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Rarität

Schon­zeit für Stör­che

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Schon­zeit für Stör­che
Veröffentlicht:24.04.2015, 08:00

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Pardon, war nicht ernst gemeint. Der Storch hat nun mal ein viel besseres Image. Lange Zeit eine Rarität, stolziert der schwarz-weiße Riesenvogel jetzt wieder majestätisch über unsere Wiesen. Und dazu kommt dann noch die alte, nette Mär, er bringe die Kinder. Über deren Ursprung wird schon immer gerätselt. Vielleicht hat sie damit zu tun, dass der Storch auf der Suche nach Fröschen durchs Wasser watet, in dem sich - nach einer anderen Legende - auch die Seelen der Ungeborenen tummeln. Da muss Meister Adebar nur noch zupacken - und schon hat er ein kleines Menschlein in seinem Schnabel.

Wie auch immer: Der Storch ist bei uns positiv belegt. Das hat zu einer sonderbaren Redensart geführt: Da brat mir einer einen Storch! Will sagen: Das ist ja unerhört, unglaublich, unvorstellbar! So unvorstellbar eben, wie es das Essen eines Storchs wäre. Zwar sollen die alten Römer den Storch als Delikatesse geschätzt haben, aber in unseren Breiten ist sein Genuss seit Jahrhunderten tabu.

Wenn der Mensch in Bildern spricht, greift er mit Vorliebe zu Beispielen aus der Tierwelt - sei es zur Beschreibung seiner Wahrnehmungen oder seiner eigenen Verhaltensweisen. Ellenlang ist die Liste der Tiermetaphern - von Adlerauge bis Zebrastreifen. Aber weil gerade vom Störchebraten die Rede war, wollen wir hier bei Beispielen aus der kulinarischen Welt bleiben: Schlangenfraß, Bärenhunger, Gänsewein, Katzenzunge, Ochsenauge, Bocksbeutel…

Und dazu noch drei Redensarten: Wie die Katze um den heißen Brei drückt sich jemand um eine klare Aussage herum. Liegt irgendwo der Hase im Pfeffer, so steht Pfeffer für eine dunkle, würzige Soße, und angespielt wird dabei auf den verborgenen Grund einer Sache - so ähnlich wie die Hasenteile im Ragout nur noch schwer auszumachen sind. Schließlich wird manchmal der Hund in der Pfanne verrückt. Dieser Ausdruck für grenzenloses Erstaunen spielt auf einen Till-Eulenspiegel-Schwank an. Da fasst der Schalk während seiner Lehre in einer Brauerei die Aufforderung des Meisters, Hopfen zu sieden, bewusst falsch auf, wirft dessen Hund namens Hopf in die Siedepfanne - und der haucht dann zuckend sein Leben aus.

Wie hat es da der Storch doch gut! Der stakst allenfalls durch den Salat.