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Mannschaftsbus

Festnahme und Verdacht gegen Islamisten

Politik / Lesedauer: 3 min

Attentat auf BVB-Bus hatte laut Bundesanwaltschaft offenbar terroristischen Hintergrund
Veröffentlicht:12.04.2017, 19:50

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Der nächste Anschlag auf deutschem Boden: Auch das politische Berlin war am Mittwoch geschockt und erschüttert, nachdem Unbekannte den Mannschaftsbus des BVB mit drei Sprengsätzen attackiert hatten, Fußballspieler töten wollten und der Sport womöglich ins Visier islamistischer Terroristen geraten ist.

„Wir sind uns einig, dass es sich hier um eine widerwärtige Tat handelt“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und lobte die breite Solidarität mit der Dortmunder Fußballmannschaft und den Fans, das „klare Signal“ gegen jede Art von Gewalt, das von der Verbrüderung der Fans des BVB und des Gegners AS Monaco ausgehe. „Unsere Gedanken sind bei den Spielern, beim BVB und den Fans“, so Merkel und übermittelte BVB-Geschäftsführer Joachim Watzke, Trainerstab und Mannschaft am Telefon gute Wünsche und Mitgefühl.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière ( CDU ), selbst bekennender BVB-Fan, vertrat die Bundesregierung am Mittwochabend im Dortmunder Westfalenstadion, saß auf der Tribüne, als das Spiel mit einem Tag Verzögerung angepfiffen wurde – Geste der Solidarität und das Signal, sich von den Terroristen nicht einschüchtern zu lassen. Hinweise auf eine besondere Terror-Bedrohungslage hatten die Behörden beim Nachholspiel nicht gesehen, wenngleich die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden waren.

Ist es ein richtiger Schritt, so schnell nach dem Anschlag, bei dem der Dortmunder Abwehrspieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt worden waren, die Mannschaften schon wieder auf den Platz zu schicken? „Absolut richtig“ findet der Terrorexperte Rolf Tophoven die Entscheidung. „Wir dürfen nicht vor den Tätern einknicken. Die wollten ja womöglich erreichen, dass das Spiel ganz abgesagt wird. Es gilt, souverän mit der Gefahr umzugehen und sich ihr zu stellen“, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Mieser, feiger Anschlag, aber die Fan-Solidarität ist beeindruckend“, twitterte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. „Kein Terror kann unsere offene Gesellschaft kaputt machen.“

Aber wer sind die Täter, wer steckt hinter der Attacke, bei der Sportler umgebracht werden sollten? Verwirrung zunächst über mehrere Bekennerschreiben, eines von einer antifaschistischen Gruppe, das von der Bundesanwaltschaft aber rasch als unglaubwürdig eingestuft wird. Mehr spricht für den Verdacht, knapp vier Monate nach dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz habe erneut der islamistisch motivierte Terror zugeschlagen: Ein Islamist wurde festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, es handelt sich um einen 25-jährigen Iraker aus Wuppertal, dem eine Nähe zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vorgeworfen wird.

Auch bei einem weiteren Verdächtigen, einem 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna, wurde die Wohnung durchsucht, auch er soll Verbindungen zur Islamistenszene haben. Allerdings weicht das Vorgehen von bisherigen Anschlägen ab: Bekennerschreiben am Tatort statt in Sozialnetzwerken, verfasst in deutscher Sprache und mit konkreten Forderungen wie dem Abzug der deutschen Aufklärungstornados aus dem Kampf gegen den IS in Syrien und die Schließung des US-Luftwaffenstützpunkts Ramstein.

Einen „terroristischen Hintergrund“ vermuten die Ermittler, aber vieles ist unklar. In dem Bekennerschreiben „im Namen Allahs“ wird angedroht, ab sofort würden Sportler und Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ angegriffen und stünden auf „einer Todesliste des ,Islamischen Staates‘“.