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Mädchen für Männerberufe begeistern

Kreis Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Mädchen für Männerberufe begeistern
Veröffentlicht:23.06.2010, 15:40

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Die Nachfrage nach Arbeitskräften aus den Berufsfeldern Technik, Naturwissenschaft und Informatik steigt weiterhin, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) besagt. Die Zukunftschancen sind gut – für Jungen und Mädchen. Verschiedene Initiativen versuchen daher, auch Mädchen für diese Berufe zu begeistern – weg von traditionellen Ausbildungen in Dienstleistung und Büro.

Von unserem Redaktionsmitglied Bettina Fillinger

Die IAB-Studie unterstreicht die Erfahrungen von Sylvia Naumann, Teamleiterin der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit Rottweil: Danach belegen bei der Berufswahl junger Frauen (hier bei Ausbildungsberufen in Sachsen) immer noch die typischen Frauenberufe die „Top Ten“ der Ausbildungsberufe: 77,4 Prozent der Mädchen streben einen Dienstleistungsberuf an.

Berufe im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) mit ihren guten Zukunftsperspektiven werden nach Angaben des IAB bislang stark durch Männer dominiert. Mit Initiativen wie dem „Girls‘ Day“ oder „Komm mach MINT“ versucht ein „Nationaler Pakt“ aus Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesagentur für Arbeit, Unternehmen, Verbänden, Gewerkschaften, Hochschulen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen „das Potential von Frauen für naturwissenschaftliche-technische Berufe angesichts des sich stark abzeichnenden Fachkräftemangels zu nutzen.“ Auch im Landkreis Tuttlingen sind Mädchen im gewerblichen Bereich in der Minderheit (wir haben bereits berichtet) – Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel, wie die nachfolgenden beiden Beispiele zeigen:

Die 20-jährige Agnes Friesen ist eine von fünf weiblichen Azubis (von insgesamt elf) als Chirurgiemechaniker/in im ersten Lehrjahr bei Karl Storz in Tuttlingen. Nach Hauptschule und anschließender Wirtschaftsschule hatte sie ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung im Blick: Nun ist sie froh, dass sie sich für das Handwerk entschieden hat, könnte sich kaum etwas Besseres für sich vorstellen:„Hier muss ich noch viel mit den Händen arbeiten, hier ist große Geschicklichkeit gefragt“, beschreibt sie die Vorzüge der „sehr abwechslungsreichen Arbeit.“ Ihr Geschick kann sie besonders bei der Herstellung von Instrumenten für die Mikrochirurgie einbringen, auch bei der Zangenfertigung kann sie ihr Feingefühl unter Beweis stellen. Ebenso wie die männlichen Azubis weiß sie die beruflichen Möglichkeiten im Anschluss an die Ausbildung zu schätzen – und die geregelte Arbeitszeit sowie die sehr guten Verdienstmöglichkeiten: Im vierten Lehrjahr erhalten die Azubis knapp 1900 Euro.

Auch die 18-jährige Lisa Diener hat sich für einen technischen Beruf entschieden: Als angehende Verfahrensmechanikerin Kunststoff-Kautschuk ist sie bei der Rietheimer Marquardt GmbH ebenfalls als Mädchen in der Minderheit, wie Ausbilder Steffen Rudischhauser betont. Mut zur Technik haben ihr nicht zuletzt die Technik- und Robo-AG der Herrmann-Hesse-Realschule gemacht, auch in der Schreinerwerkstatt des Vaters hat sie regelmäßig ausgeholfen. Nach anfänglichen Zweifeln bei der handwerklichen Grundausbildung Metalltechnik fühlt sich Lisa nun im zweiten Lehrjahr sehr wohl: Routiniert rüstet sie bereits Spritgussmaschinen um und bearbeitet hier bereits eigene Aufträge: diverse Kunststoffteile für Auto-Schlüssel oder Tasten.

Info: Von insgesamt 69 Azubis im gewerblichen Bereich bei Karl Storz sind derzeit 18 Mädchen. Bei der Rietheimer Marquardt GmbH erlernen derzeit elf Mädchen einen technischen Beruf, insgesamt sind es 54 Azubis im technischen Bereich (ohne BA-Studien). Informationen über die Vorzüge der MINT-Berufe und –Studiengänge gibt es im Internet unter: www.komm-mach-mint.de oder an den Ständen der Ausbildungsbetriebe auf der Tuttlinger Ausbildungsbörse am 26./27. Juni, 11 bis 16 Uhr in der Stadthalle Tuttlingen, Der Eintritt ist frei.