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Welttheater

Bad Saulgau: Eine Ausstellung für alle

Kultur / Lesedauer: 3 min

Städtische Galerie Fähre präsentiert „Kleines Welttheater“ in Malerei und Zeichnung
Veröffentlicht:28.04.2016, 18:10

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Der Galerie Fähre ist mit ihrer aktuellen Ausstellung ein großer Wurf gelungen. Unter dem Titel „Kleines Welttheater“ werden Grafik, Malerei und Zeichnung mit skurrilen, satirischen, surrealistischen und drastischen Motiven von zwei Künstlerinnen und neun Künstler gezeigt. Ein köstlicher Augenschmaus und bis auf vier bekannte Namen viel Neues!

„Man muss etwas Glück haben“, sagt Andreas Ruess, Kulturamtsleiter von Bad Saulgau . Mit seiner Idee zu dieser Ausstellung hat er offensichtlich einen Publikumsnerv getroffen. Schon bei der Eröffnung mit einer Live-Performance waren viele neue Gesichter dabei, außerdem sei die „Verweildauer“ der Besucher überraschend lange. Ruess verfügt dazu über gute Kontakte, denn so einfach ist es nicht, Originale von Künstlern zu bekommen, wie etwa dem bekannten Michael Sowa. Vergleichsweise einfacher war es dagegen, Arbeiten von Romane Holderried Kaesdorf und Julius Kaesdorf aus Biberachs Sammlungen auszuleihen.

Magie und Fantasie

Ein grandioser Einstieg in die Welt des Magischen und Fantastischen sind die Arbeiten von Uwe Ernst (*1947), die gleich an zwei Seiten des Atriums den Blick auf sich ziehen. Die großen Querformate von bis zu 2,40 mal 1,50 Meter sind Handzeichnungen, ausschließlich in schwarzer Kreide, mit der auch der weiße Untergrund des Papiers zart behaucht ist. Was Ernst allein in der Differenzierung der Grau-Schwarz-Palette gelingt, geschweige denn in den Kompositionen der fast einschüchternden Riesenflächen – das ist tatsächlich genial zu nennen. Dazu kommen Titel wie „Abendmahl“, „Hybris“ oder „Epilog“, die zu Assoziationen anregen.

Buntes findet sich auf der gegenüberliegenden Seite: Dort hängen große, farbenfrohe Figurenbilder in Mischtechnik von Tillmann Damrau (*1961). Durch ihre unruhige Kontur sowie die ständig wechselnde Perspektive wirken sie scheinbar banal, tatsächlich dann aber sehr lebendig und authentisch. Inhaltlich gibt es jede Menge Witziges zu entdecken, wobei die Bildtitel den Betrachter häufig erst mal in die Irre führen.

In die kleinen Seitenkabinette passen perfekt die Miniatur-Objekte von Reiner Schlecker (*1959): Er erfreut den detailversessenen Betrachter mit seinen kleinen Hasen in blauer Müllsackplane, aber auch mit der Hüfthalter-Skulptur „Jenny“ in Bronze – allerliebst zierlich.

Satire – beißend oder humorvoll

Diese wiederum korrespondieren gut mit dem feinen, spitzfindigen Strich eines Paul Flora (1922-2009), von dem einige Radierungen im Kleinformat aus seinen letzten Lebensjahren zu sehen sind. In weiteren Nebenräumen dürfen Moritz Baumgartl (*1934) und Werner Lehmann (*1949) ihre erzählerische Kraft entfalten – der eine mit naiv anmutender Miniaturmalerei, der andere mit Puppentheaterobjekten.

Andere Töne schlagen die virtuos-wütenden Tintenzeichnungen des Polen Piotr Kamieniarz (*1964) an. Es sind gnadenlos harsche Blasphemien gegen Kirche und Staat, düster und voll des Grauens. Dagegen entspinnt Sigrun C. Schleheck (*1958) einen Dialog mit historischen Porträts von Holbein, Vermeer oder Goya, die sie in widersprüchlichen Ensembles interessant kontrastiert. Und dann wäre da noch Michael Sowa mit acht Kleinformaten in Acryl auf Papier. Seine Bilder entzücken das alte Kinderherz, weil sie Kuriosität und Zynismus farbenfreudig verpacken. Unbedingt empfehlenswert. Nein, mehr noch: Nichts wie hin!

Die Ausstellung „Kleines Welttheater“ in der Fähre im Alten Kloster in Bad Saulgau dauert bis 19. Juni. Öffnungszeiten: Di.-So. und Fei. 14 - 17 Uhr.