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Restaurant-Test

Das Credo zeigt italienische Vielfalt mit Esprit

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Das Credo zeigt italienische Vielfalt mit Esprit
Veröffentlicht:03.02.2017, 11:15

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Das italienische Restaurant Credo ist eingebettet in die moderne Gewerbeumgebung der Otto-Lilienthal-Straße in Friedrichshafen . Fast hat das Areal ein bisschen was von Metropole und wirkt wie ein putziges Klein-Manhattan. Im Restaurant selbst empfängt den Gast ungezwungene Behaglichkeit mit italienischen Akzenten. Dunkles Holz ist farblich kombiniert mit dem helleren Beige der Bezüge auf den bequemen Stühlen. Bienenfleißige Kellnerinnen schwirren durch das geschäftige Stimmengewirr der Mittagsgäste, die frohgemut den Dingen auf ihren Tellern zusprechen.

Beginnen wir gleich mit dem, was ein bisschen suboptimal gelaufen ist, dann haben wir es hinter uns: Auf der Winterkarte steht die Pizza Romana, angepriesen als Köstlichkeit mit Gorgonzola und Parmaschinken. Und frei von Tomaten. An den Tisch kommt eine herrlich luftige Pizza von großzügigen Ausmaßen, üppig belegt mit Käse. Was aber leider im wahrsten Sinne des Wortes zu dick aufgetragen ist, sind die Scheiben des Rohschinkens. Offenbar hat die jemand grob mit einem stumpfen Messer heruntergesäbelt anstatt ihn hauchzart und fein vom Schinken zu schneiden. Sehr schade, weil sich grobe Stücke nicht angenehm kauen lassen. Aber schlimmer ist, dass sich so das Aroma nicht gut entfalten kann.

Und die positiven Dinge? Da gibt es eine ganze Menge zu vermelden. Zum Beispiel den Umstand, dass die Küche – was bei italienischen Restaurants nicht allzu oft vorkommt – auf die Jahreszeiten eingeht und damit einen saisonalen Sound in die Speisekarte einbettet. Das gilt zum Beispiel für das Wildragout mit breiten Bandnudeln nebst Birne und Preiselbeeren. Noch bevor das Essen auf dem Tisch steht, eilt ihm ein prächtiger Duft voraus, als es die stets aufmerksame Bedienung herbeiträgt. Ein wahrer Berg bissfest gegarter Pappardelle. Die Soße bietet ein intensives Aromenspektakel mit Wacholder, Petersilie und dunklen Röststoffen. Das Fleisch – nicht näher als Hirsch, Reh oder Damwild definiert – ist schön mürbe. Die Faser zergeht zart auf der Zunge. Die Birne hätte man gut weglassen können, obwohl sie das stimmige Gericht auch nicht besonders stört. Außerordentlich praktisch: Die ofenfrischen Brötchen sind aus dem eigenen Steinofen und saugen die Soße gierig auf.

Die Versiertheit in Küchenfragen kommt auch beim hausgemachten Dessert zum Tragen: einer unglaublich hochkalorischen Mascarpone-Creme, durchsetzt von dunkelblutroten Maraschino-Kirschen, ganz unten im Glas etwas Biskuit. Diese Komposition hat etwas Verschwenderisches: Betörend, schwere Süße, aber federleichte Anmutung. Auf der Zunge fühlt sich die Masse an wie cremig aufgeschlagene Seide. Aber Obacht: Wer einen Löffel zu viel davon erwischt, fällt einer ungeheuerlichen Sättigung anheim, sodass an Arbeit am Nachmittag nicht mehr zu denken ist. Da wirkt der wirklich intensive und haselnussbraune Espresso wie ein befreiender Energieschub.

Dem Credo gelingt es sehr gut, den engen Rahmen von Pizza und Pasta, der viele italienische Restaurants mitunter einschnürt, zu sprengen und mit weniger bekannten Gerichten und Spezialitäten aus diversen Italo-Provinzen schmackhaft aufzutrumpfen.

Ristorante Credo

Otto-Lilienthal-Straße 2

88046 Friedrichshafen

Telefon 07541-3747898

www.credo-ristorante.de

geöffnet täglich 10-22 Uhr, kein Ruhetag. Hauptgerichte 6,90-22,50 Euro.