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Dreikönigstreffen

FDP startet mahnend in den Wahlkampf

Politik / Lesedauer: 3 min

Parteichef Lindner sieht beim Dreikönigstreffen Deutschlands Probleme wachsen
Veröffentlicht:06.01.2016, 18:17

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Dass die FDP mit weiblichen Spitzenkandidaten Landtagswahlen gewinnen kann, hat sie 2015 in Hamburg und Bremen gezeigt. In diesem Jahr will die Partei das auch mit Männern schaffen: Frank Sitta und Volker Wissing sollen am 13. März für die liberale Rückkehr in die Landtage von Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sorgen, Hans-Ulrich Rülke den Verbleib im Stuttgarter Parlament schaffen.

Für Lencke Steiner ist das machbar. „Wir hatten Beine“, sagt die bremische Spitzenkandidatin von 2015 in Anspielung auf einen ausgiebigen Kameraschwenk der Tagesschau über die Kandidatinnenbeine vom letztjährigen Stuttgarter Dreikönigstreffen. „Ihr habt den James Bond Baden-Württembergs“, sagt sie in Anspielung auf ein Foto, welches den damals 19-jährigen Rülke 1981 in knapper Badehose an der Adria zeigt.

Beine und Badehosen mögen der FDP begehrte Aufmerksamkeit bringen. Doch Parteichef Christian Lindner schlägt beim traditionellen Dreikönigstreffen der Liberalen in der Stuttgarter Oper vor vollen Rängen ernste Töne an. Hatte er vor einem Jahr noch den „German Mut“ der Liberalen und die neue Magentafarbe der FDP gepriesen, mischt sich nun mehr Moll in die Rede: Die Politik in Berlin regiere den Krisen hinterher, ohne die großen Herausforderungen anzugehen.

Jahrelanges Erntedankfest

Die Vorfälle in Köln und die Reaktion der Polizei kann er sich nur mit einem „Realitäts- und Kontrollverlust“ der Verantwortlichen erklären. Angela Merkel habe mit ihrer Flüchtlingspolitik nicht nur das eigene Land, sondern gleich den ganzen Kontinent Europa „ins Chaos gestürzt“. Und die Große Koalition in Berlin feiere im Steuerausgeben ein jahrelanges Erntedankfest, ohne sich um die Erwirtschaftung genau jener Steuern in der Zukunft zu kümmern. Dabei mehrten sich die Sorgen und Anzeichen, dass Deutschland in eine Wirtschaftskrise hineinschlittern könne. „Bei uns stimmen die Basics nicht mehr“, klagt Lindner. Es könne nicht sein, dass es bereits auf dem Parkplatz der hochinnovativen Firma Carl Zeiss in Oberkochen (Ost-albkreis) kaum noch Handyempfang gebe.

Mit BASF-Chef und Ex-Piraten

Die Lösung ist für ihn klar: Es braucht mehr Liberale in der Politik, 2016 in den Landtagen, 2017 dann wieder im Bundestag. Dass sowohl der BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht als auch die früheren Piratenparteichefs Bernd Schlömer und Sebastian Nerz in die FDP eingetreten sind, sind für Lindner Zeichen, dass die Liberalen inzwischen wieder sowohl als Marktwirtschafts- als auch als Bürgerrechtspartei ernst genommen und gebraucht werden.

In 66 Tagen sollen die drei Männer Sitta , Wissing und Rülke diese These mit Wahlsiegen bestätigen. Selbst in der ostdeutschen FDP-Diaspora Sachsen-Anhalt rechnen sich die Liberalen Chancen aus, immerhin waren die Liberalen lange stark im Heimatland von Hans-Dietrich Genscher. In den Stammländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ist der Parlamentseinzug Pflicht. Im Wahlkampf will sich Lindner auch mit der AfD beschäftigen, die fast zeitgleich im nahen Bad Cannstatt zum Dreikönigstreffen einlädt. Nicht weil man sich ähnle, sondern weil die FDP vielmehr der größtmögliche „Kontrast“ zur AfD sei. Man stehe für Weltoffenheit, die AfD hingegen für Abschottung.

Lencke Steiner sieht dem Wahlkampf entspannt entgegen, will mehrfach im Südwesten auftreten. „Die Politik hat vergessen, die Menschen mitzunehmen“, sagt sie. Mit einem kreativen Wahlkampf könne man das wieder ändern.