-Beauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Gül Keskinler im „Stuttgarter Haus des Sports“. Auch für den baden-württembergischen Justizminister Ulrich Goll (FDP) ist der Sport ein „mittelbarer Helfer, dessen negative Aspekte weit hinter den positiven stehen“.

Als Vorzeige-Beispiele für eine gelungene Integration dienen in der Regel erfolgreiche Sportler wie die Fußball-Nationalspieler Sami Khedira oder Mesut Özil. Die Diskutanten waren sich jedoch auch darin einig, dass Breitensportler, ehrenamtliche Helfer, die Eltern von Nachwuchs-Athleten und die Trainer für die tägliche Integrations-Arbeit viel wichtiger sind. „Hier ist eine Qualifizierungs-Offensive notwendig“, sagte Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB). „Die Arbeit im Sport ist schwieriger geworden, daher ist die Ausbildung des Personals enorm wichtig.“

Keskinler nannte die Ehrenamtlichen „Brückenbauer“ und „Kümmerer“, die „direkt in die Familien hineinarbeiten“. Da der Sport laut Brechtken „weitgehend eine Mittelschichts-Veranstaltung ist“, betonte er die Wichtigkeit der „Netzwerkbildung“. Kindergärten, Schulen, Vereine, Sozialarbeiter, Eltern — alle müssten zusammenarbeiten.

„Migranten als Ehrenamtliche“ lautet auch eine Devise des DFB . „Wir müssen mehr Trainer mit Migrationshintergrund auszubilden sowie mehr Mädchen und Frauen einbeziehen“, meinte Keskinler. Die Grundlagen dafür bilden ein sicherer Arbeitsplatz, eine ausreichende Bildung sowie ein gutes Sprachverständnis. Das Problem ist nur: Der Sport kann längst nicht alle dieser Voraussetzungen schaffen.

Tests haben ergeben, dass Kinder mit Migrationshintergrund häufiger Sprachprobleme haben als Kinder ohne. „Viele Kinder bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück“, sagte Goll , „hier brauchen wir eine erhöhte Förderung.“ Der Sport könne zwar den Kontakt zu den Kindern herstellen, weil er Gesundheit, Ehrgeiz, Selbstvertrauen und Kommunikation fördere. Dann sei jedoch die Politik gefragt.