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CDU nach Wahlsieg im Höhenrausch

Politik / Lesedauer: 4 min

Nach dem Sieg in NRW feiert die Partei Armin Laschet als neuen Ministerpräsidenten
Veröffentlicht:14.05.2017, 23:02

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Armin Laschet in Siegerpose, die Arme in die Luft gestreckt. „Wir haben diese Landtagswahl gewonnen“, ruft der CDU-Frontmann seinen jubelnden Anhängern zu und strahlt. „Heute ist ein guter Tag für Nordrhein-Westfalen.“ „Armin! Armin!“-Sprechchöre von der Basis, die ihr Glück kaum fassen kann, als die ersten Hochrechnungen um 18 Uhr auf der Großbildleinwand den Triumph aufzeigen. Laschet hat es geschafft, das „Wunder von Rhein und Ruhr“ möglich gemacht und SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach sieben Jahren vom Thron gestoßen: Die CDU wird stärkste Kraft, Laschet wohl der neue Regierungschef in Düsseldorf. Neustart unter bürgerlicher Führung statt Weiter so, das ist das überraschend klare Ergebnis vom Wahlsonntag in NRW.

Im Festzelt vor der Landesgeschäftsstelle der CDU, fünf Minuten vom Landtag entfernt, gibt es kein Durchkommen mehr. Schon vor den ersten Prognosen musste Sekt nachgeordert werden. „Liebe Freunde“, hebt Laschet an, doch seine Stimme geht im Euphorie-Taumel unter. „Wir haben zwei Wahlziele gehabt: Rot-Grün zu beenden und stärkste Partei zu werden. Beide haben wir erreicht“, ruft Laschet. „Die Wählerinnen und Wähler haben eine klare Entscheidung getroffen.“ Sie wollten eine andere Politik bei Schule, Infrastruktur und Innerer Sicherheit.

Als „Wackeldackel“ hatte die SPD den 50-Jährigen tituliert, sich über ihn lustig gemacht, weil er in Sachen Innere Sicherheit und Migration lange keinen klaren Kurs hatte. Als zahm und blass war er in den eigenen Reihen kritisiert worden. Und jetzt das: Laschet, der 2012 in NRW noch als Verlegenheitskandidat die CDU-Führung übernommen hatte, ist der große Triumphator, der das Blatt mit scharfen Attacken auf die dürftige rot-grüne Regierungsbilanz noch wendete und die Scharte von 2012 auswetzt, als die CDU unter Norbert Röttgen auf 26 Prozent abgestürzt war und am Boden lag.

Merkel sagt am Wahltag nichts

Ein bisschen unheimlich ist der CDU der dritte Wahlsieg in Folge schon. Die Partei könnte das als Vorentscheidung für die Bundestagswahl sehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel tut es aber nicht. Die Vorsitzende kommt immer erst am Tag nach einer Landtagswahl mit dem jeweiligen Spitzenkandidaten auf die Bühne. Womöglich hätte sie am Sonntagabend auf die freudentaumelnden Christdemokraten aber auch wie eine Spaßbremse gewirkt. Unvergessen wie sie 2013 nach dem 41,5-Prozent-Sieg bei der Bundestagswahl einem siegestrunkenen CDU-Mann das Deutschlandfähnchen entriss. Bloß nicht abheben.

„Wir bleiben auf dem Boden“, versichert am Abend dann auch schon ihr Kanzleramtschef Peter Altmaier. Wenngleich er sich für diese Bemerkung wohl einigermaßen zusammenreißen muss. Er strahlt über das ganze Gesicht. Am liebsten würde er vielleicht auch einmal richtig losbrüllen vor Freude. So viele Male hat er Zuversicht trotz schwerer Schlappe verbreiten müssen. Jetzt muss er trotz CDU-Höhe tiefstapeln.

Als vor einer Woche Daniel Günther mit der CDU überraschend die Wahl in Schleswig-Holstein gewann, sagte Merkel nur: „Eine Landtagswahl ist eine Landtagswahl.“ Das wird sie vermutlich am heutigen Montag wiederholen, wenn der CDU-Landesvorsitzende und voraussichtlich nächste NRW-Ministerpräsident Armin Laschet neben ihr steht. Auch wenn Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste Bundesland ist und die Wahl dort als Trend für die Bundestagswahl gesehen wird. Und obendrein als „Herzkammer der Sozialdemokratie“ gilt, weil die SPD dort seit 1966 außer von 2005 bis 2010 das Land regierte.

Umgekehrt hatte sich die Kanzlerin von dem Aufschwung der SPD nach dem Antritt ihres Kanzlerkandidaten Martin Schulz im Frühjahr auch nicht beirren lassen wollen und die Union zu Geduld und Gelassenheit aufgerufen. Emotionalität in der Politik liegt ihr nicht. Genau dafür war sie parteiintern heftig kritisiert worden.

Nun ist wieder alles anders. „Wir gehen sehr, sehr zuversichtlich mit viel Rückenwind in die Bundestagswahl“, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsbundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU). Und CDU-Generalsekretär Peter Tauber ruft: „Die CDU hat die Herzkammer der SPD erobert.“ Natürlich sei das Rückenwind. Und natürlich dürfte das auch den Erwartungsdruck auf Merkel erhöhen.