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Asylrechtsfrage

Der „wunderbare Neger“ macht Herrmann zu schaffen

Politik / Lesedauer: 2 min

Bayerischer Innenminister unter Kritik nach Äußerung in Talkshow – CSU-Politiker gilt als Hardliner in Asylfragen
Veröffentlicht:01.09.2015, 20:25

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Er hat „Neger“ gesagt. Seitdem muss Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Internet einen großen Shitstorm aushalten. Seinen Ruf als Hardliner in Asylrechtsfragen hatte der CSU-Politiker zuvor schon weg. Obwohl manche seiner Thesen auch bei Roten und Grünen gesellschaftsfähig werden.

Der jüngste Aufreger aus dem Mund des Bayern kam aus heiterem Himmel: Bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“ zeigten sie einen Lederhosen-Träger, der über „die Neger“ herzog. Solchen Querpass nahm der Minister auf und sagte, dass der Schlagersänger Roberto Blanko „immer ein wunderbarer Neger“ gewesen sei. Damit wollte er seinen negrophoben Lederhosen-Landsmann wohl zurechtweisen. Aber das ging in die Hosen, obwohl sich die Aufregung in der Plasberg-Runde zunächst noch in Grenzen hielt.

Schon kurz darauf begann eine Debatte, ob sich der Minister nur verplappert hat – oder aber bewusst Akzente setzen wollte. Wo er doch schon vor Überforderung durch Flüchtlingsströme warnte, bevor diese zum echten Problem anwuchsen. Herrmann hat sich gegen die Lockerung des Arbeitsverbots für Asylsuchende lange gesperrt. Er will Zuwanderern aus den Balkanstaaten das Taschengeld kürzen, auch um genug Platz zu haben für Menschen, die in der Heimat um Leib und Leben fürchten müssen.

„Echte Flüchtlinge wollen auch nur in Sicherheit leben, eine Unterkunft haben, täglich verpflegt werden und etwas zum Anziehen haben,“ hat Herrmann diesen Vorstoß begründet. Bei denen, die aus rein materieller Not kommen, seien Bargeldzuwendungen „eine Zumutung für die deutschen Steuerzahler“.

Es gibt für solche Sätze auch den Erklärungsversuch, dass der bayerische Innenminister damit seinem Ministerpräsidenten gefallen will. Immerhin hat Horst Seehofer schonmal drauf hingewiesen, „dass Deutschland nicht das Sozialamt für die ganze Welt“ sein könne. Diesen Spruch gab es schon mal als NPD-Slogan. Und dazu kommt der Umstand, dass Seehofer seinen Innenminister mittlerweile wieder gerne lobt, um den Kreis seiner Nachfolge-Kandidaten zu erweitern. Vergessen scheint da, dass Herrmann kurzfristig selber Anspruch auf das Amt des Regierungschefs erhob, als dann doch Seehofer das Rennen machte.

Wer den 59-jährigen Top-Juristen näher kennt – etwa aus seiner Zeit als Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion – weiß, dass der in München geborene Mittelfranke nicht dazu neigt, mit Schaum vor dem Mund zu agieren. Seine Vorbehalte gegen Asylbewerber vom Balkan teilen auch einige Sozialdemokraten und Grüne wie Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg.

Nach der Einreise hunderter Flüchtlinge aus Ungarn ließ der bayerische Innenminister jedoch zunächst keine Bereitschaft zu harten Maßnahmen erkennen. Die Neuankömmlinge würden nicht nach Ungarn zurückgeschickt, sondern in Bayern registriert und in die Aufnahmeeinrichtungen gebracht werden, sagte Herrmann am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Das sei doch „selbstverständlich“.