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Bauchtanz

Zadiel zeigt's - Bauchtanz ist auch was für Männer

Kultur / Lesedauer: 3 min

Zadiel zeigt's - Bauchtanz ist auch was für Männer
Veröffentlicht:29.08.2012, 08:52

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Berlin (dpa) - Am Telefon eine Vorwarnung: „Ich bin keiner, der Hausfrauen-Bauchtanz macht“, sagt Zadiel Sasmaz. Er mag es sportlich, in seinen Kursen wird geschwitzt. Der 30 Jahre alte Berliner ist einer der wenigen Männer in einer Frauendomäne, als Bauchtänzer tritt er weltweit auf.

Der Durchbruch kam auch mit Hilfe von Videos im Internet, selbst die „ New York Times “ hat schon über den Deutschtürken aus Berlin-Reinickendorf berichtet. „Bauchtanz ist total "in"“, sagt Zadiel.

Er hatte zwei Schlüsselerlebnisse. Als Kind fand Zadiel bei seiner Mutter eine Videokassette mit Bauchtanz-Szenen und war fasziniert - fortan übte er in seinem Zimmer. Und als er eine Lehre zum Bürokaufmann machte, sagte eine Frau Schröder zu ihm: „Herr Sasmaz, Sie sind zu bunt für diese Ausbildung.“

Seinen ersten Auftritt hatte Zadiel „ganz doll aufgeregt“ in einer Bar, Lehrstunden nahm er beim Kolumbianer Horacio Cifuentes. Heute verdient Zadiel mit Kursen, Workshops und Shows ganz gut.

An diesem Sommerabend hat Zadiel von seiner Mutter gebackene Börek-Teigtaschen mit ins Studio nach Berlin-Moabit gebracht. Von der Turmstraße draußen klingt ein Hupkonzert, eine türkische Hochzeit. Zadiel - gestylte Frisur, gezupfte Augenbrauen - trägt kein schillerndes Kostüm wie auf der Bühne, sondern eine blaue Turnhose und ein enges weißes T-Shirt. Im Anfängerkurs führt er „Shimmys“ vor - so heißen die typischen Zitterbewegungen.

Zadiels durchtrainierter Körper wellt sich, als würden Stromstöße hindurchfließen. Grazil wie im Ballett turnt er seinen Schülerinnen die Übungen vor und gibt Kommandos: „Links kick - rechts hoch - und auf links einrasten“. Natürlich ist es viel schwerer als es aussieht. Als die Trommel- und Roma-Musik verklungen ist, verlassen die Frauen fröhlich und mit glühenden Gesichtern das Studio. Eine zeigt ein Armband aus bunten Steinen, das Zadiel seinen Schülerinnen aus Kostümresten zu Weihnachten gebastelt hat.

Der Tänzer räumt mit einem gängigen Vorurteil über sein Metier auf: Für Bauchtanz braucht man keinen Bauch. „Man kann gar nicht dick werden.“ Akzeptanzprobleme habe er nicht. „Viele sehen das auch als türkische Kunst an“, sagt er. Sehr gern tanzt Zadiel auf türkischen Hochzeiten. Für Bauchtanz müsse man entspannt sein. Und ohne könne er nicht: „Dann gehe ich ein wie eine Pflanze.“ Wie bei den Frauen stecken ihm Zuschauer nach Auftritten Scheine ans Kostüm.

Neben dem ägyptischen und dem türkischen Stil kann Zadiel auch den russischen und den deutschen Bauchtanz-Stil erklären. Letzterer sei „sehr akribisch“. Seinen eigenen Stil beschreibt er als „showorientiert“. Dazu passt, dass Zadiel an diesem Samstag bei einem Berliner Orientfest im Tarzankostüm vor der Show am Eingang Schnaps verteilen will. Auf der Einladung steht über ihn: „geboren aus den Flammen Anatoliens“.

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