StartseitePanoramaBahn will Kartenkontrollen überflüssig machen

Testlauf

Bahn will Kartenkontrollen überflüssig machen

Panorama / Lesedauer: 3 min

Mittels Smartphone können Bahnkunden auf ausgewählten Teststrecken im Zug einchecken
Veröffentlicht:03.01.2018, 18:20

Von:
Artikel teilen:

Per Smartphone sollen Bahnkunden künftig im Zug einchecken können – und müssen dann nicht mehr kontrolliert werden. Doch der neue Komfort hat Tücken.

Fahrkarte über die App „ DB Navigator“ buchen, in den Zug einsteigen, Reservierung suchen und mit dem Smartphone einchecken. So sollen in Zukunft Fahrkartenlocher und Scanner in der Tasche des Zugbegleiters bleiben. Denn loggt sich der Fahrgast ein, wird dem Zugbegleiter das gemeinsam mit Wagennummer und Sitzplatznummer auf seinem Mobilterminal angezeigt. Dieser Platz muss also nicht mehr kontrolliert werden. Der Vorteil, den die Bahn ihren Kunden damit verspricht: Bahnfahrer, die ihre Tickets durch den Check-in vom Fahrgast selbst entwerten, werden von keiner Fahrkartenkontrolle mehr gestört.

Test auf sechs Strecken

Auf drei Fernverkehrsstrecken testet die Bahn seit Juli das neue Service-Konzept, drei weitere kamen Mitte Dezember dazu. Der „Komfort Check-in“ sei laut Angaben der Bahn mehrheitlich positiv angenommen worden. „Sowohl unsere Kunden, als auch unsere Mitarbeiter sehen mehrheitlich den Check-in als gute Ergänzung zu unserem bisherigen Angebot“, so ein Bahn-Sprecher auf Nachfrage der „ Schwäbischen Zeitung “.

Darüber, wie viele Kunden das Angebot in der Testphase bereits genutzt haben, hält sich die Bahn bedeckt. „Aussagen zu konkreten Nutzerzahlen möchten wir aufgrund der Situation des Testbetriebs nicht treffen. Wir sind mit dem bisherigen Ergebnis der Testphase und der Annahme des Angebots durch die Reisenden aber sehr zufrieden“, so der Sprecher. Ebenso keine Angaben macht das Unternehmen dazu, wie viel Geld es in das Angebot investiert hat.

Zugbegleiter kontrollieren trotzdem

Das Angebot gilt jedoch nur für Kunden mit einer Sitzplatzreservierung. Muss ein Ersatzzug eingesetzt werden oder stimmt die Reservierungsnummer aus anderen Gründen nicht mit der Buchung überein, muss nach wie vor konventionell kontrolliert werden. Ausgefallene Reservierungsanzeigen im Zug oder eine umgekehrte Wagenreihung haben dagegen laut Bahn keinen Einfluss auf die Technik. Aber: Zugbegleiter werden trotz Check-in auch weiterhin Stichprobenkontrollen durchführen.

„Auch wenn es in Einzelfällen zu Stichprobenkontrollen kommen wird, so ist dies in Umfang und Betroffenheit der Reisenden nicht mit der heutigen konventionellen Ticketkontrolle vergleichbar“, sagt ein Sprecher der Bahn. „Die Reise wird somit für den Komfort-Check-in-Nutzer entspannter“.

Technik ersetzt kein Personal

Die Testphase ist noch nicht abgeschlossen. Die laufenden Tests werden laut Bahn in diesem Jahr weitergeführt, wobei der „Komfort Check-in“ auf weitere Strecken ausgedehnt werden soll. Welche das sind, darüber will die Bahn derzeit keine Angaben machen.

Zugbegleiter sollen laut Bahn mit der Technik keine eingespart werden. Vielmehr sollen diese in Zukunft andere Aufgaben im Zug übernehmen.

Strecken mit „Komfort Check-in“

In folgenden Zügen wird die neue Technik derzeit schon eingesetzt:

  • ICEs 915, 912 auf der Strecke Dortmund - Stuttgart bzw. Stuttgart - Essen
  • ICEs 581, 786 auf der Strecke Hamburg - München bzw. München -Hamburg
  • ICEs 582, 787 auf der Strecke München - Hamburg bzw. Hamburg- München
  • ICE 697 der Strecke Hamburg - Berlin
  • ICE 808 der Strecke Berlin - Hamburg
  • ICE 1086 der Strecke München - Hamburg