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Nächtlicher Einbruch in den Stall von Josef Rief

Politik / Lesedauer: 3 min

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Landwirt wird mit Fragen des Magazins „Spiegel“ zur Tierhaltung konfrontiert
Veröffentlicht:29.09.2016, 20:52

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Josef Rief traute seinen Augen nicht. In seinen E-Mails findet der CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Biberach ein Video, aufgenommen am 13. oder 14.September nächtens in seinem Stall in Kirchberg an der Iller. Dazu fünf Fragen des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ mit der Bitte um Beantwortung.

„Wenn Du kein Bundestagsabgeordneter wärst, wäre das nicht passiert“, meinte seine Frau Andrea. Da dürfte sie Recht haben. Denn außer Rief sollen rund 15 Funktionäre von Bauernverbänden und Abgeordnete des Bundestags von heimlichen Videoaufnahmen aus ihren Ställen betroffen sein, flüstert man sich auf den Fluren des Bundestags zu. Das Grundthema ist das Tierwohl in der Massentierhaltung. Über das wurde gerade in einer aktuellen Stunde des Bundestags gestritten. Und nur wenige Debatten wie jene um das Tierwohl werden so emotional geführt. Auch der Vorsitzende des Agrarausschusses, der CDU-Abgeordnete Franz-Josef Holzenkamp, bekam kürzlich nachts ungebetenen Besuch von Aktivisten, die seine Ställe filmten. Und wurde vom „Spiegel“ befragt. Der 56-jährige Landwirt Rief ist stellvertretendes Mitglied des Agrarausschusses im Bundestag.

Die nachts aufgeweckten Schweine von Josef Rief machen im Video einen ganz normalen Eindruck. Um sicher zu gehen, hat sich Rief das auch gleich von einem Veterinär bestätigen lassen, der sowohl den Ernährungs- als auch den Pflegezustand der Schweine als gut bezeichnet.

Spektakulär ist das Zwölf-Minuten-Video aus dem Stall nicht. „Wenn man mich fragt, lade ich doch jeden ein, den Stall zu besuchen“, sagt Rief. „Da habe ich noch nie viel Bohei gemacht.“ Rief hat 91 Mutterschweine und bis zu 650 Ferkel. „Im Übrigen habe ich, wann immer ich Zeit hatte, noch niemandem die Besichtigung meiner Stallanlagen, und einen Teil meiner Tiere halte ich auch auf Stroh, verwehrt“, schreibt Rief deshalb dem „Spiegel“. „Gerne lade ich auch Sie ein, sich meinen Betrieb persönlich anzuschauen.“

Anzeige erstattet

Doch dass er ein heimlich aufgenommenes Video aus seinem eigenen Stall zugeschickt bekommt mit der Aufforderung, Fragen zu beantworten, hat ihn doch sehr verwundert. Josef Rief hat als erstes Anzeige erstattet wegen des nächtlichen Einbruchs. Das sei das erste Mal in seinem Leben, dass er Anzeige erstatte. „Ich bin das sowohl meiner Familie und meinem Verwalter schuldig, außerdem wurde meine Herde durch den nächtlichen Einbruch in Gefahr gebracht.“ Rief hat Angst, dass Keime in seinen Stall hineingetragen werden könnten. „Wir selbst ziehen uns immer um, wenn wir in den Stall gehen“, so Rief.

In dem Video sind einige Aufnahmen, die nicht schön sind. Zum Beispiel das Bild der Kadavertonne. Die wird alle sechs Wochen geleert, das letzte Mal war dies am 28. Juli der Fall. In ihr liegen tiefgekühlt vor allem Nachgeburten oder tote Ferkel. Der Veterinär bestätigt, dass die Sterblichkeitsrate von Riefs Betrieb im unteren Durchschnittsbereich der Schweine haltenden Betriebe des Landkreises liegt. Das Herdenmanagement im Bereich der Ferkelaufzucht wird vom Veterinär sogar als „hervorragend“ bezeichnet. Auch der CDU-Abgeordnete Johannes Röring wurde mit Bildern konfrontiert, die vor einem Jahr in Ställen der Röring GbR in Vreden aufgenommen wurden, an der er beteiligt ist. In einer Stellungnahme zu einem Panorama-Bericht beklagt Röring, immer wieder verschafften sich sogenannte Tierrechtler widerrechtlich Zutritt zu landwirtschaftlichen Betrieben. „Ziel dieser Personen ist es, die Nutztierhaltung in Gänze zu diskreditieren“, so Röring, der die Betriebsprüfung erbat, die bestanden wurde. „Die Tatsache, dass die Bilder mit angeblichen Tierschutzverstößen erst eineinhalb Jahre später instrumentalisiert werden, zeigt, dass es den Aktivisten nicht um Tierschutz, sondern um eine Kampagne geht“, so Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands. Denn ein angeblicher Tierschutzverstoß hätte sofort zur Anzeige gebracht werden müssen.