StartseiteKulturMozarts „Le Nozze di Figaro“ begeistert musikalisch und szenisch in Bregenz

Spielfreude

Mozarts „Le Nozze di Figaro“ begeistert musikalisch und szenisch in Bregenz

Kultur / Lesedauer: 3 min

Bregenzer Festspiele: Mozarts „Le Nozze di Figaro“ begeistert musikalisch und szenisch
Veröffentlicht:15.08.2017, 17:56

Artikel teilen:

Schöne Stimmen, ein ohne Abstriche homogenes Ensemble, eine Regie, die die Spielfreude im Durcheinander der Gefühle, Intrigen, Finten und Versöhnungen weckt. Dazu Temperament und Feinzeichnung im Orchester und ein reduziertes Bühnenbild, das alle Möglichkeiten bietet: Das ist Mozarts „Le Nozze di Figaro“ im Vorarlberger Landestheater unter der musikalischen Leitung von Hartmut Keil und in der Regie von Jörg Lichtenstein. Nach „Così fan tutte“ vor zwei Jahren und „Don Giovanni“ im vergangenen Sommer wird auch die dritte von Mozarts Meisteropern nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte mit wenigen Mitteln höchst kurzweilig umgesetzt. Das Opernstudio, ein Lieblingskind von Intendantin Elisabeth Sobotka, trägt auch im dritten Jahr reiche Früchte.

Die Bühne von Nikolaus Webern ist fast leer: Einzig Türen mit Rokokoverzierungen, groß und klein, einfach oder als Doppeltüren, werden samt Türstock hin und her geschoben. Das ist ebenso einfach wie schlüssig, herrscht doch in dieser Oper nach einem Theaterstück von Beaumarchais ein stetes Kommen und Gehen. Man lauscht hinter Türen, verkleidet oder versteckt sich. Ebenso wie die Personen immer mal wieder Tanzschritte setzen und im dritten Akt ein zierliches Menuett zur Überbringung heimlicher Botschaften dient, so wirkt auch das Verschieben der Türen wie ein Ballett. Die Kostüme und Perücken zitieren die Rokokozeit, doch immer mehr legen die Figuren dieses historische Beiwerk ab, werden Menschen unserer Zeit. Schließlich ist das Spiel von Macht und Ohnmacht, Intrigen und erotischen Abenteuern immer aktuell: So wie die Menschen im Schlussgesang vereinzelt für sich stehen, ist das versöhnliche glückliche Ende vermutlich nicht von Dauer.

Ungemein stimmiges Ensemble

In Zusammenarbeit mit dem Wettbewerb „Neue Stimmen“ haben Elisabeth Sobotka und Operndirektorin Susanne Schmidt ein ungemein stimmiges Ensemble zusammengestellt. Der Meisterkurs mit Brigitte Fass-baender Anfang des Jahres und die intensive musikalische Arbeit mit Hartmut Keil haben die jungen Menschen, die in ihren Zwanzigern sind und in verschiedenen Opernstudios Erfahrungen sammelten, inspiriert. Da ist der elegante, feine Bariton des Vincenzo Neri als Graf Almaviva, der im Laufe des Abends immer mehr an Stimme und Autorität gewinnt. Seine Gräfin, die slowenische Sopranistin Mojca Bitenc, überzeugt mit Ausstrahlung, Wärme und Leuchtkraft. Der polnische Bariton Adam Kutny ist mit seiner prächtigen Stimme und spielerischen Präsenz der fantasievolle Drahtzieher des Geschehens, der von seiner Susanna, der schlanken und spielfreudigen Israelin Anat Edri, noch überboten wird.

Im Mittelpunkt der Oper und dieser Inszenierung steht der Page Cherubino, der überall zugleich und seinem Herrn Grafen stets voraus zu sein scheint. Die polnische Mezzosopranistin Natalia Skrycka erfüllt diese Traumrolle mit Wärme, Charme und Spielwitz. An ihrer Seite wirkt die Barbarina der Jenifer Lary wie ein flatterhaftes Elfenwesen. Auch die kleineren Partien sind mit Clara Corinna Scheurle (Marzelline), Martin Summer (Bartolo und Antonio) und Uwe Gottswinter (Basilio und Curzio) beeindruckend besetzt.

Zum musikalischen Glanz der frischen Stimmen trägt das höchst beweglich agierende Symphonieorchester Vorarlberg mit sprechend artikulierenden Bläsern und Streichern bei. Hartmut Keil führt es zu einem homogenen und farbigen Klang und gestaltet die Rezitative am Hammerflügel so fantasievoll und geistreich, dass aus dem kleinen Orchestergraben die Funken sprühen. Schade, dass es nur mehr so wenige Aufführungen am 17. und 19. August gibt!