Fraktionskollege

Verpartnert

Politik / Lesedauer: 2 min

Verpartnert
Veröffentlicht:26.05.2015, 20:32

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Bei Debatten im Bundestag muss sich der Stuttgarter CDU-Abgeordnete Stefan Kaufmann manchmal anhören, dass seine Fraktionskollegen über die „Schwuchtel“ Volker Beck, Abgeordneter der Grünen, lästern. Trotzdem sagt der bekennende Homosexuelle über seine Partei: „Ich fühle mich akzeptiert, wohl wissend, dass es kritische Stimmen gibt.“

Kaufmann setzt sich in der CDU seit Jahren für die Gleichberechtigung von Homosexuellen ein. Nach dem Referendum der Iren zur Homo-Ehe hofft er auf Bewegung in seiner Partei: „Es gibt all denen Aufwind, die schon länger dafür sind“, sagt Kaufmann.

Beim Adoptionsrecht für homosexuelle Paare plädiert er für „Offenheit“. Mit Blick auf die Rechtsprechung der vergangenen Jahre erwartet der promovierte Jurist, dass das Bundesverfassungsgericht spätestens in zwei Jahren sowieso eine Gleichstellung verlangt. Der 45-Jährige hatte sich bereits 2012 für die mittlerweile umgesetzte steuerrechtliche Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften eingesetzt.

Kaufmann, der seit 2009 für die CDU im Bundestag sitzt und seit 2011 Kreisvorsitzender der CDU in Stuttgart ist, outete sich mit 29 Jahren. Knapp zwei Jahre später traf er in Stuttgart den Verwaltungsangestellten Rolf Pfander. Die beiden ließen sich im vergangenen Jahr verpartnern. Im Mai feierten sie mit 350 Gästen und einem alt-katholischen Pfarrer einen Segnungsgottesdienst in Stuttgart. „Die Segnung war uns so wichtig, weil wir beide katholisch erzogen sind und auch unseren Glauben leben“, sagt Kaufmann. Die katholische Kirche hatte zuvor einen Dankgottesdienst für das Paar abgelehnt.

Als Homosexueller in der Öffentlichkeit wird Kaufmann allerdings auch immer wieder über das Internet beschimpft. Erst in den vergangenen Tagen schrieb ihm ein Mann, dass er sich in Deutschland russische Verhältnisse wünsche. In Russland werden Homosexuelle verfolgt und drangsaliert.

Stefanie Järkel (dpa)