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Provokation

Ein Spiel mit dem Feuer

Politik / Lesedauer: 2 min

Ein Spiel mit dem Feuer
Veröffentlicht:06.12.2017, 19:42

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Offenbar wollte Donald Trump aus Lust an der Provokation mal wieder alles aufmischen. Vor allem, um seiner Anhängerschaft zu imponieren, die ihn öfters mit der Erinnerung an sein bislang nicht eingelöstes Wahlversprechen piesackte, die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen. Anders macht sein Tabubruch keinen Sinn, Jerusalem, das Herzstück des Nahostkonflikts, als alleinige israelische Hauptstadt anzuerkennen und den Botschaftsumzug in absehbarer Zeit in Angriff nehmen zu wollen.

Am Status Jerusalems zu rühren, ist ein Spiel mit dem Feuer. Nahezu alle blutig eskalierten Krisen im israelisch-palästinensischen Konflikt – von den Tunnelunruhen 1996 über die zweite Intifada bis zur Serie palästinensischer Messerattacken 2015 – haben sich an dieser Stadt, die Juden, Moslems und Christen heilig ist, entzündet. Selbst wenn sich nicht die schlimmsten Szenarios bewahrheiten, der Spannungspegel in Jerusalem ist bereits spürbar gestiegen.

Neben den unmittelbaren Risiken lauert noch eine politische Gefahr. Trumps Parteinahme, die Israels Alleinanspruch auf Jerusalem stärkt und die palästinensischen Rechte ignoriert, hat einfach Schlagseite. Er hat damit die US-Führungsrolle als Vermittler im Nahost-Prozess verspielt. Den „ultimativen Deal“ kann Trump vergessen, wenn er, der Unberechenbare, nicht doch noch eine scharfe Kehrtwende einschlägt.

Sein jetziger Schritt ist auch deshalb so riskant, weil er sogar die Saudis, seine engen Freunde, auf Distanz gehen lässt. Die Chancen mit ihnen, den Ägyptern und Jordaniern eine regionale Friedenskonferenz auf die Beine zu stellen, schwinden. Denn Jerusalem, von dessen Felsplateau der Prophet Mohammed seine nächtliche Himmelsreise angetreten haben soll, kann die islamische Welt nicht ignorieren. Außerdem bleibt Israels Annexion Ost-Jerusalems einfach völkerrechtswidrig.

Im Namen Jerusalems steckt das Wort Frieden, Schalom. Aber dieser Frieden muss beiden Seiten gerecht werden. Die Stadt braucht dazu eine geteilte Souveränität. Trump indessen hat neuen Unfrieden gestiftet.