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Weihnachtsfilm

Weihnachtsfilm der Augsburger Puppenkiste im Kino

Kultur / Lesedauer: 3 min

Weihnachtsfilm der Augsburger Puppenkiste im Kino
Veröffentlicht:01.12.2017, 19:35

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Ravensburg (kawa) - Es dauert nur ein paar Minuten, dann ist man auch als Erwachsener wieder mittendrin, eingetaucht in die märchenhafte Welt der Augsburger Puppenkiste . In der spielen nicht Zeichentrickfiguren die Hauptrollen, animiert von Heerscharen ambitionierter Computertechniker, sondern Marionetten. Und immer noch gilt, was Klaus Marschall, Leiter der Puppenkiste, täglich aufs Neue erstaunt: „Wir Puppenspieler wackeln mit einem Stück Holz und sagen: Das lebt. Der Zauber geschieht dann im Kopf des Zuschauers.“ Der entfaltet sich auch bei der Verfilmung des Kinderbuchs von Cornelia Funke „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“. Der Film läuft an den kommenden vier Adventssonntagen und an Heiligabend in den Kinos.

Die Brüder Klaus und Jürgen Marschall haben die Kinovariante als Ersatz für die früher im Fernsehen ausgestrahlten Filme entdeckt. Diese haben haben Generationen geprägt: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Urmel aus dem Eis“, „Kater Mikesch“, alle gedreht in den 1960er-Jahren, 1976 dann „Jim Knopf“ in Farbe. Es war so einfach: Man spanne eine Klarsichtfolie, beleuchte sie von unten blau – und fertig war das bedrohliche Meer, in dem das Boot mit dem kleinen schwarzen Jungen im roten Pullover schlingerte. Die Filme wurden damals an den Adventssonntagen im Fernsehen ausgestrahlt. Diese Tradition hat das Augsburger Familienunternehmen nun bereits im zweiten Jahr mit einem Kinofilm wieder aufgenommen.

Die Sache mit dem Christkind

Weihnachtsmann statt Christkind? Und das bei uns im Süden? Klaus Marschall sieht das nicht so eng. „Man kann sich dem Weihnachtsmann nicht entziehen.“ Die Eltern müssten sich nur eine sinnige Geschichte ausdenken, wie der Weihnachtsmann und das Christkind zusammenkommen. Wie solle schließlich ein Neugeborenes, also das Christkind, das mit dem Geschenkeverteilen alleine schaffen? Da sei der Weihnachtsmann doch ein willkommener Helfer. Zudem passe die Aussage des Kinderbuchs von Cornelia Funke, dass nicht die teuersten Geschenke die besten sind, sondern die, die von Herzen kommen, gut zur Puppenkiste.

Bei der Augsburger Puppenkiste ist Tradition alles. Das Theater ist älter als die Bundesrepublik Deutschland, wenn auch nur knapp: 1948 spielte Walter Oehmichen im ehemaligen Heilig-Geist-Spital in Augsburg erstmals mit seinen Marionetten das Märchen „Der gestiefelte Kater“. Inzwischen führt mit Klaus und Jürgen Marschall die dritte Generation das Theater: Klaus als Mann für alles, inklusive Regie, Jürgen schnitzt die Masken der Marionetten, drei weitere Familienmitglieder arbeiten mit.

Das eigentliche Wunder aber ist, dass sich heutige Kinder, an rasante Filmschnitte gewöhnt, noch auf das gemächliche Tempo einlassen, in dem die Marionetten über die Bühne schwanken. Für Klaus Marschall ist der entscheidende Punkt hierbei, dass eben nicht alles perfekt ist. Während ein Kind bei einer makellosen Disney-Produktion zum Zuschauen verdammt sei, könne es in der unvollständigen und nur angedeuteten Welt der Marionetten voll in die Geschichte mit einsteigen, sie im eigenen Kopf zum Leben erwecken.

Im Film werden auch die Kinder gezeigt, die im Augsburger Puppentheater sitzen. So wird das Kino wieder zu dem, was es früher war: Ein Filmtheater, in dem sich die Zuschauer mit Applaus für eine Reise in die Welt der Fantasie bedanken. Vorhang auf!

„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ läuft am Sonntag in folgenden Kinos: Biberach, Friedrichshafen, Tuttlingen, Memmingen, Aalen, Konstanz, Neu-Ulm.