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Parfüm

Nur schnuppern, nicht nachdenken

Panorama / Lesedauer: 3 min

Was Experten über den richtigen Umgang mit Parfüm wissen – Individuell wie schöne Kleidung
Veröffentlicht:30.10.2014, 17:30

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Parfüm sei wie die Liebe, meinte die Kosmetikkönigin Estée Lauder (1908-2004): „Ein bisschen ist nie genug.“ Nun, diese charmante Einstellung kann fatale Folgen haben. Denn wer sich vor einem Dinner oder einem Konzert allzu üppig parfümiert, beherrscht mit seiner Duftmarke unweigerlich die Runde. „Das kann ein Martyrium sein“, schmunzelt Heinrich Nagelschmitz, Inhaber einer renommierten Parfümerie in der Modestadt Düsseldorf und Spezialist für ganz besondere Düfte. Er weiß: Wer gut riecht, fühlt sich besser. Aber: „Man muss wissen, was man tut.“

Das beginnt schon mit dem Aussuchen eines neuen Parfüms. Die Kunden, glaubt Nagelschmitz, lassen sich zu sehr von den großen Werbekampagnen leiten und kaufen einen Duft, weil sie ihn mit einem Hollywoodstar, einem Topmodel oder einem Trend verbinden. Dabei geht es beim Parfüm einzig und allein um die eigenen Vorlieben und Wahrnehmungen. „Was mögen Sie wirklich?“ fragt der erfahrene Berater. Ein zartes, frisches Aroma? Eine herbe Note? Einen fulminanten Auftritt? Erst nach einem Vorgespräch schlägt Nagelschmitz der Kundin in der Regel zwei Düfte vor. Nicht fünf oder zehn, bis der Geruchssinn völlig vernebelt ist.

Ein hochwertiges, absolut neutrales Papier wird für die Duftprobe benutzt – bei einigen kostbaren Produkten sprüht Nagelschmitz das Parfüm auch schon mal in ein leeres Weinglas. So entfaltet sich die Duftnote optimal, und die Nase entscheidet: Das ist es! Oder auch nicht. „Man muss das Denken ausschalten“, ermuntert Nagelschmitz die schnuppernden Damen und Herren. Und man darf durchaus verschiedene Vorlieben haben: „Wir kleiden uns ja auch nicht immer gleich.“

Natürlich sei es ein Unterschied, ob man ins Büro oder in die Oper geht. So empfiehlt der Experte eine Auswahl, die er „Duftgarderobe“ nennt. Neben dem „Herzensduft“, dem zentralen Lieblingsparfüm, sollte man einen frischen, belebenden Stimmungsaufheller benutzen sowie etwas Festliches für die große Gelegenheit. Durch den Wechsel vermeidet man übrigens, dass sich die eigene Nase zu sehr an einen Duft gewöhnt und ihn nicht mehr richtig wahrnimmt.

Auch das Parfümieren ist eine Kunst für sich. Damit die Duftnote nicht gestört wird, sollte man unbedingt geruchsneutrale oder passende Duschgels, Lotionen und Deodorants benutzen. Man darf nicht schon nach etwas anderem riechen. Das Parfüm ein bis zwei Mal über den Kopf in die Luft sprühen und den duftenden Nebel auf Haut und Haar sinken lassen – möglichst nicht auf die Kleidung. „Duft ist das erste, was ich anziehe“, sagt Heinrich Nagelschmitz. Wer sich einmal so richtig üppig parfümieren will, der sprüht direkt auf folgende Körperstellen: Hals, Dekolleté, Armbeugen, Bauchdecke, Kniekehlen. O là là …

Ein besonderer Luxus sind die individuellen Parfüms von kleineren internationalen Dufthäusern. Die sitzen keineswegs immer nur in Paris. Aus England und Italien kommen die herrlichsten Düfte. Für Ormonde Jayne, London, wurde das feine und leichte „Qi“ kreiert, mit Aromen von Zitrus und Grünem Tee. Das römische Haus Profumum Roma ließ sich für „Ninfea“ von einem Garten inspirieren, da riecht man Rosen, schwarze Johannisbeeren und frisch geschnittenes Gras. 100 Milliliter dieses magischen Duftes kosten allerdings 190 Euro.

Zum Glück gibt es auch preisgünstige Düfte, die Gnade finden vor der feinen Nase des Experten. So hat das Kölner Traditionshaus 4711, das man zu Unrecht immer noch mit nichts als Omas Kölnisch Wasser verbindet, mit Acqua Colonia eine junge spritzige Duftkollektion entwickelt. 19,90 Euro kostet der 50-Milliliter-Flakon. Die preisgekrönte Parfümeurin Cécile Hua kombinierte da Grapefruit mit rosa Pfeffer, Zitrone mit Ingwer, Blutorange mit Basilikum oder Melisse mit Verbene und schuf Eaux de Cologne, die die Laune heben, den Kopfschmerz vertreiben – und auch für die Umgebung einfach nur gut riechen. (bikö)