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Keine Livemusik und drei Tage Dosenravioli

Panorama / Lesedauer: 5 min

Keine Livemusik und drei Tage Dosenravioli
Veröffentlicht:05.01.2017, 19:08

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David Lüke aus Hailtingen im Kreis Biberach ist großer Festivalfan. Es ist nicht nur die Musik, die ihn fasziniert, sondern auch die Campingplatz-Atmosphäre. Vor den Zelten werden philosophische Gespräche geführt, Unsinn angestellt und neue Freundschaften geschlossen. Was liegt da näher, als sich mal bei einem Festival wirklich nur auf diesen Aspekt zu konzentrieren? David Lüke und sein Team jedenfalls wollen vom 11. bis 14. Mai in Hailtingen ein Festival ganz ohne Bands starten. Christiane Wohlhaupter hat bei ihm nachgefragt, was dahintersteckt.

David, du hast es mal geschafft, bei einem großen Festival nur drei Bands von wahrscheinlich knapp hundert zu sehen. Wie hast du das denn angestellt?

Wir hatten so viel Spaß auf dem Campingplatz. Da haben wir gesagt, ach, wir gehen zur nächsten, und zur nächsten, und zur nächsten … irgendwann ist es halt dann die letzte beziehungsweise es spielt keine mehr. Bei einer verrückten Party mit lauter Festival-Freaks kann man alles andere vergessen und komplett im Festival-Feeling aufgehen.

Welche drei Bands waren es denn und haben die sich wenigstens gelohnt?

Wir haben Korn, Marylin Manson und The Subways gesehen. Es hat sich gelohnt! Die anderen Bands haben wir nicht verpasst, weil es sich nicht lohnt, sondern weil es auf dem Festivalcampingplatz so viel Spaß gemacht hat, dass wir „abgelenkt“ waren. Bands lohnen sich immer!

Mit Freunden willst du im Mai 2017 ein Festival ohne Bands an den Start bringen: Wird drei Tage lang Flunkyball spielen und Ravioli essen nicht irgendwann mal langweilig?

Nein. Wenn man mit den richtigen Freunden da ist, hat man drei Tage volle Unterhaltung. Wer es schon mal geschafft hat, nur wenige oder keine Bands auf einem Festival zu sehen, weiß, von was ich spreche. Es wird zusätzlich ein festivaltaugliches Programm geben, das bei Bedarf für Abwechslung sorgt.

Für wie viele Besucher habt ihr denn Platz?

2000 Festivalgänger gehen 2017 maximal auf den Platz, dann wären wir ausverkauft.

Wie viel Unterstützung brauchst du, um das Festival auf die Beine zu stellen?

Ab etwa 1000 Gästen steigt das Festival. Von denen haben wir schon 31 Prozent. Wenn uns noch mehr Leute mit einem individuellen Betrag unterstützen, dann könnte das Festival auch schon mit unter 1000 Besuchern steigen.

Knapp ein Drittel der benötigten Summe habt ihr über Crowdfunding schon zusammen. Was stellt ihr an, um den restlichen Betrag zusammenzubekommen?

Wir holen unsere Fans überall ab, wo es nur geht, egal ob über Facebook, WhatsApp, Zeitung, persönlich Flyer in die Hand drücken, Crossover Kartenverkauf am Point of Party, Verteilen von unseren 20 verschiedenen Festivalaufklebern, Bannerwerbung an der Straße, Plakate und natürlich haben wir eine Homepage.

20 Euro kostet das Ticket über die Crowdfunding-Plattform. Müssen die Besucher denn noch mal mit Parkgebühren, Duschgebühren und Müllpfand wie auf manchen anderen Festivals rechnen?

Bei den 20 Euro ist alles mit drin. Es gibt kein Müllpfand oder ein Park-Womo-Ticket. Die Gäste dürfen mit dem Ticket inklusive Auto auf den Campingplatz kommen und drei Tage Gas geben. Was eventuell noch dazukommen könnte, sind geringe Nutzungsgebühren für Sanitäranlagen mit Wasserspülungen.

Für den Fall der Fälle, dass ihr euer Funding-Ziel nicht erreicht und das Festival nicht stattfindet: Was passiert dann?

Dann können die Leute ihre Original-Tickets persönlich oder per Post zurückgeben und erhalten den Einsatz von 20 Euro zurück.

Ihr habt auch eine Bühne. Was wird auf der passieren?

Das ist noch absolut topsecret. (lacht) Wir haben schon viele Angebote und Vorschläge erhalten, von denen wir manche wahrscheinlich auch umsetzen. Die Bühne bleibt aber ein Hauptanlaufpunkt, es gibt einen Wellenbrecher davor und auch Musik kommt von ihr. Nur eins ist sicher: Auf der Bühne wird das ganze Festival über keine Band stehen und spielen.

Bei anderen Festivals stehen Sanitäter und Securities parat. Beim Festival ohne Bands in Hailtingen auch?

Ja, es ist für alles gesorgt. Unser Security-Chef hat viel Festivalerfahrung und kennt sich gut aus.

Besucher müssen volljährig sein, warum ?

Das hat verwaltungstechnische Gründe. Eine Veranstaltung Minderjährigen zugänglich zu machen, bedeutet ein Mehr an Verwaltungsaufwand.

Du kündigst an, trotzdem auch auf ein Festival mit Bands zu gehen: Was hast du denn für 2017 im Auge?

Oh, diese Liste ist lang, da ich nicht nur privat, sondern auch beruflich auf Festivals unterwegs bin. Im Auge habe ich: Rock im Park (das elfte Mal in Folge), Taubertal (zum sechsten Mal), Rockharz, Rock am Härtsfeldsee, Summer Breeze …

Was sind die essenziellen Dinge, die man auf einem Festival (ob nun mit oder ohne Bands) braucht?

Die perfekte Crew, eine Mischung aus Freunden und sympathisierenden Verrückten. Die richtige Einstellung, um das Festival-Feeling aufzunehmen und zu leben. Bier beziehungsweise das richtige persönliche Getränk. Die richtige Ausrüstung, um bei allen Witterungen und Uhrzeiten richtig feiern zu können, sprich: Auto, Anlage, Pavillon, Sonnenbrille, Regenjacke …

Noch bis zum Montag, 3. April, läuft die Crowdfunding-Aktion des Festivals ohne Bands. Festivalfans können sich in dieser Zeit ihr Ticket sichern unter festivalohnebands.de. Wenn genug Unterstützung zusammenkommt, steigt das Festival von Donnerstag bis Sonntag, 11. bis 14. Mai, in Hailtingen (Kreis Biberach ).