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Wasserrettung

Neufundländer Dean zieht Ertrinkende ans rettende Ufer

RISSTISSEN / Lesedauer: 3 min

Neufundländer Dean zieht Ertrinkende ans rettende Ufer
Veröffentlicht:06.08.2010, 19:20

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Fröhlich klingendes Hundegebell ist derzeit auf dem Gelände des Kieswerks Koch in Rißtissen zu vernehmen: Die Neufundländer-Gruppe Stuttgart darf hier mit Genehmigung des Abbauunternehmens am Wochenende mit ihren Hunden Wasserrettung üben – und nimmt dafür eine mehrstündige Anfahrt in Kauf.

Von unserer Mitarbeiterin Barbara Braig

Ungewöhnliche Szenen spielen sich an dem kleinen, frisch ausgebaggerten See des Kieswerks in Rißtissen ab. Eine Frau im Wasser wirft die Arme in die Höhe, ruft „Hilfe, Hilfe“ – und lacht dabei. 15 Meter weiter treibt ein grünes Schlauchboot im klaren Wasser. An Bord: Bettina Kroesen und Dean. Dean ist ein Neufundländer-Rüde und erinnert mit seinem großen Kopf und dem glänzend wuscheligen Fell an einen jungen Braunbären.

„Komm schon, spring rein!“, fordert Bettina Kroesen den Hund auf, motiviert ihn mit einer Puppe, die sie über Bord wirft. Dean steht noch etwas unentschlossen im Boot – es kostet schon Überwindung, aus dem wackeligen Gummiding ins Wasser zu springen. Vom Ufer aus feuert Deans Artgenosse Samson seinen Freund aufmunternd bellend an. Schließlich fasst er sich ein Herz, springt vom Boot, schwimmt zügig zu der „Ertrinkenden“ und zieht sie an Land. Mission gelungen!

Sechs schwarze und braune Neufundländer üben an diesem Tag am See Wasserrettung mit ihren Besitzern. Diese sind extra aus dem Großraum Stuttgart angereist. „Hier ist es optimal zum Üben“, schwärmt Dr. Theo Breitsohl , der gemeinsam mit Ehefrau Carmen, den Neufundländer-Damen Saphira und Tosca sowie Phillis, einem „adoptierten“ italienischen Straßenhund, nach Rißtissen gekommen ist. „Neufundländer sind von Natur aus Schwimmhunde“, erzählt er. „Sie haben sogar Schwimmhäute zwischen den Pfoten.“ Doch in der Stuttgarter Gegend sind Seen Mangelware, und ein früherer Übungsplatz wies eine schlechte Wasserqualität auf – die Hunde litten zum Teil unter Hautausschlägen.

Über eine Bekannte erfuhr Carmen Breitsohl von den Seen des Kieswerks Koch in Rißtissen und fragte bei Betriebsleiter Walter Hirrle nach, ob die Neufundländer-Gruppe Stuttgart dort trainieren dürfe. Rasch und unkompliziert erfolgte die Genehmigung. Hirrle: „Was möglich ist, machen wir gerne.“ Der kleine See, der erst in diesem Jahr ausgebaggert wurde und momentan ungenutzt und unverpachtet am hinteren Ende des Geländes liegt, bot sich für diesen Zweck förmlich an. Um Hunden und Besitzern einen bequemen Zugang zum Wasser zu ermöglichen, wurde sogar kurzerhand ein Stück der Uferböschung abgeflacht.

Ein Traumgelände, um die Wasserrettung zu üben. Nach Dean macht sich Samson an die Arbeit. Mit Hilfe eines so genannten „Bringsels“ – ein Kunststoffstab mit einem Seil – zieht er das Schlauchboot samt Besatzung an Land. Die Hunde sollen eine möglichst große Bandbreite an Rettungstechniken erlernen – ob nun ein Schwimmer mit Wadenkrampf Hilfe benötigt oder ein Boot seine Paddel verliert und abgeschleppt werden muss.

Seit 1993 existiert die Neufundländer-Gruppe Stuttgart. Was den Mitgliedern wichtig ist: „Wir erziehen die Hunde nicht mit Gewalt.“ Lieber motivieren die Tierfreunde ihre Lieblinge mit Leckerlis. Während in Italien oder Frankreich Neufundländer bereits weit verbreitet in der Wasserrettung eingesetzt werden, wie Theo Breitsohl berichtet, spielt ihr Einsatz hierzulande noch keine nennenswerte Rolle. Deshalb ist das Rettungstraining momentan noch mehr eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung für die freundlichen, gemütlichen Familienhunde. Ein professioneller Einsatz wäre schon reizvoll, meint Bettina Kroesen. „Aber auch sehr zeitaufwändig.“