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Gastronomie

Aufgegabelt: Warum Goethe nie nach Isny kam

Panorama / Lesedauer: 3 min

Aufgegabelt: Warum Goethe nie nach Isny kam
Veröffentlicht:09.10.2015, 14:45

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Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn?“ Nun, in Isny blühen weder Zitronen, noch glühen Orangen im Laub. Der alte Goethe hat mit diesen Versen bekanntlich seine Liebe zu Italien ausgedrückt. Und nach Isny ist er vermutlich nur aus einem einzigen Grund nicht gekommen: Zu seinen Lebzeiten gab es das Restaurant „Dolce Vita“ in der Espantorstraße noch nicht. Dort hätte Johann Wolfgang trefflich im Sonnenlicht auf der Gasse sitzen und ob der dargebotenen Köstlichkeiten weitere Hymnen auf die italienische Lebensart singen können. Goethe ist zwar tot, das „Dolce Vita“ dafür umso lebendiger.

Ein überaus starkes Lebenszeichen aus der Küche ist der gemischte Vorspeisenteller. Er versammelt in aller Schlichtheit ein wenig gegrilltes Gemüse, etwas Pecorino und Mozzarella, außerdem Salami, rohen Schinken und Oliven. Ein bisschen Balsamico, ein Blättchen Basilikum – und gut ist’s, im wahrsten Sinne des Wortes. Geradezu delikat wird die Vorspeise durch ofenwarme Brothappen, die aus Pizzateig sind und im Steinofen aufknuspern durften. Ihr luftiges Auftreten, ihr mild-säuerlicher Hefegeschmack lassen die Erwartungen an die Pizza ordentlich steigen.

Doch zunächst fesselt ein Teller mit Spaghetti und Meeresfrüchten die Aufmerksamkeit sämtlicher Geschmacksnerven. Der hausgemachte Tomaten-Sugo zeigt sich von der gemüsigen Seite: Tomatenstücke, Zwiebeln, Stangensellerie – da hat sich ganz offenbar jemand Mühe gegeben, die solide Basis des Gerichts sorgfältig zu kochen. Auch das Meeresgetier ist wohlgeraten: Tintenfische und Co. haben einen angenehm weichen Biss und sind nicht gummiartig verkocht. Gleiches gilt für die Pasta. Und wie der Gast da fröhlich die Nudeln um die Gabel wickelt, wird er mit jedem Bissen stärker einer durchaus mutigen Schärfe gewahr. Doch das schadet dem Gericht ganz und gar nicht.

Den treffsicheren Umgang mit Gewürz hat zuvor schon ein Kokoscremesüppchen dokumentiert, das insgesamt gut war, im Rahmen des sonst sehr italienischen Konzepts allerdings ein wenig deplatziert wirkte. Aber nun zur mediterranen Königsdisziplin, der Pizza: Der Boden ist knusprig, aber nicht zu dünn und außergewöhnlich geschmackvoll. Da liegt die Vermutung nahe, dass der Maestro in der Küche Sauerteig zur Gärung nutzt und diesem Prozess viel Zeit einräumt. Er trägt den Belag aus Tomaten, Mozzarella und Pfifferlingen mit Würde. Rucola krönt die Pizza. Insgesamt nicht nur von Form und Optik her eine sehr runde Sache. Das Wohlfühlen fällt auch in Bezug auf Service und Ambiente mit viel dunklem Holz und Leder nicht schwer: Die Kellner kümmern sich zügig um die Wünsche der Gäste. Und auch bei hoher Schlagzahl im gut besetzten Restaurant schafft es die Küche, ihre italienischen Klassiker ohne Hungerepisoden zwischen den Gängen zu servieren.

Wie Goethes Fazit zum Menü im „Dolce Vita“ ausgefallen wäre, können wir Nachgeborenen nur vermuten. Darum simpel und ohne weltliterarischen Anspruch: „Ich danke wie besessen für dieses leck’re Essen!“

Restaurant Dolce Vita

Espantorstraße 9

88316 Isny

Telefon 07562-914471

Geöffnet täglich von 11-14 Uhr

und von 17-23 Uhr, Freitagmittag geschlossen. Hauptgerichte 6,90-19,90 Euro.