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Klosterstadt

Mittelalterliche Baustelle schafft 40 Arbeitsplätze

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Mittelalterliche Baustelle schafft 40 Arbeitsplätze
Veröffentlicht:11.11.2010, 17:10

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Zwischen Rohrdorf, Heudorf und Meßkirch will der Verein Karolingische Klosterstadt e.V. nach dem historischen Sankt Galler Klosterplan eine Klosterstadt bauen (die SZ berichtete). Schon jetzt planen Filmproduzenten, die Baustelle als Kulisse zu verwenden. Auch haben sich bereits sechs Handwerker um eine Stelle im mittelalterlichen Dorf beworben.

Von unserem Redaktionmitglied Simone Dürmuth

„Für mich und alle die weiter im Norden leben liegt Meßkirch am Bodensee ,“ begründet Bert M. Guerten, erster Vorsitzender des Vereins Karolingische Klosterstadt e.V., warum er sich genau diesen Flecken Erde für sein Projekt ausgesucht hat. Er hofft, dass darum nicht nur speziell am Mittelalter Interessierte kommen werden, sondern dass auch einige reguläre Bodensee Besucher die 30 Kilometer fahren, um die quasi historische Großbaustelle zu besichtigen.

Bevor der Verein jedoch an Meßkirch herantrat, nahm er Kontakt mit verschiedenen anderen Städten auf. Radolfzell war interessiert, konnte aber die gewünschten 12 Hektar nicht zur Verfügung stellen. Auch in der Eifel hatte es Guerten besucht – dort ist man aber mit einem Projekt am Nürburgring beschäftigt und kann die zusätzlichen finanziellen Mittel für den Bau der Klosterstadt nicht beibringen.

Dass das Projekt am Ende im Raum Meßkirch verwirklicht wird, scheint nicht die schlechteste Option: Der Plan wurde auf der Insel Reichenau gezeichnet und seit Jahren im historischen Museum der Stadt Sankt Gallen verwahrt. Ist also im weiteren Sinne ein Kind der Bodensee-Region. Und so möchte Geurten auch Handwerker aus der Region auf seiner Baustelle beschäftigen: „Ungefähr 35 bis 40 Mitarbeiter werden wir einstellen.“ Dabei soll es auch Plätze für Praktikanten geben. Auch Langzeitarbeitslosen könnte man auf der Baustelle eine Chance geben. „Die meisten werden aber fest angestellt sein und regulär bezahlt werden.“ Auch in den Wintermonaten, wenn die Baustelle geschlossen ist. Dafür wird dann im Sommer an den Wochenenden durchgearbeitet. Auch die Besucher dürfen kräftig mit anpacken. Sechs Bewerbungen sind bereits beim Verein eingegangen.

Wissenschaftler reden mit

Damit in der karolingischen Klosterstadt auch alles mit rechten Dingen zugeht, wird es einen Wissenschaftsberat geben, der in regelmäßigen Sitzungen über Details des Plans diskutieren wird. „Der Plan an sich stimmt ja, der ist historisch. Aber wie man ihn interpretiert ist die Frage. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Kirchtürme nun zehn oder 20 Meter hoch sein sollen,“ erklärt Bert Geurten die Funktion des Beirats.

Universitäten kooperiern

Darüber hinaus sind zahlreiche Kooperationen mit verschiedenen Universitäten geplant. Mit Professoren der Universitäten in Wien, Aachen und Köln, hat der Initiator des Projekts bereits Kontakt aufgenommen. Auch die University of Calfornia, die sich bereits seit 30 Jahren mit dem Sankt Galler Klosterplan beschäftigt, soll mit ins Boot geholt werden. Weitere Kooperationen könnten mit den Universitäten Konstanz und Sankt Gallen entstehen. Besonders Interessant wäre eine Kooperation für die archäologischen Institute an den Universitäten. Denn hier würden sie nicht nur anhand von Computersimulationen Theorien entwerfen, sondern diese direkt in die Tat umsetzen.

Und wenn die Klosterstadt nach schätzungsweise 40 bis 50 Jahren fertig gestellt ist, „dann lebe ich schon längst nicht mehr,“ scherzt Geurten. Das hindert ihn aber nicht daran, bereits Pläne für die Zeit danach zu schmieden: So könnte die Klosterkirche, die 2000 Menschen fassen wird, für Konzerte genutzt werden. Auch werden eine Pilgerherberge und ein königliches Hotel errichtet, in denen Schulklassen oder Touristengruppen das mittelalterliche Leben nachempfinden könnten. Diverse Filmproduktionen und Musicalfirmen haben auch schon Interesse an der Stadt als historische Kulisse angemeldet. „Am 28. Januar 2014 jährt sich der Todestag von Karl dem Großen zum 200. Mal. Ich bin mir sicher, dass uns Dokumentarfilmer dann die Tore einrennen werden,“ blickt Geurten optimistisch in die Zukunft.