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Betlehem

Weihnachtsbotschaft: Bischof spricht zu SZ-Lesern

Freiburg / Lesedauer: 4 min

Gedanken zum Weihnachtsfest vom Freiburger Erzbischof Stephan Burger
Veröffentlicht:23.12.2016, 23:10

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Die Geburt Christi vertreibt die Dunkelheit aus dem Herzen der Menschen: Mit dieser Weihnachtsbotschaft wendet sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger an die Leserinnen und Leser der „ Schwäbischen Zeitung “.

„Wo ist Bethlehem ? Was für eine Frage, werden Sie sich denken. Betlehem ist uns allen zu Genüge bekannt aufgrund der Spannungen, der Unruhen, der Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis im Heiligen Land. Durch die Nachrichten, die uns das Geschehen vor Ort ins Wohnzimmer bringen, weiß jeder, wo Bethlehem geografisch liegt.

Bethlehem ist Synonym für Krisenregionen

Doch dieses Bethlehem ist längst zu einem Synonym geworden für Orte, wo kein Friede einkehren will, wo Menschen leiden und sterben, weil jeder auf seine Weise recht hat und der andere Unrecht. Für Orte, wo der Hass geschürt und das Misstrauen gesät wird.

Da geht es nicht mehr nur um das Bethlehem im Heiligen Land! Da gibt es das „Bethlehem“ an so vielen verschiedenen Orten in dieser Welt, wo gelitten und gestritten wird. Bethlehem weit weg – oder vielleicht doch recht nah?

Wer von uns weiß nicht um die großen und kleinen „Bethlehem“ im eigenen Umfeld oder im eigenen Leben. Bis hin zu dem Bethlehem, das sich auch da und dort im innerkirchlichen Raum finden lässt, wo sich Menschen nicht zum Segen werden, sondern zum Gegner und Kontrahenten.

Was mag sich der barmherzige Gott gedacht haben, als er vor über 2000 Jahren gerade in Bethlehem geboren werden wollte? Konnte er nicht absehen, dass seine Liebe nicht die Herzen aller erreichen würde? Konnte er vielleicht nicht überblicken, dass seine Friedensbemühungen zu wenig Erfolg bringen? Dass der Mensch sich von einer Botschaft – und mag sie auch vom Himmel kommen – nicht einfach überzeugen lässt? Dass Menschen infrage stellen würden, dass die Liebe Gottes in einem kleinen Kind zur Welt kommt, das in Windeln gewickelt in der Krippe liegt, weil sich der menschliche Verstand mit diesem Ereignis auch schwer tun kann?

Bethlehem! Das war kein Zufall. Gott wollte grade dort auf die Welt kommen, wo die Not und das Elend, das Sterben und der Tod zu Hause sind. Dort, wo die Hoffnungslosigkeit und der Schmerz den Menschen nahe sind. Dort wollte er auf die Welt kommen. In diese Welt wollte er kommen.

Er wollte uns einen Ausblick verschaffen auf die eigentliche und wahre Heimat, die im Himmel ist, wie der Apostel Paulus schreibt. Er will in die Dunkelheiten dieser Welt hineingeboren werden, um es von innen heraus aufzubrechen, zu verändern, um zu heilen, zu erlösen, um die Fesseln der Gewalt zu lösen.

Die Geburt im Stall, in die Armut hinein, war gerade für die gesellschaftlich nicht geachteten Hirten ein wichtiges Zeichen, von Gott nicht verachtet zu sein. Die spätere Flucht nach Ägypten zeigt ebenso, dass Gott bei all denen ist, die auf dieser Welt verfolgt werden und kein Zuhause mehr haben.

In die übermächtige Nacht und Dunkelheit, die sich so vieler Herzen bemächtigt, da wollte er hinein – ohne Wenn und Aber. Es sollte die Nacht und Dunkelheit sogar seiner eigenen Todesstunde werden, die er, wie ein jeder von uns, auszuhalten hat. Sollte ihn zunächst nur das Holz der Krippe aufnehmen, so wird es später das Holz des Kreuzes sein.

Hat sich aber deshalb etwas verändert? Wenn wir die allzu vielen Nächte und Dunkelheiten um uns herum betrachten, das immer noch nicht überwundene Leid, den Schmerz in unzähligen Menschenherzen, dann werden wir sagen müssen: Nein.

Die Geburt der Liebe Gottes im eigenen Herzen

Wenn wir aber darauf schauen, wie viele Menschen seither bereit waren, in ihrem Bethlehem, in ihrem Herzen, die Geburt des Gottessohnes zu ermöglichen, dann Ja! Denn wer an die Menschwerdung des Sohnes Gottes glaubt, der weiß, dass keine Nacht und keine Dunkelheit mehr stark genug sein werden, sein Leben endgültig zu verdunkeln.

Wir feiern nicht umsonst alle Jahre wieder dieses Fest! Denn auf dieser Welt gibt es noch so viel unerlöstes Bethlehem. Es gilt, Weihnachten nicht nur zu feiern, sich nicht nur an das damalige geschichtliche Ereignis der Geburt des Herrn zu erinnern, sondern die Botschaft von Weihnachten zu leben: Die Geburt der Liebe Gottes im eigenen Herzen. Dort will sie wachsen und zur Entfaltung kommen in unserem Leben.“