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Burgstraße

1000-jähriger Fund weicht der Kunst

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

1000-jähriger Fund weicht der Kunst
Veröffentlicht:11.06.2010, 17:40

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Der fast 1000 Jahre alte Graben an der Burgstraße wird bald wieder zugeschüttet. Archäologen, Denkmalpflege und Stadt sind sich in diesem Vorgehen einig. Der sensationelle Fund, die „Schwäbische Zeitung“ berichtete, gilt als Nachweis der ältesten Bebauung in Ravensburg.

Von unserem Redakteur  Dirk Grupe

Muss dieser Ort, quasi die Kernzelle Ravensburger Stadtgeschichte, nicht erhalten bleiben? Diese Frage stellen sich nicht wenige, seit die „Schwäbische Zeitung“ von der spektakulären Ausgrabung an der Baustellte Kunstmuseum berichtet hat. Grabungsleiter Ernst Rümmele winkt jedoch ab. „Dieser Ort wäre gar nicht sichtbar zu machen“, handelt es sich am Ende „nur“ um einen Stadtgraben, den Laien wie eine schnöde Mulde aus Sand und Stein wahrnehmen.

Optischer Genuss inklusive Erkenntnisgewinn für den Bürger sieht anders, das meint auch die Denkmalbehörde beim Regierungspräsidium. „Die Behörde prüft in solchen Fällen das Areal“, sagt Reinhard Rothenhäusler , Amtsleiter Stadtsanierung. Die Fachleute loten aus, ob an dieser Stelle beispielsweise eine Wohnbebauung oder andere Anlagen zu erwarten wären, die weitere Ausgrabungen nötig machen und damit Priorität vor den ursprünglichen Plänen hätten. Im Fall Stadtgraben/Kunstmuseum lautet die Antwort aus Tübingen ganz klar: Nein.

Anders übrigens als beim Humpisquartier in der Marktstraße, bei der Sanierung stieß man auf das womöglich älteste Steinhaus der Stadt. Das Haus wurde damals abgetragen – und nur zehn Meter weiter im Kellergeschoss wieder aufgebaut. Die Sanierung des Humpis verzögerte sich damals erheblich. „An der Stelle, wo das Haus stand, ist im Humpismuseum heute die Technik untergebracht“, sagt Reinhard Rothenhäusler

Ein ähnliches Schicksal wiederfährt nun dem Stadtgraben - dort kommt eine Tiefgarage hin. Zweitverzögerungen gibt es bei der Parkraumbeschaffung nicht, in wenigen Wochen wird die Ausgrabungsstätte zugeschüttet, nach der Sommerpause rücken die Bagger an.

Was brachial klingt, findet Ausgrabungsleiter Ernst Rümmele nicht schlimm: „Die Ausgrabungen sind im Großen abgeschlossen.“ Die Ergebnisse, sie werden wissenschaftlich detailliert dokumentiert, stellen für den Archäologen „ein Highlight“ in seiner Berufslaufbahn dar: „Das sind tolle Dinge, die wir da zu Tage gefördert haben.“ Herausragend sicher die verzierten Bodenfliesen, die auf Wohlstand im Spätmittleralter hinweisen sowie das tönerne Püppchen, direkt neben dem Stammsitz des Verlagshauses Ravensburger entdeckt, als Beleg, dass hier schon vor Jahrhunderte dem Spiel gefrönt wurde. „Wir haben sicher die meisten Sachen rausgeholt“, sagt Rümmele, der dennoch keine Minute verlieren will: „Ich grabe weiter, bis die Bagger anrücken.“