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Charivari

Ein Blatschari von Charivari

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Ein Blatschari von Charivari
Veröffentlicht:27.06.2014, 08:00

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Laut bayerischen Dialektexperten soll es sich um ein uraltes Wort handeln. Angeblich kommt es vom lateinischen plaga = Wunde. Mit Blatschari kann ein Grind auf einer Wunde gemeint sein, aber auch allgemein ein Fleck, etwa ein Wasserfleck oder die Hinterlassenschaft eines Vogels, die auf das Hemd pflatscht. Und im übertragenen Sinn ist es einfach etwas Großes: ein Blatschari von einem Hut, ein Blatschari von einem Schirm oder eben ein Blatschari von einem Orden.

Weil wir nun schon bei Bayern sind, bei Anhängseln und lateinischen Sprachwurzeln, drängt sich der Blick auf ein anderes, aber ähnlich klingendes Wort auf: Charivari. Da ist der Fall allerdings komplizierter. Denn aus dem lateinischen caribaria, was Kopfweh, Benommenheit heißen kann, aber davon abgeleitet auch Durcheinander, Lärm, Verrücktheit, haben sich die verschiedensten Bedeutungen entwickelt. In Frankreich kann charivari ein ausschweifender Polterabend sein, aber auch eine Art von Kartoffelsalat aus allerlei Zutaten. Von 1832 bis 1937 hieß dort eine satirische Zeitschrift so, was um 1850 kurz zu einem deutschen Presseprodukt mit demselben Namen führte. Charivari ist zudem eine Umschreibung für Katzenmusik und taucht deswegen auch beim berühmten Morgestraich der Pfeifer und Trommler während der Basler Fasnacht auf. Und schließlich ist es der Fachausdruck für die typisch bayerische Schmuckkette aus Silber, an der Münzen, Medaillen, Hirschhornscheiben, Tierpfoten, Dachsbärte, Fuchszähne etc. baumeln - ein rechtes Durcheinander halt.

Während die bayerische Dame das Charivari allerdings meist um den Hals legt, trägt es das bayerische Mannsbild vor dem Hosenlatz seiner Krachledernen - ehedem wohl auch als Sichtschutz gedacht und quasi ein Relikt aus den Zeiten vor der Erfindung des Reißverschlusses. Auf weitere Hintergründe dieser Platzierung näher einzugehen, unterlassen wir jetzt aus Gründen der Dezenz.

Aber eines ist sicher: Das Gehänge war in Bayern schon immer ein Statussymbol und ist es heute noch. Wer ein Blatschari von Charivari sein Eigen nennt, gilt als gestandener Mann.