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Datenklau

Datenklau: Ravensburger an dubiosen Geschäften beteiligt?

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Datenklau: Ravensburger an dubiosen Geschäften beteiligt?
Veröffentlicht:03.12.2010, 10:40

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Ist der Ravensburger Verlag wirklich ein Verlag des Vertrauens? Das Blog von Manuela Schauerhammer im Internet auf www.manubloggt.de lässt andere Vermutungen zu: Unter dem Titel „Datenklau im Klassenzimmer“ beschreibt sie, wie ein Unternehmen, das angibt, mit Ravensburger zusammenzuarbeiten, die Daten von Kindern und Familien sammelt und sie an Dritte weitergibt.

Von unserem Redaktionsmitglied Philipp Richter

Hinter allem steckt der „Verlag für Wissen und Innovation“ (VWI-Verlag), der bundesweit in den deutschen Grundschul-Klassenzimmern Bestellkarten für Gratisbücher verteilt. Der Haken an der Sache sind aber nicht die Gratisbücher, die wirklich kostenlos an die angegebenen Adressen gehen, viel mehr liegt der Haken daran, dass sich nach der Bestellung eine Reihe anderer Firmen anschließen, ohne dass dies in irgendeiner Form absehbar ist. Insbesondere werden die Familien von Finanz- und Geldberatern kontaktiert. Außerdem gibt es für Kinder von der Firma „Vitalcenter Berg“ Vitaminkapseln im Angebot. Auf einem Faltblatt vom VWI-Verlag werden dann die Kooperationspartner „Vitalcenter Berg“, „Der Freie Berater“ und der Ravensburger Buchverlag in direktem Zusammenhang genannt. Recherchiert hat das die Bloggerin Manuela Schauerhammer aus Berlin, die die Geschichte in ihrem Blogg www.manubloggt.de veröffentlicht hat. „Mich hat es unheimlich genervt, dass es immer mehr solcher Aktionen gibt. In vielen Schulen werden solche Karten ausgegeben. Wer dahintersteckt und was eigentlich mit den Daten passiert, fragen sich viel zu wenige. Ich wollte das mal genauer wissen“, erzählt Schauerhammer. Damit, dass sie mit ihren Recherchen in ein solches „Wespennest“ sticht, wie sie es nennt, hat sie nicht gerechnet.

Verlag weist Vorwürfe zurück

Nachdem die Schüler dann die Karten ausgefüllt haben, werden die Bücher über die Vertrauen gebenden Schulen verteilt. Die Eltern werden dann telefonisch für „unverbindliche“ Beratungsgespräche zu Themen wie Lernen, Gesundheit und Zukunft kontaktiert. „Mit Hilfe unserer Kooperationspartner bieten wir Ihnen einen umfassenden Service“, schreibt der VWI auf seiner Internetseite. Was folgt, sind Angebote zum Kauf von Vitaminpillen bei „Vitalcenter Berg“ sowie eine Beratung in Sachen Finanzanlage und eine Beratung der „Carpediem GmbH“, die den individuellen Königsweg zum Reichtum verspricht. So wandern die Daten der Kinder und die der Eltern von Firma zu Firma. Und alles begann mit einer Aktion, die den Anschein hat, die Kinder zum Lesen zu animieren.

Beim Ravensburger Verlag will man von der ganzen Sache nichts gewusst haben, wie Pressesprecher Heinrich Hüntelmann im SZ-Gespräch sagt. „Mit dieser Sache haben wir absolut nichts zu tun“, sagt er. Mit dem Verlag für Wissen und Innovation gebe es keinerlei Kooperation und keinerlei Beziehungen. Diese belaufen sich lediglich auf rein geschäftliche Beziehungen. „Der Verlag kauft bei uns die Bücher wie jeder andere Kunde auch“, sagt Hüntelmann und verweist auf ein Schreiben an Manuela Schauerhammer, das sie auch in ihrem Blogg veröffentlicht hat. Darin schreibt Hüntelmann: „Auch an der von Ihnen [Anm.d.Red.: Manuela Schauerhammer] beschriebenen Anlageberatung sind wir in keiner Weise beteiligt. Sollte sich ein Vertreter in diesem Zusammenhang auf das Unternehmen Ravensburger beziehen, tut er dies ohne unseren Auftrag und ohne unser Einverständnis.“

Logo auf Faltblatt abgebildet

Neben Ravensburger ist auch der Verlag „Gondolino“ betroffen, der seine Bücher an den „Verlag für Wissen und Innovation“ verkauft hatte. Auch dieser weist wie Ravensburger jeglichen Zusammenhang mit den dubiosen Geschäften von sich, wie Schauerhammer schreibt. Der VWI sei ein „ganz normaler Kunde“. Trotzdem: Das Logo von Ravensburger findet sich auf dem Faltblatt des „Verlags für Wissen und Innovation“ wieder. Ravensburger aber bekräftigt: „Das ist absolut ohne unser Wissen.“