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Exoplanet

„Astronomisch gesehen direkt vor unserer Haustüre“

Panorama / Lesedauer: 4 min

Physiker und Astronom Ulrich Bastian erklärt, wieso die Entdeckung der Exoplaneten so spektakulär ist
Veröffentlicht:24.02.2017, 10:23

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Die Entdeckung der Exoplaneten zeigt: 40 Lichtjahre von uns entfernt, könnten die Voraussetzungen für menschliches Leben gegeben sein. Christin Hartard hat mit Ulrich Bastian vom Astronomischen Rechen-Institut (ARI) der Universität Heidelberg über Leben im All und die Möglichkeit einer Reise dorthin gesprochen.

Herr Bastian, steigt mit der Entdeckung der Exoplaneten auch die Hoffnung der Astronomen, auf außerirdisches Leben zu stoßen?

Ganz klar, ja. Man muss aber dazu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit von solchem Leben immer noch völlig unklar ist. Vor 25 Jahren wussten wir noch nicht, ob es überhaupt Planeten außerhalb des Sonnensystems gibt. Heute ist klar, fast jeder Stern hat Planeten – und es gibt mehr Planeten als Sterne im Universum.

Ist es dann überhaupt überraschend, dass es weitere erdähnliche Planeten gibt?

In der Tat werden immer mehr von ihnen gefunden, weil die Entdeckungsmethoden immer feiner werden. Der Trappist-1 gehört allerdings mit 40 Lichtjahren Entfernung zu den 100 sonnennächsten Sternen. Dass man jetzt bei diesem Stern gleich einen ganzen Sack voll Planeten findet, die der Erde in Größe, Masse und Zusammensetzung gleichen, das ist schon eine wirklich drastische Entdeckung. Es sieht so aus, als würde das Universum noch mehr davon wimmeln, als wir angenommen hatten.

Was macht dann die sieben Exoplaneten um Trappist-1 so besonders?

Auf der Oberfläche von drei dieser Planeten könnten Temperaturen herrschen, wie wir sie von der Erde kennen. Sie laufen nicht zu nah und nicht zu weit weg von dem Stern. Dazu kommt, dass Trappist-1 sehr langlebig ist. Zum Vergleich: Unsere Sonne wird zehn Milliarden Jahre alt, bis sie sich erst aufbläht und dann erlischt. Im Fall des Sonnensystems hat es wohl ein, zwei Milliarden Jahre gedauert, bis es Leben auf der Erde gab. Sprich: Die Entstehung von Leben braucht viel Zeit. Der Stern Trappist-1 hält 1000-mal so lang wie die Sonne. Dass ausgerechnet dieser langlebige Stern jetzt so viele, erdähnliche Planeten hat, ist wirklich ein Hammer. Denn es steigert die Wahrscheinlichkeit, dass sich Leben bilden könnte oder vielleicht sogar schon gebildet hat.

Bisher wurde allerdings nur die Existenz der Planeten bewiesen, nicht aber die Existenz von Leben...

Richtig, es ist erst mal eine rein prinzipielle Möglichkeit. Ob es dort tatsächlich Leben gibt, das kann momentan keiner sagen und das wird man auch in den nächsten Jahren nicht können. Dafür braucht man Teleskope und Messinstrumente, die es so noch nicht gibt. Der Fortschritt auf diesem technischen Feld ist aber sehr schnell, schon in 20 Jahren könnte es soweit sein.

Was wäre der nächste Schritt in der Erforschung der Planeten?

Zunächst wäre wichtig zu untersuchen, ob sie eine Atmosphäre haben und was es in dieser Atmosphäre für Gase gibt. Die Planeten selbst wird man wahrscheinlich nicht sehen. Aber wir könnten mit einer nächsten Teleskopgeneration die Spuren der Planeten untersuchen, die sie im Licht des Sterns hinterlassen. Beim Umlauf hinterlässt die Atmosphäre Spektrallinien, genauer gesagt Absorptionslinien. Durch sie könnte man erkennen, ob es in der Atmosphäre zum Beispiel Wasser oder Kohlendioxid gibt, wie auf der Erde. Das sind die Hauptstoffe, die pflanzliches Leben braucht. Das heilige Ziel dieser Suche nach Leben wäre, in der Atmosphäre ein und desselben Planeten Methan und freien Sauerstoff zu finden. Dann hätten wir den Beweis dafür, dass es Leben auf dem Planeten gibt. Denn Methan und freier Sauerstoff können chemisch stabil nur miteinander existieren, wenn sie von Leben produziert werden.

Die Exoplaneten sind 40 Lichtjahre entfernt. Wie weit ist das?

Astronomisch gesehen ist das direkt vor unserer Haustüre. Für menschliche Maßstäbe ist das unglaublich weit weg. Wenn Sie mit dem Raumschiff dahin wollten, bräuchten Sie Dutzende von Millionen Jahren.

Also wird es eher nichts mit einem baldigen Besuch?

Davon träumen viele Raumfahrtfans und Futuristen. Aber das halte ich für ausgeschlossen, auch auf sehr lange Sicht. Die größte Entfernung, die ein Mensch jemals von der Erde hatte, ist eine Lichtsekunde zum Mond.