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Untersuchungsbericht

US-Justizbericht offenbart allgegenwärtigen Rassismus in Fergusons Polizei

Politik / Lesedauer: 3 min

Justizminister Eric Holder malt düsteres Bild der Zustände in der US-Kleinstadt – Weiße Polizeitruppe lebt Allmachtsphantasien an Schwarzen aus
Veröffentlicht:05.03.2015, 19:43

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US-Justizminister Eric Holder hat in dem am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsbericht haarsträubende Missstände in Ferguson illustriert. In jener Kleinstadt am Rand von St. Louis, in der im vorigen August der schwarze Teenager Michael Brown von dem weißen Officer Darren Wilson getötet wurde und sich angestauter Frust in nächtlichen Krawallen entlud. Auf 86 Seiten zeichnen Holders Inspektoren das Bild einer Polizeitruppe, die sich allmächtig fühlt, Menschen auch ohne Grund in Handschellen abführt, keinen Widerspruch duldet und Schwarze unter eine Art Generalverdacht stellt. Und die Geld machen soll, damit sich die prekäre Kassenlage entspannt. Vor allem bei Afroamerikanern.

In einem zweiten Report gelangt das Ressort zu dem Schluss, dass Wilson in Angst um sein Leben schoss, als er auf Brown feuerte – kein schlüssiger Beweis belege das Gegenteil. Gleichwohl, sagt Holder, angesichts der Vorgeschichte, der vergifteten Atmosphäre, akuten Misstrauens, könne man sich unschwer vorstellen, „dass eine einzige Tragödie ausreichte, um Ferguson wie ein Pulverfass in Brand zu stecken“.

Hatte ein Weißer sein Auto falsch geparkt, waren beflissene Staatsdiener schon mal bereit, dem Freund oder Verwandten aus der Patsche zu helfen. „Dein Zweihundert-Dollar-Strafzettel hat sich auf magische Weise in Nichts aufgelöst“, frohlockte eine Gerichtssekretärin per Mail. „Alles geregelt, Baby!“ Wer dunkle Haut hat, konnte mit Erbarmen dagegen nicht rechnen.

Da ist die Frau, die 2007 ihr Auto im Parkverbot abstellte. Anfangs soll sie, Bearbeitungsgebühr inbegriffen, 151 Dollar zahlen. Verarmt, über weite Strecken obdachlos, vermag sie die Summe nicht aufzubringen, was sie noch bitter bereuen soll. Sieben Gerichtstermine werden im Laufe der Zeit angesetzt. Da sie zu keinem erscheint, bedeutet es jedes Mal nicht nur ein höheres Bußgeld, sondern auch einen Tag hinter Gittern. Zweimal versucht die Parksünderin das Geld in kleineren Beträgen abzustottern, 25, dann 50 Dollar. Vergebens, der zuständige Richter ließ es nicht zu. So kamen im Laufe der Jahre 1091 Dollar an Schulden zusammen.

Da ist ein, wie alle anderen namentlich nicht genannter, afroamerikanischer Mieter, den eine Patrouille, offenbar nach häuslichem Streit, aus seiner Wohnung abführen will. Dafür gebe es keine Handhabe, protestiert er. „Nigger, ich werde irgendwas finden, um dich einzusperren“, bekommt er zu hören. „Viel Glück dabei“, erwidert er sarkastisch, worauf er mit dem Gesicht gegen die Wand gestoßen wird, zu Boden geht und einer der Uniformierten sich über ihn lustig macht. „Fall bloß nicht in Ohnmacht, Motherfucker, ich hab nämlich keine Lust, dich zu meinem Auto zu tragen“.

Wie mancher öffentlich Bedienstete Fergusons über die Familie Obama denkt, ergibt sich aus internen E-Mails, von Holders Leuten auszugsweise wiedergebeben. Im November 2008 stichelt ein Beamter, Barack Obama werde wohl nicht lange Präsident bleiben, „welcher schwarze Mann hat schon vier Jahre lang einen festen Job“. Dann wieder wird der Staatschef als Schimpanse dargestellt, die First Lady aufs Primitivste verhöhnt. Ein Foto zeigt eine Gruppe barbusiger Frauen, die irgendwo in Afrika tanzen, darunter die Zeile: „Das Absolvententreffen von Michael Obamas High School“.