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Impfkampagne

Impfkampagne soll Cholera in Rohingya-Lagern vorbeugen

Politik / Lesedauer: 2 min

In Bangladesch haben Unicef, Weltgesundheitsorganisation und staatliche Stellen eine der größten Impf-Aktionen der Geschichte begonnen
Veröffentlicht:10.10.2017, 22:21

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Eine halbe Million Menschen sind seit Ende August über die Grenze von Birma nach Bangladesch geflohen. Die Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya leben nun in überfüllten, von Regen durchnässten Flüchtlingslagern – eine ideale Brutstätte für Cholera-Erreger. Um den Ausbruch der Seuche zu verhindern, ist jetzt eine massive Impfkampagne gestartet worden.

„Das ist eine vorbeugende Maßnahme, die Leben rettet“, sagt Jean Lieby, Leiter der Kinderschutzprogramme des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Bangladesch, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. 900 000 Dosen Impfstoff wurden für die Aktion von Unicef, Weltgesundheitsorganisation WHO und den Gesundheitsbehörden von Bangladesch beschafft. In zwei Lagern nahe der Grenzstadt Cox’s Bazar, in denen die Geflüchteten leben, wurde am Dienstag mit der Verteilung des Präparats begonnen. Nach Angaben von Unicef handelt es sich um die bislang zweitgrößte Cholera-Impfkampagne der Welt. Demnach werden zunächst alle 650 000 Menschen in den Lagern einmal geimpft. In einer zweiten Runde sollen dann 250 000 Kinder unter fünf Jahren eine zweite Dosis erhalten. Die Helfer beobachten zudem alle Menschen, die an Durchfall erkranken, berichtet Lieby. Das waren nach den Zahlen der Hilfsorganisationen allein in der letzten Septemberwoche fast 5000 Fälle. Cholera-Erkrankungen wurden noch nicht festgestellt.

Die Rohingya sind aus ihren Siedlungsgegenden im Nachbarland Birma geflohen. Im August attackierten Rohingya-Rebellen birmanische Sicherheitskräfte, das Militär ging daraufhin mit massiver Gewalt gegen die Minderheit vor. Die Vereinten Nationen sprechen von „ethnischen Säuberungen“. Die birmanische Regierung betrachtet die Rohingya als illegale Zuwanderer, die ursprünglich aus Bangladesch gekommen seien und denen deswegen keine birmanische Staatsangehörigkeit zustehe.

Jenseits der Grenze hausen die Flüchtlinge nun unter ärmlichsten Bedingungen. „In Bangladesch leben schon länger 150 000 geflüchtete Rohingya, nun sind in kürzester Zeit 500 000 weitere hinzugekommen“, beschreibt Unicef-Mitarbeiter Lieby die Lage. „Mit Plastikplanen und Bambusstöcken haben sie sich notdürftige Unterkünfte gebaut.“ Bislang sei dort Regenwald gewesen. Nun schlagen Soldaten der bangladeschischen Armee erst einmal Pfade durchs Buschwerk frei.

Trinkwasser muss per Lastwagen herangekarrt werden. Unicef unterstützt die Behörden zudem bei der Planung von Latrinen – und bei der Frage, wie die Fäkalien entsorgt werden.

Immerhin ebbt der Monsun ab. Bislang haben Tropenstürme die Bemühungen um hygienische Zustände erschwert. „Seit vier, fünf Tagen ist das Wetter ein bisschen besser“, sagt Lieby. Für die Rohingya ist zumindest das eine gute Nachricht.

Spendenkonto

Das Kinderhilfswerk Unicef ist für seine Arbeit in den Rohingya-Flüchtlingslagern auf Spenden angewiesen. Dazu wurde folgendes Aktionskonto eingerichtet:

Unicef

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00

Spendenstichwort: SZ / Nothilfe Rohingya