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„Anteil echter Populisten ist niedriger“

Politik / Lesedauer: 1 min

„Anteil echter Populisten ist niedriger“
Veröffentlicht:25.07.2017, 20:04

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Im Gespräch mit Andreas Herholz kritisiert Hajo Funke (Foto: dpa), Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin und Extremismus-Experte, die Methodik der Bertelsmann-Studie.

Ein Drittel der Deutschen vertritt populistische Positionen. Kein Grund zur Entwarnung, oder?

Populistische Strömungen in Deutschland sind nicht so stark. Es gibt weitaus weniger Populisten in Deutschland als ein Drittel der Bevölkerung. Populismus ist dann gegeben, wenn man nach dem Willen des Populisten ein reines Volk definiert und damit – antiplural – andere nach Belieben ausschließt oder sogar herabwürdigt. Diese Definition, von der die Studie selbst ausgeht, wird nicht abgefragt. Das ist ein eklatanter Widerspruch zwischen Definition und ihrer eigenen Empirie. Der Anteil der echten Populisten ist deutlich niedriger. In Deutschland gibt es vor allem einen Rechtspopulismus in Gestalt von Pegida und dem von Höcke und Gauland dominierten Teil der AfD. Der Anteil von Rechtspopulisten hierzulande liegt bei fünf bis sieben Prozent. Wer etwa sagt, die Abschiebung von Flüchtlingen ohne Bleiberecht sollte beschleunigt werden, ist nicht unbedingt ein Populist.

Ist die Analyse nicht präzise?

Die Methodik der Studie ist zum Teil wenig differenziert und nicht immer seriös. Da fehlt es an Präzision. Die Ansicht etwa, dass Korruption in der Politik bekämpft werden soll, ist nicht populistisch, sondern vernünftig. Diese Ansicht werden viele teilen. Aber es ist jetzt nicht die Stunde der Populisten in Deutschland. Nicht jeder, der das politische Establishment kritisiert, ist Populist. Die Methodik der Studie ist in Teilen eher zweifelhaft.