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Balsam für die geschundene Seele

Laiz / Lesedauer: 3 min

Balsam für die geschundene Seele
Veröffentlicht:11.04.2010, 14:00

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Auf diesen Augenblick haben die sechs Herren drei Jahre lang hingearbeitet: Am Freitag, 23. April, um 20 Uhr, stellen sie in der Festhalle das Laizer Heimatbuch vor. Herausgekommen ist kein verstaubtes Geschichtsbuch, den Buchmachern ist es vielmehr gelungen, die Geschichte und Gegenwart lebendig zu erzählen.

Von unserem Redakteur  Michael Hescheler

Wie Balsam wirkt das Buch auf die oft geschundene Laizer Seele. Nicht erst seit der Gemeindereform 1975, als Laiz die Selbstständigkeit verlor -- die Demütigungen des 1231 erstmals erwähnten Orts begannen viel früher. Es scheint so, als habe Laiz nie die Anerkennung erhalten, die der Ort aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung verdient hätte. Angefangen von der für einen Dorfflecken ungewöhnlich prächtigen Pfarrkirche – Laiz ist übrigens Mutterpfarrei von Sigmaringen – bis hin zur Garnison. Der Nonnenhof war einst Funkzentrale des deutschen Geheimdienstes, fand der Heimatforscher Karl Werner Steim heraus.

Laiz hatte und hat mehr zu bieten. Schon die Autoren der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienenen touristischen Führer haben den Flecken wohl einfach übersehen, stellt der Historiker Armin Heim in seiner Einleitung fest Er zitiert den Dichter Christoph Schlude, der 1858 schrieb: „Bermerkenswerthes hat Laiz nichts Weiteres, als das am Kirchthurm angemalte kolossale Bild des heil. Christoph.“

Die ungerechte Behandlung, man mag schon fast von Ignoranz sprechen, zieht sich auch durch die Geschichtsforschung. Eine Sichtung des Kreisarchivs stellte sich als wenig ergiebig heraus. „Dass ich gar nichts gefunden habe, hat mich geärgert“, sagt Heinz Berger , einer der Herausgeber. In der hohenzollerischen Geschichtsforschung taucht Laiz wenig bis gar nicht in Erscheinung.

Harte Arbeit in 30 Sitzungen

Das fertiggestellte Buch zieht darunter einen Schlussstrich. Erwähnenswert ist die Entstehung: Vor vier Jahren, als das 775-jährige Ortsbestehen begangen wurde, kamen Heinz Berger, Werner Kirschbaum, Rolf Fink und Karl Sprissler auf die Idee. Lothar Scheit und David Stehle wurden dazugeholt und bilden seither, etwas kryptisch genannt, die Steuerungsgruppe. Die sechs Herren hielten in den vergangenen Jahren stets das Heft in der Hand. In 30 Sitzungen wurde hart gearbeitet. Gewissenhaft wurden Protokolle geschrieben und to do’s vermerkt. „Wir wollten kein Büchle, sondern ein Buch“, sagt Werner Kirschbaum über die Ansprüche.

Wehrhaft und standhaft

Diese Haltung beschreibt das durchaus vorhandene Laizer Selbstbewusstsein. Gerade weil sie oft und gerne übersehen wurden, heftet den Laizern das Prädikat an, besonders standhaft und wehrhaft zu sein.

Weil die Buchmacher von Anfang an auf die Qualität achteten, beauftragten sie anerkannte Autoren, die historischen Teile aufzuarbeiten und niederzuschreiben. Den Spuren der Römer auf der Laizer Gemarkung ist Stefan Schmidt-Lawrenz, der Direktor des Hohenzollerischen Landesmuseums nachgegangen. Die Balinger Historikerin Doris Muth arbeitete die jüngere Geschichte auf – vom Nationalsozialismus bis zur einschneidenden Gemeindereform, um nur einige der 13 Schreiber zu nennen. Kreisarchivar Edwin Weber erforschte die frühe Neuzeit selbst, stand den Buchmachern aber vor allem beratend zur Seite. „Er half uns im Hintergrund unheimlich“, lobt Heinz Berger.

Selber zum Stift griffen die Buchmacher im vierten und letzten Teil, wo es um Menschen, Bräuche und Vereine geht. Die hinteren Seiten tun dem Buch gut, sie geben ihm die menschliche Note. Ansprechend machen das Buch die geradlinige Gestaltung und die mehr als 300 Fotos und Abbildungen, die die knapp 450 Seiten auflockern. Dabei wurde aus dem zum Dorfjubiläum zusammengetragenen Fundus Honig gesaugt.

Armin Heim, der die Entstehung redaktionell betreute, kommt in seinem Vorwort zum Schluss: „Endlich ist mit dem Buch eine weit offenstehende Wissenslücke geschlossen worden.“ Die Laizer werden’s mit Genugtuung lesen.