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Spiel des Jahres

Ringen um das beste Spiel des Jahres

Panorama / Lesedauer: 6 min

Wer gewinnt die begehrte Auszeichnung 2017? Wir haben die Favoriten getestet.
Veröffentlicht:14.07.2017, 16:36

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Die Nominierten heißen „Wettlauf nach El Dorado “, „Magic Maze“ und „Kingdomino“. Eines der drei Spiele wird am 17. Juli in Berlin als „Spiel des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Damit dürfte für zumindest einen Spieleverlag das kommende Weihnachtsgeschäft gesichert sein, denn als Faustformel gilt noch immer: Ein Spiel, das sich mit dem bekannten roten Logo schmücken darf, verkauft sich alleine in Deutschland mehrere Hunderttausend Mal. Doch wie gut sind die drei Nominierten überhaupt?

Spiele für Anfänger und Kenner

Neben dem „roten Pöppel“ für das „Spiel des Jahres“ wird ein „grauer Pöppel“ für das „Kennerspiel des Jahres 2017“ vergeben. Ein solches Kennerspiel richtet sich an erfahrene Spieler, die Lust auf ein intensives Spielerlebnis haben und sich auch von umfangreicheren Regeln nicht abschrecken lassen. Die Jury will mit diesem Preis Spiele auszeichnen, die etwas komplizierter sind als ein durchschnittliches Familienspiel und Spiele-Enthusiasten ermöglichen sollen, tiefer ins Hobby einzutauchen.

Das „Kennerspiel des Jahres“, das immerhin schon seit 2011 vergeben wird, ist zwar noch nicht so bekannt wie der große rote Bruder, den es bereits seit 1979 gibt, doch auch dieser Preis gewinnt an Prestige und kann durchaus zu über 100 000 verkauften Spielen führen. Nominiert sind „Räuber der Nordsee “, „Terraforming Mars“ und die EXIT-Spielereihe.

Mit den EXIT-Spielen – Escape Rooms als Brettspiel – greift der Kosmos Verlag einen weltweiten Trend auf. Überall versuchen Menschen, sich aus diversen Räumen „zu befreien“. Die Spiele funktionieren genau wie ein realer Escape Room, nur eben ohne Mauern. Hat man die Rätsel einmal gelöst, ist das Spiel „verbraucht“, man kennt ja jetzt den Weg nach draußen. Teilweise ist das Spiel sogar zerstört, da Material geknickt, bemalt oder zerschnitten wurde. Für zwölf Euro pro „Escape Room“ wird der Spieleabend so zum Event und zur besten Unterhaltung für Familien und Freundeskreise. Nominiert für das Spiel des Jahres 2017 sind:

Wettlauf nach El Dorado - Durch den Dschungel

Reiner Knizia , der 2008 mit „Keltis“ schon einmal das „Spiel des Jahres“ gewonnen und in den letzten dreißig Jahren hunderte Spiele veröffentlicht hat, ist mit diesem Rennspiel zum sagenhaften südamerikanischen Goldland mal wieder ein großer Wurf gelungen. Die Entdecker müssen sich zuerst ein passendes Kartendeck zusammenstellen, um den Dschungel (der sich in jeder Partie neu zusammensetzt!) zu durchqueren. Das Spielprinzip ist einfach, doch die taktischen Möglichkeiten dank einiger äußerst cleverer Kniffe vielfältig. „El Dorado“ ist ein – im besten Sinne – klassisches Spiel für die ganze Familie und der Favorit auf die begehrte Auszeichnung. Wettlauf nach El Dorado von Reiner Knizia, Ravensburger Spieleverlag, 2-4 Spieler, 30 Euro.

Magic Maze - Hektik im Einkaufszentrum

„Magic Maze“, das magische Labyrinth, ist ein kurzweiliges Spiel für bis zu acht Personen, in dem die Spieler gemeinsam und in Echtzeit versuchen, vier Helden durch ein verwinkeltes Einkaufszentrum zu lotsen. Alle Spieler sind immer dran und dürfen jede Figur bewegen, allerdings jeweils nur in eine Richtung. Erschwerend kommt noch etwas hinzu: Man darf nicht sprechen! Damit ist klar, dass es sich um ein lustiges Spielchen handelt, bei dem – trotz Sprechverbots – natürlich viel gelacht wird. Innovativ ist „Magic Maze“ auf jeden Fall, ob es allerdings auch langfristig überzeugt, wenn der Zauber des Neuen längst verflogen ist, ist weniger klar. Magic Maze von Kasper Lapp, Pegasus Spiele, 1-8 Spieler, ca. 25 Euro.

Kingdomino - Puzzeln im Königreich

„Kingdom“ („Königreich“) plus „Domino“ gleich „Kingdomino“. Selten steckte im Namen eines Spiels so viel Programm wie in diesem unkomplizierten Legespiel, das man locker in 20 Minuten runterspielen kann. Ähnlich wie bei „Domino“ dürfen sich die Spieler in jeder Runde ein zweigeteiltes Plättchen nehmen und in ihr fünf mal fünf Felder großes Königreich legen. Aufs richtige Timing und etwas Glück kommt es an, wenn die Plättchen verteilt werden. Das ist kinderleicht und es können wirklich alle mitspielen, doch rechtfertigt diese spielerische Klarheit tatsächlich eine Auszeichnung mit dem wichtigsten Spielepreis der Welt? Schwer vorstellbar. Kingdomino von Bruno Cathala, Pegasus Spiele, 2-4 Spieler, ca. 19 Euro.

Nominierte für das Kennerspiel des Jahres:

Räuber der Nordsee - Plündern was das Zeug hält

Mit „Räuber der Nordsee“ hat eines der spielerischen Modethemen der letzten Jahre (Wikinger!) endlich auch eine Nominierungsliste erreicht. Das Spiel hat zudem eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte: Es handelt sich um ein im Internet schwarmfinanziertes Spiel eines neuseeländischen Autors. Bei „Räuber der Nordsee“ müssen die Spieler zuerst eine schlagkräftige Truppe anheuern, bevor sie zur Kaperfahrt aufbrechen können. Dann werden Häfen, Klöster und tief im Landesinneren gelegene Burgen ausgeraubt. Sonderlich blutrünstig geht es allerdings gar nicht zu, sondern strategisch wie es sich für ein sehr rundes Kennerspiel gehört. Räuber der Nordsee von Shem Phillips, Schwerkraft Verlag, 2-4 Spieler, ca. 45 Euro.

Terraforming Mars - Besiedelung des roten Planeten

„ Terraforming Mars“ ist das komplexeste nominierte Spiel. Es richtet sich an Kenner, die sich ein Spiel erarbeiten wollen. Wer das tut, wird dann auch belohnt mit einem fantastischen Aufbauspiel mit ungewöhnlichem, aber gut umgesetztem Thema: der Besiedelung des roten Planeten durch konkurrierende Konzerne. Diese versuchen zwar, sich gegenseitig zu übertrumpfen, müssen aber doch gemeinsam und quasi nebenbei den Planeten bewohnbar machen. So spielt man zwar gegeneinander, es fühlt sich aber nie zu kompetitiv an, da jeder mal was für die Allgemeinheit tut. In der richtigen Runde, macht das Spiel großen Spaß, es könnte aber zu regelintensiv sein für eine Auszeichnung. Terraforming Mars von Jacob Fryxelius, Schwerkraft Verlag, 1-5 Spieler, ca. 60 Euro.

EXIT - Escape Raum fürs Wohnzimmer

Escape-Räume als Brettspiel sind die Innovation des Jahres und die „EXIT“-Reihe mit mittlerweile sechs verschiedenen Räumen eines der besten Spiele-Produkte überhaupt. Der „Kennerspiel“-Preis winkt. Zu Beginn sitzen die Spieler vor einer Decodier-Scheibe, ein paar Kartenstapeln und einem Buch, das unter anderem den Umriss eines Raumes enthält. Mit Kombinationsgabe, Spürsinn und Kreativität entdecken die Spieler dann aber doch immer mehr Hinweise, erkennen Muster, lösen Rätsel und kommen der Freiheit Stück für Stück näher. Ist das geschafft, triumphieren alle gemeinsam. Selbst wenn die Spieler mal „stecken bleiben“ sorgt ein cleveres Kartensystem für weiterführende Hinweise. EXIT - Das Spiel von Inka und Markus Brand, Kosmos Verlag, 1-6 Spieler, je ca. 12 Euro. Drei Räume sind nominiert, drei weitere bereits erschienen, alle sechs Spiele bieten spannende Unterhaltung.

Informationen:

- Wettlauf nach El Dorado von Reiner Knizia, Ravensburger Spieleverlag, 2-4 Spieler, 30 Euro.

- Magic Maze von Kasper Lapp, Pegasus Spiele, 1-8 Spieler, ca. 25 Euro.

- Kingdomino von Bruno Cathala, Pegasus Spiele, 2-4 Spieler, ca. 19 Euro.

- Räuber der Nordsee von Shem Phillips, Schwerkraft Verlag, 2-4 Spieler, ca. 45 Euro.

- Terraforming Mars von Jacob Fryxelius, Schwerkraft Verlag, 1-5 Spieler, ca. 60 Euro.

- EXIT - Das Spiel von Inka und Markus Brand, Kosmos Verlag, 1-6 Spieler, je ca. 12 Euro. Drei Räume sind nominiert, drei weitere bereits erschienen, alle sechs Spiele bieten spannende Unterhaltung.

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