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Diätformel

Hendricks wirbt für Fleisch-Diät in Deutschland

Politik / Lesedauer: 2 min

Bundesumweltministerin will Verzehr bis 2050 halbieren – Widerstand im Kabinett
Veröffentlicht:01.07.2016, 19:23

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Der Durchschnittsdeutsche verzehrt wöchentlich 1,1 Kilogramm Fleisch. Das ist im Schnitt jeden Tag ein Schnitzel oder ein Steak. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks plant nun eine FDH-Offensive: „Friss die Hälfte“ – die berühmte Diätformel als offizielle Empfehlung für den Fleischkonsum.

Die SPD-Politikerin will den Fleisch- und Wurstverzehr in der Republik bis 2050 halbieren und damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge. Hierbei handelt es sich um eine von vielen Maßnahmen im 67 Seiten starken Entwurf für den „Klimaschutzplan 2050“. Darin heißt es: Für den Klimaschutz entscheidend sei vor allem der Abbau der Wiederkäuerbestände.

Rinder dünsten viel Methan und Kohlendioxyd aus – zwei schädliche Klimagase. Daher solle, so heißt es in Hendricks‘ Papier, „ein Fleischkonsum entsprechend der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ( DGE ) angestrebt werden“. Die DGE empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu verzehren. Für die Meisten stünde daher eine ziemlich strenge Fleischdiät auf dem Plan.

Agrarminister Christian Schmidt schmecken diese Pläne nicht. Der CSU-Mann empört sich über das Papier der Umweltministerin, das zwar mit dem Wirtschaftsministerium abgestimmt sei, aber nicht mit dem Kanzleramt. „Landwirtschaft und Klimaschutz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, warnt Schmidt.

Flankenschutz erhält Hendricks dagegen von den Grünen. Die wollen nämlich die Massentierhaltung in den nächsten 20 Jahren verbieten. „Es gibt mehr als einen guten Grund in Zukunft nicht mehr auf massenhafte Fleischproduktion in Deutschland zu setzen“, sagt Fraktionschef Anton Hofreiter. Verbraucher müssten gutes Fleisch von Ramschware unterscheiden können, dafür brauche es eine Kennzeichnungspflicht.

Wie hältst du es mit dem Fleisch? Eine Frage, die in der Berliner Politik immer wieder zu Streit führt, der bis ins Kabinett hinein reicht. Hier Schmidt, der gegen Auflagen für Bauern ist, da Hendricks, die die Viehzucht deutlich reduzieren will.

Wer beim Gedanken an Fleischverzicht nun verzweifelt, sollte auf den Expertenrat hören: „Wir brauchen die derzeit verzehrten Fleischmengen nicht, um uns optimal mit Nährstoffen zu versorgen. Daher müssen wir auch nicht auf andere Lebensmittel ausweichen, wenn wir nur die Hälfe der bisherigen Fleischmenge essen würden“, sagt DEG-Vizepräsident Heiner Boeing. Sogar ein völliger Verzicht auf Fleisch sei unter Gesundheitsaspekten kein Problem, so der Ernährungsexperte.