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Baumwipfelpfad

Nervenkitzel im Baumwipfelpfad bei Bad Wildbad

Panorama / Lesedauer: 4 min

Der letzte Schrei im Wald – Baumwipfelpfad mit Rutsche im Schwarzwald
Veröffentlicht:17.08.2017, 17:18

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Den Wald erleben heißt ja gemeinhin auch: die Stille erleben. Jene wohltuende Ruhe, in der es höchstens mal raschelt oder knackt, und der Wind in den Blättern flüstert. Ahh, wie schön. All das ist im Schwarzwald reichlich zu erleben, auch hier oben auf dem Sommerberg im Kurstädtchen Bad Wildbad, wo seit zwei Jahren ein Baumwipfelpfad in erhabener Höhe durch den Wald führt, Hunderte Meter lang, bis zu einem Aussichtsturm, der wie ein riesiger Becher zwischen Buchen, Tannen und Fichten aufragt.

Aber Moment, was ist das denn? Ein ein herzhafter Schrei durchbricht die Stille: „Huaaaah“. Kurz darauf wieder einer, diesmal mehr eher ein „Aaaahuiiii“, gefolgt von aufgekratztem Gekicher. Eichhörnchen sind das jedenfalls nicht. Die Ursache dieser merkwürdigen Jodler ist schnell geklärt: Die Rutsche ist in Betrieb, jene mächtige Edelstahlröhre, die im Inneren des Aussichtsturms in eleganten Bögen nach unten führt. Es ist kein typisches Freibad-Gekreische, denn die Kinder, die sich hier lautstark vergnügen, sind schon ziemlich groß. Sechs Jahre alt muss man mindestens sein und ein bisschen Überwindung kostet es schon, denn aus rund 30 Metern Höhe schlängelt sich die Röhrenrutsche immerhin 55 Meter lang recht steil in die Tiefe. „Unsere älteste Rutscherin war knapp über 90“, erzählt Gaby Göbel , die regelmäßig Führungen auf dem gesamten Pfad macht, „sie hat es sich fünfmal überlegt und dann gesagt: ,Wenn ich’s jetzt nicht mach, dann mach ich es nie mehr’.“ Zum Kindsein ist man halt nie zu alt.

Attraktion für die ganze Familie

Wie lange ist es eigentlich her, dass unsereins zum letzten Mal gerutscht ist? Ewig. Also los: Am Einstieg in die Röhre hilft der sogenannte „Rutschenschubser“, vom Berufsbild her in etwa das Pendant zum sprichwörtlichen Schiffschaukelbremser, dem Anschein nach aber deutlich seriöser. „Kann gar nix schiefgehen“, beruhigt er. Kleine Einweisung, bitte Platz zu nehmen auf der Filzmatte, in die Rückenlage – und ab nach AAhhhhhhuuuu...unteeen! Gefühlte drei Sekunden später ist die rasante Fahrt schon zu Ende, die Nerven angenehm gekitzelt. Was für ein Spaß!

Natürlich ist es kein Muss, auf diese Art den Ausgang anzusteuern. Schließlich ist der Baumwipfelpfad samt Aussichtsturm für die ganze Familie konzipiert und durchgehend barrierefrei. Da wackelt und schwankt auch nichts, was für Höhenängstliche sehr beruhigend ist. Wie Gaby Göbel erläutert, haben die breiten Bohlenwege auch im Turm nie mehr als sechs Prozent Steigung, es gibt keine Stufen, sodass man sie auch mit Rollatoren und Rollstühlen sowie mit Kinderwagen problemlos bewältigen kann. Rund 1200 Meter lang ist der Pfad, gemessen vom Eingang auf ebener Erde bis zur obersten Plattform des Turms. Von hier oben geht der Blick dann in alle Himmelsrichtungen, schweift weit über die bewaldeten Höhenrücken des Schwarzwalds hinweg, im Süden sind die Schweizer Alpen zu erahnen, östlich liegt irgendwo Stuttgart im Tal, westlich Baden-Baden.

Ähnliche Baumwipfelpfade gibt es im Bayerischen Wald in Neuschönau, wo 2009 der erste eröffnet wurde, seither hat der Betreiber, die Firma Erlebnis Akademie AG, auch auf der Insel Rügen und an der Saar solche Anlagen eröffnet.

Es ist wieder ein frischer Wind zu spüren auf dem Sommerberg, seit eine neue Standseilbahn hinaufführt und die Besucher vom Kurstädtchen rund 300 Meter hinaufhievt, wie es die alte schon seit 1908 getan hatte. Eine Tradition, die in den 1990er-Jahren beendet schien in dem Staatsbad an der Enz, das dank seines Thermalwassers seit jeher Kurgäste und Wanderfreunde beherbergt. Aber seit 2011 rattert sie wieder, komfortabler denn je. Und dadurch mischen sich auch neue, jüngere Gäste ins Stadtbild. Darunter sind auch ganz verwegene mit Helm und Protektoren – sogenannte Downhiller, die sich mit ihren Spezialrädern die steilen Hänge des Bike Parks hinunterstürzen. Bad Wildbad gilt unter Mountainbikern als anspruchsvolle Adresse, wie Tourismuschef Stephan Köhl erklärt. Und um für noch mehr Nervenkitzel im Nordschwarzwald zu sorgen, soll kommendes Jahr eine Mega-Hängebrücke gebaut werden, wie man sie aus den Alpen kennt. Fast 400 Meter lang soll sie werden, fast 50 Meter hoch über dem Boden. Das ist dann noch eine Gelegenheit für Adrenalinschübe oder spitze Schreie.

Baumwipfelpfad Bad Wildbad,

Infos: Telefon 07081/925094-0

Internet: www.baumwipfelpfad-schwarzwald.de

Die Recherche wurde unterstützt von Touristik Bad Wildbad.