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Brauereiwirtschaft

Aufgegabelt: Leichte Abzüge bei der B-Note in Ehingen-Berg

Panorama / Lesedauer: 3 min

Aufgegabelt: Leichte Abzüge bei der B-Note in Ehingen-Berg
Veröffentlicht:16.10.2015, 15:08

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Sonntagmittag, kurz nach der Messe: In Ehingen-Berg drängen die Menschen in die Brauereiwirtschaft der Familie Zimmermann. Und wer womöglich eben noch in der Kirche in sich versunken gebetet hat, der fühlt sich durch die Größe des mächtigen Saals ebenfalls an einen Sakralbau erinnert: Es ist unschwer zu erkennen, dass die Zimmermanns bei der Sanierung, die erst im März zum Abschluss gekommen ist, keine halben Sachen gemacht haben. Holz, Leder, Kupfer – die Materialauswahl zeugt von Wertigkeit. Insbesondere die bequemen Ledersessel eignen sich ausgezeichnet, um notfalls mehrtägige Bierverkostungen ohne Druckstellen zu überstehen. Wach und flink sind die Bedienungen – und ohne Dirndl, was der rustikalen Eleganz des Hauses aber sehr gut tut.

Die erste Enttäuschung kommt in Form eines dürren Blattes Papier. Ohne Vorwarnung oder Hinweis auf der gelungenen Webseite gibt’s an diesem Sonntag nur eine kleine Speisenauswahl. Das mag dem großen Ansturm geschuldet sein, ist aber dennoch sehr schade. Die Burger oder die hausgemachten Maultaschen fehlen. Und so fällt die Wahl zunächst auf die als Rinderkraftbrühe angepriesene Suppe mit Bierkräuterflädle. Eine Rinderkraftbrühe zeichnet sich per Definition dadurch aus, dass sie dank eines hohen Fleischanteils besonders intensiv schmeckt. Die Version in Berg hat leider kaum Substanz und schmeckt vor allem salzig. Flüssige Langeweile. Die Flädle sehen so aus, als hätte sie jemand mit einem stumpfen Brotmesser lieblos in Fetzen gerissen.

Der Zwiebelrostbraten hat sehr gute Ansätze, aber in der B-Note stimmen auch hier die Details nicht: Die langen Spätzle sind sehr blass und lassen auf einen geringen Ei-Anteil schließen. Das Fleisch – eine recht dünne Scheibe Rinderhüfte – ist im Verhältnis zum Spätzleberg deutlich zu klein. Und die Soße entzieht sich einer fundierten Beurteilung, da sie nur in homöopathischer Menge vorhanden ist. Die frittierten Zwiebeln sind lasch und nicht knusprig – deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht unmittelbar aus dem Fett aufs Fleisch gekommen sind. Apropos Fleisch: Obwohl sehr dünn, hat es den idealen Garpunkt und ist außerordentlich zart.

Das Finale des Menüs bestreitet dann ein vorzüglicher Ofenschlupfer aus Brotresten, Äpfeln, Mandeln und Rosinen. Er ist locker, hat eine angenehme Süße. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Begleitung in Form einer Kugel Ulrichsbier-Eis. Sie ist der gewagte Versuch, den Charakter des Biers in der Süßspeise einzufangen. Und tatsächlich klingt in der Nase jener Geruch an, der sich einstellt, wenn man sie in ein ausgetrunkenes Bierglas steckt. Ob das eine gute Idee ist, möge jeder für sich selbst entscheiden. Originell ist es aber auf jeden Fall. Tendenziell kommt der volle Geschmack der hauseigenen Biere frisch gezapft und im Glas immer noch am besten zur Geltung.

Bleibt unterm Strich zu sagen, dass nicht viel fehlt, um wirklich gut zu sein. Mehr Fleisch bei der Zubereitung der Brühe, ein bisschen sorgfältiger geschnittene Flädle, ein wenig mehr Soße, ein paar Eier mehr im Spätzleteig und Röstzwiebeln, die frisch und heiß auf den Rostbraten kommen. Mehr fehlt eigentlich nicht.

Brauereiwirtschaft Berg

Graf-Konrad-Str. 21

89584 Ehingen

Telefon 07391-771733

www.bergbier.de

Geöffnet täglich ab 10 Uhr, Hauptgerichte 8,10 - 18,20 Euro.