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Kurt Cobain wäre heute 50 geworden

Kultur / Lesedauer: 3 min

Am Montag wäre Nirvana-Sänger Kurt Cobain 50 Jahre alt geworden
Veröffentlicht:19.02.2017, 19:18

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Kaum ein anderer Musiker hat die moderne Rockmusik derartig geprägt wie Kurt Cobain . Mit Hits wie „ Smells Like Teen Spirit “ mischte seine Band Nirvana Anfang der 1990er-Jahre alles auf. Durch seinen Selbstmord 1994 wurde der verletzliche Poet zum Mythos. Am Montag, 20. Februar, hätte er seinen 50. Geburtstag gefeiert.

Wie Kurt Cobain wohl aussähe mit 50? Ergraut? Mit Bauch? Würde er Anzug tragen oder Karo-Hemd? Hätte die exzessive Drogensucht ihn weiter gezeichnet? Oder hätte er die Kurve nochmal gekriegt? Sein Nirvana-Bandkollege Krist Novoselic hat inzwischen Halbglatze, der Dritte im Bunde, Dave Grohl, zählt mit seiner Band Foo Fighters zu den weltweit erfolgreichsten Rockmusikern.

Welches Schicksal das Leben für Cobain bereitgehalten hätte, wird nach diesem 5. April 1994 unbeantwortet bleiben. An jenem Tag erschoss er sich in seinem Anwesen in Seattle – wohl im Heroinrausch – mit einer Schrotflinte. „It’s better to burn out than to fade away“ (etwa: Es ist besser, auszubrennen, als zu verblassen) schrieb er in seinem Abschiedsbrief. Die Zeile stammt aus dem Song „Hey Hey, My My (Into the Black)“ des kanadischen Musikers Neil Young , der zu Beginn seiner Karriere in den 60er- und 70er-Jahren mit Bands wie Crosby, Stills Nash & Young und Buffalo Springfield Folkrock machte, später mit sperrigem Gitarrensound aber zum „Godfather of Grunge“ avancierte. Cobain verehrte ihn. In seiner Autobiografie „Waging Heavy Peace“ (deutscher Titel: „Ein Hippie-Traum“) schrieb Young, dass er vor Cobains Selbstmord versucht habe, mit ihm Kontakt aufzunehmen und dem innerlich zerrissenen Musiker zu helfen.

Star wider Willen

Was Cobain mit Nirvana macht, ist damals neu. Der junge Mann räumt auf mit Glamour und betont männlichem Macho-Gehabe, zwei der wesentlichen Merkmale des amerikanischen Rock-Zirkus’ zu der Zeit. Mit Nirvana kommen Ecken und Kanten zurück in die Rockmusik, die vorher behäbig und vorhersehbar geworden ist. Cobains Erfolgsrezept ist es, die brachiale ungeschliffene Musik des späten Punk und Garagen-Rocks der Seattle-Szene mit eingängigen Pop-Melodien zu kreuzen. Das Album „Nevermind“ hat sich weltweit bis heute rund 30 Millionen mal verkauft. Bands wie Soundgarden, Alice in Chains und Pearl Jam halten bis heute die Grunge-Fackel hoch.

Zentrale Themen von Kurt Cobains Musik sind Depressionen und die Angst vor dem Verlassenwerden. Seine Songs sprechen zu den Fans, doch er will nie das Sprachrohr einer Generation sein. Der plötzliche Ruhm verstärkt die Depressionen Cobains. Er fühlt sich vom Management, der Werbeindustrie und den Medien bedrängt. Auch die Hochzeit mit der Punk-Musikerin Courtney Love und die Geburt seiner Tochter Frances Bean im Jahr 1992 lindern seine Schwermut nur vorübergehend. Die jüngste Film-Dokumentation „Cobain – Montage of Heck“ (2015) wurde von seiner Tochter mitproduziert und legt nahe, dass Traumata aus seiner Kindheit Cobains Dämonen antrieben, so etwa die Scheidung der Eltern. „Wenn er weitergelebt hätte“, sagte Frances Bean Cobain einmal, „dann hätte ich einen Vater gehabt. Und das wäre eine unglaubliche Erfahrung gewesen.“