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Mediakraft

Streit: YouTube-Star gegen Vermarkter

Köln / Lesedauer: 3 min

Streit: YouTube-Star gegen Vermarkter
Veröffentlicht:21.12.2014, 18:52

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Aufregung in der deutschen YouTube-Szene: Simon Unge, einer von Deutschlands beliebtesten YouTubern, hat wortstark mit Vermarkter Mediakraft gebrochen. Der setzt sich nun - ebenfalls wortstark - zur Wehr.

"Die schwierigste Entscheidung meines Lebens" hat Simon Unge am Samstagabend in einem YouTube-Video der Öffentlichkeit mitgeteilt. In dem 13-Minuten-Stück erklärt der 24-Jährige seinen Abschied von Deutschlands größtem Vermarkter von YouTube-Talenten, Mediakraft Networks. Er lösche seine zwei Kanäle „Ungespielt“ und „Ungefilmt“ und verzichte damit auf seine zwei Millionen Abonnenten, kündigt Unge im Video an. Er fühle sich im Stich gelassen und schlecht behandelt.

Seit der Veröffentlichung gibt es kein Thema, das in sozialen Netzwerken in Deutschland mehr diskutiert wird. Unter dem Hashtag #freiheit veröffentlichen Tausende ihre Meinung zum Thema. Die Rollen in diesem Fall sind für die Fans von Unge klar verteilt: Da ist auf der einen Seite der junge, hippe YouTuber, der mit seinen Videos Monat für Monat rund 30 Millionen Aufrufe generiert. Und auf der anderen Seite steht der knallharte, profitorientierte Vermarkter, der seine "Partner" nur als willige Gelddruck-Maschinen sieht.

Simon Unge hat durchaus Anteil an diesem weit verbreiteten Bild Mediakrafts, er spricht in seinem Video in recht üblen Worten über den Vermarkter, mit dem er vor rund einem Jahr einen rechtskräftigen Vertrag geschlossen hat und der seitdem an den Werbeeinnahmen, die Unges Videos einspielen, mitverdient.

Als ein Beispiel für das seiner Meinung ungute Verhalten ihm gegenüber nennt Simon Unge in seinem Abschiedsvideo, das bereits mehrere 100 000 Mal angesehen wurde, die Longboard-Tour, bei der er im Sommer mit anderen YouTubern von Sylt aus in Richtung Schloss Neuschwanstein aufgebrochen war . Damals hatten Zehntausende die Reise der jungen Männer auf vier Rollen im Internet begleitet. Unge und Co. ließen die YouTube-Gemeinde in diesen Tagen ganz nah an sich rankommen. Mediakraft habe jegliche Unterstützung verwehrt, habe vielmehr sogar Videos gelöscht.

Mediakraft wehrt sich

Das - wen überrascht es - sehen die Verantwortlichen von Mediakraft deutlich anders. Am Nachmittag meldete sich Spartacus Olsson , CEO Mediakraft Networks, mit einer Pressemitteilung zu Wort. Viele Leistungen, die Mediakraft Simon Unge angeboten habe (Zahlung sämtlicher Leistungen für den Besuch bei der VidCon in den USA, Finanzierung eines Roadtrip durch Europa mit befreundeten YouTubern, Hilfe bei der Organisation der Longboardtour), habe dieser schlichtweg ausgeschlagen.

Bei der Longboard-Tour habe er "ein Product Placement in fünfstelliger Höhe" angeboten bekommen. Dennoch habe er – nicht vertragsgemäß - ein Vermarktungsangebot eines Wettbewerbers von Mediakraft angenommen, schreibt Olsson. Der YouTuber schädige mit seinem Verhalten das gesamte Netzwerk mit allen Mitarbeitern und Partnern, so Olsson weiter. "Wenn unsere Verträge nicht eingehalten werden, würden wir unsere Geschäftsgrundlage in verantwortungsloser Weise gefährden."

Ihre Pressemitteilung lässt Mediakraft mit folgenden Worten enden: "Wir bedauern diesen Streit und hoffen auf ein schnelles, gütliches Ende." Ob es dazu kommt, ist - Stand jetzt - mehr als fraglich. Laut Unge habe ein Mitarbeiter von Mediakraft gedroht, dass alle möglicherweise gegen Mediakraft Klagenden letztlich in die Privatinsolvenz gehen müssten. "Das heißt, wir werden alles verlieren, was wir haben. Mediakraft wird uns komplett zerstören, unser Leben zerstören“, so Unge.

Nicht der erste prominente Abgang

Der Abschied von Simon Unge ist bereits der zweite Schlag für Mediakraft Networks in diesem Jahr. Im Oktober hatte schon LeFloid alle Geschäftsbeziehungen beendet. Laut Simon Unge könnten in den kommenden Wochen noch weitere prominente Mediakraft-Abgänge folgen.

Übrigens: Simon Unge hat bereits einen neuen Kanal angelegt. Bis Sonntagmittag verzeichnete dieser bereits mehr als 300 000 (!) Abonnenten.