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Weihnachtssache

Drem­pel­wand und Tram­pel­tier

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Drem­pel­wand und Tram­pel­tier
Veröffentlicht:18.12.2015, 08:00

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Manchmal kann ein Wort eine ganze Assoziationskette auslösen. "Hinter der Drempelwand, bei den Weihnachtssachen", antwortet die Gattin auf die Frage, wo sie denn das Spielzeug für die Enkel verräumt hat. Da drängt sich sofort eine andere Frage auf: Wie schreibt man das eigentlich? Weder Trempel, Trämpel oder Drämpel, was ja alles denkbar wäre, sondern in der Tat Drempel.

Gemeint ist mit Drempel oder auch Kniestock - Achtung, jetzt wird es bautechnisch! - eine auf die Decke des Dachgeschosses aufgesetzte kleine Außenwand, auf der das Dach aufliegt. Wenn man dann davor in der Dachschräge eine senkrechte Wand hochzieht, hinter der sich allerhand verstauen lässt, so ist das eine Drempelwand.

Und woher kommt dieser Begriff? Laut Duden steht das mittelhochdeutsche Wort drempel für Türschwelle, und wahrscheinlich ist es verwandt mit einem alten niederdeutschen Wort drampen, was nichts anderes heißt als trampeln.

Trampeln wiederum ist ein schönes Beispiel für Lautmalerei. Da hört man förmlich, wie jemand schwerfällig daher trottet. Aus derselben germanischen Wurzel stammt das englische to tramp, das wir heute vor allem in der Bedeutung per Anhalter reisen kennen. Unser aus dem Italienischen entlehntes Wort Trampolin könnte damit verwandt sein. Der Trampel, wie man zu einer besonders plump daherkommenden Person sagt, ist es auf jeden Fall, und nicht zuletzt das Trampeltier.

Trampeltier nennen wir - im Unterschied zum einhöckrigen Dromedar - ein zweihöckriges Exemplar aus der Familie der Kamele. Und baut sich da nicht sofort das Bild auf von einer schaukelnden Karawane am Wüstenhorizont? Orient pur, exotisch, weit weg von uns? Halt - auch hierzulande gab es schon früh Kamele. Im Römer-Kastell Vemania bei Isny im Allgäu, erbaut um 280 n. Chr., wurden Knochen von Kamelen gefunden. Entweder hielt man sie als Reittiere, oder aber die Soldaten hatten Kamelschinken dabei - Proviant aus der fernen Heimat. Inschriften auf Grabsteinen aus der Römerzeit im Südwesten erzählen uns von vielen Soldaten, die es aus der Fremde in unser Land verschlagen hatte. Zum Beispiel aus Syrien.

Nächste Woche feiern wir Weihnachten - ein günstiger Augenblick, um sich wieder einmal daran zu erinnern, dass auch unsere christliche Religion aus dem Orient stammt. Und dass ihre Botschaft vor allem ein entwaffnendes Friedensangebot ist, an dem wir unsere eigene Friedfertigkeit und unsere Nächstenliebe messen lassen müssen.

Im Karton mit den alten Krippenfiguren aus Kindertagen liegt auch ein Trampeltier aus dem Gefolge der Heiligen Drei Könige, ramponiert, mit abgebrochenem Hinterlauf, x-mal geklebt. Nächste Woche wird es hinter der Drempelwand hervorgeholt. Dieses Jahr schaut man es mit anderen Augen an.