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Kriegsdrama

Die Suche nach den verschollenen Söhnen

Kultur / Lesedauer: 3 min

„Das Versprechen eines Lebens“ – Russell Crowe in einem konventionellen Kriegsdrama
Veröffentlicht:05.05.2015, 19:02

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Kriegsdrama, Abenteuer, Vater-Sohn-Geschichte – Russell Crowe will in seinem Regiedebüt möglichst alles unterbringen. Doch der Film kann als Ganzes weniger überzeugen als in einigen seiner Teile.

Betreibt Russell Crowe Geschichtsrevisionismus? Immerhin kommt sein neuer Film in der Türkei bestens an. Und obwohl er im Ersten Weltkrieg spielt, ist vom derzeit heiß diskutierten Völkermord an den Armeniern keine Rede. Letzteres kann man dem Regisseur und Hauptdarsteller aber nur bedingt vorwerfen, denn sein Film hat einen anderen Fokus: die Schlacht von Gallipoli und ihre Folgen.

Während hierzulande viele deren Hintergründe wohl nachschlagen müssen, hat sie sich in Crowes’ Heimatländer Neuseeland und Australien tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt: Am ANZAC Day (Australian and New Zealand Army Corps) wird jährlich am 25. April der Landung der Commonwealth-Truppen auf der türkischen Halbinsel Gallipoli gedacht. Und obwohl die Schlacht mit vielen Toten und einem Rückzug endete, gilt sie als Geburtsstunde der beiden jungen Nationen.

Ohne dieses Hintergrundwissen ist der geschichtliche Rahmen des Films eher verwirrend. Aber im Grunde sollte man diesen ohnehin eher als altmodischen Abenteuerfilm ansehen. Als solcher funktioniert „Das Versprechen eines Lebens“ zumindest streckenweise gut. Crowe spielt den australischen Farmer Joshua Connor , dessen drei Söhne aus der Schlacht um Gallipoli nicht heimgekehrt sind. Seine Frau hat sich deswegen das Leben genommen.

Darauf reist der Witwer kurzerhand in die Türkei, um seine Söhne oder zumindest deren Gebeine zu finden und in die Heimat zu überführen. Schnell kommt er in Kontakt mit britischen Botschaftern, türkischem Militär und der Kriegswitwe Ayshe (Olga Kurylenko), die in Istanbul/Konstantinopel ein Hotel betreibt. Stur überwindet der trauernde Vater alle Widerstände, wobei ihm sein Talent als Wünschelrutengänger zupass kommt: Wie das Wasser auf der heimischen Farm meint er hier, die Erinnerung an seine Söhne zu spüren.

Dieses übersinnliche Element bekommt dem Film nur bedingt gut. Dafür gestaltet sich Connors Beziehung zu dem türkischen Major Hasan (Yılmaz Erdogan) und Unteroffizier Cemal (Cem Yilmaz) reizvoll. Beide waren an der Schlacht von Gallipoli beteiligt, haben möglicherweise die Söhne des Australiers auf dem Gewissen, können aber die Trauer nachvollziehen. Verkörpert werden sie von zwei türkischen Schauspielern, die sonst eher auf komisch-satirische Rollen abonniert sind und auch hier für ein paar leichtere Momente sorgen.

Die Annäherung von Connor an Ayshe und seine Freundschaft mit deren Sohn Orhan (Dylan Georgiades) gerät dagegen zunehmend an den Rand. Anhänger von Russell Crowe dürften sich auch mit diesem Film anfreunden. Für alle anderen bietet er immerhin einen interessanten geschichtlichen Hintergrund, auch wenn dieser nicht optimal aufgearbeitet wurde.

Das Versprechen eines Lebens. Regie: Russell Crowe. Mit Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yılmaz Erdogan. Australien/Türkei/USA 2015. 111 Minuten.