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Paul Klee und die abstrakte Dimension

Kultur / Lesedauer: 4 min

Fondation Beyeler in Basel beleuchtet Paul Klees Verhältnis zur Abstraktion
Veröffentlicht:22.10.2017, 17:00

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An manchen Künstlern kann man sich nie sattsehen. Paul Klee (1879-1940) gehört dazu. Der gebürtige Berner war ein experimentierfreudiger Maler und hat mit knapp 10 000 Arbeiten ein äußerst vielseitiges Werk hinterlassen. Nach wie vor gibt es in seinen Bildwelten immer wieder Neues zu entdecken. Die Herbstausstellung in der Fondation Beyeler in Basel setzt sich mit Klees Verhältnis zur Abstraktion auseinander. Am Beispiel von 110 Werken aus zwölf Ländern rückt die Schau diesen Aspekt in den Mittelpunkt und leistet damit Pionierarbeit im Kunstbetrieb.

Publikumsliebling bis heute

Paul Klee, einer der einflussreichsten Künstler der Moderne, war ein Brückenbauer. Während seine Künstlerkollegen Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise radikal mit dem Thema Abstraktion umgingen und mit ihren Werken das Publikum schockierten, bewegte sich Klee frei und spielerisch zwischen beiden Welten. In vielen seiner Bilder sind gegenständliche Elemente zu entdecken oder er schlägt mit seinen Werktiteln entsprechende Assoziationen vor. Vielleicht war er deshalb als Künstler so erfolgreich und gehört bis heute zu den Publikumslieblingen.

Vier Themen haben ihn in seinem abstrakten Werk immer wieder inspiriert: Natur, Architektur, Musik und Schriftzeichen. In der neuen, chronologisch gruppierten Ausstellung in Basel , die Klee-Kennerin Anna Szech kuratiert hat, dienen diese zentralen Aspekte nun als Leitmotiv. Wobei die Grenzen oft verschwimmen.

Eine hochkarätige Auswahl ist in der Fondation Beyeler Ehrensache, in der Klee neben Picasso einer der eigenen Sammlungsschwerpunkte bildet. Zu bewundern sind Leihgaben von bedeutenden Museen aus aller Welt. Hinzu kommen 52 Werke aus Privatsammlungen, die der Öffentlichkeit sonst nur selten oder gar nicht zugänglich sind. Allein letztere machen diese Schau mit dem Titel „Paul Klee – die abstrakte Dimension“ schon sehenswert. Alles in allem ein Augenschmaus für Kunstliebhaber.

Ein besonderes Blatt ist etwa „Kairuan, vor den Thoren“ von 1921 aus einer Riehener Privatkollektion, das erstmals seit mehreren Jahrzehnten gezeigt wird. Hier wie in den Aquarellen, die zuvor 1914 auf der legendären Tunisreise mit seinen Freunden August Macke und Louis Moilliet entstanden sind, verschränkt Klee Architektursilhouette und Farbfelder miteinander. Wenig später werden diese zauberhaften Bilder von Kompositionen abgelöst, in denen aus Häusern, Kirchen und Türmen fantasievolle Pflanzen oder Schriftzeichen wachsen. Es sind Klees kleine Fluchten während des Kriegsdienstes. Eindrucksvoll ist diese Verschränkung in „Die Kapelle“ von 1917 aus der Sammlung der Fondation gelungen. Farben, Formen und Räume sind hier organisch miteinander verwachsen.

Zu Beginn der 1920er-Jahre, als Klee ans Bauhaus in Weimar berufen wird, entstehen dann die sogenannten Schachbrett- und Lagenbilder. Das sind Gemälde, auf denen verschiedenfarbige Quadrate, Rechtecke oder Streifen in alle Richtungen wuchern Nur die Titel wie „Blühender Baum“ (1925) oder „Fuge in Rot“ (1921) lassen erahnen, was den Künstler jeweils dazu inspiriert hat. Diese kostbaren Werkgruppen gehören zu den Höhepunkten der Ausstellung und werden teilweise einzeln an grau getünchten Wänden im großen Saal präsentiert. Das ist gewagt, weil Klees Formate hierfür fast zu klein sind.

Sehr plakativ wirken dagegen die überdimensionierten fotografischen Porträts des Künstlers in jedem Raum. Ansonsten ist die Ausstellungsarchitektur stimmig. Übrigens: Erstaunlicherweise sind auch Klees spannende Jahre am Bauhaus im Kunstbetrieb bis dato eher stiefmütterlich behandelt worden. Die Pinakothek der Moderne in München will das jetzt ändern und plant für kommendes Frühjahr eine umfassende Schau ausschließlich zu diesem Thema. Man darf gespannt sein.

Exil in der Schweiz

Zurück nach Basel. Der Parcours endet mit den berühmten Zeichenbildern aus Klees Spätwerk, die für die Abstraktionsprozesse am Ende seiner künstlerischen Laufbahn stehen. Der Künstler, der unter den Nazis als „entartet“ galt, war 1933 nach der Machtergreifung schweren Herzens in die Schweiz emigriert. Laut Enkel Alexander war sie ihm „zu klein und zu provinziell“. Seine Kreativität hat darunter nicht gelitten. Er malt nun bevorzugt rhythmische Kompositionen aus leuchtenden Farbfeldern und Hieroglyphen. Zu den Glanzstücken gehören hier „Zeichen in Gelb“ von 1937 oder „Park bei Lu“ von 1938. Parallel dazu entstehen vereinzelt auch gestische Malereien, etwa von Bergrücken, in denen er bereits der Nachkriegskunst mit dem Abstrakten Expressionismus voraus greift.

Besonders gelungen ist diesmal der Katalog. Neben Experten untersuchen darin auch bekannte Persönlichkeiten Klees Arbeiten. So widmet sich etwa der Schweizer Architekt Peter Zumthor in einem Beitrag den architektonischen Elementen.

Die Ausstellung „Paul Klee – Die abstrakte Dimension“ dauert bis 21. Januar 2018. Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr, Mi. 10-20 Uhr. Katalog: 58 Euro.