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Violinfestival

Violinfestival: Ostern im Geigenhimmel

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Nachwuchsmusiker begeistern beim Internationalen Violinfestival Junger Meister
Veröffentlicht:21.04.2014, 17:45

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Für drei junge Geigerinnen und einen Geiger, für die Kammerphilharmonie Graubünden und ihren Dirigenten Sebastian Tewinkel waren die Ostertage musikerfüllt: In Ravensburg gestalteten sie am Ostersonntag das erste Orchesterkonzert des Internationalen Violinfestivals junger Meister, am Ostermontag setzten sie in Lindau und Memmingen fort. Im Konzerthaus Ravensburg feierte das Publikum Louise Wehr, Shion Minami, Yuliia Van und Valeriy Sokolov begeistert und auch für die engagiert agierenden Orchestermusiker gab es verdienten Applaus.

Weicher, schöner Ton

Beethovens zweite Romanze F-Dur op. 50 bot einen sanften Einstieg in den Konzertabend. Die 18-jährige Münchnerin Louise Wehr, die an der Musikhochschule Hannover studiert, mag einen etwas zurückhaltenden Eindruck hinterlassen haben. Gleichwohl überzeugte sie mit ihrem weichen und schönen Ton , der im Verlauf des Stücks intensiver wurde und vom zunehmend belebten Puls des Orchesters getragen wurde. Mehr Ausdruck würde diesem Kleinod gar nicht gut tun.

In Felix Mendelssohns berühmtem Violinkonzert übernahm die 24-jährige Japanerin Shion Minami den Solopart. Sebastian Tewinkel führte sein Orchester mit großer Aufmerksamkeit und Liebe zu den Solisten . In enger Verbindung mit dem Ensemble meisterte Minami die Aufgabe, dramatische Zugkraft in den großen Aufschwüngen mit der Poesie der lyrischen Linien zu verbinden. Dabei wirkte ihr Spiel stets atmend, leidenschaftlich, im langsamen Satz wunderbar innig ohne Süßlichkeit, im Finale zart angetupft und stets warm im Ton.

Yuliia Van, die 18-jährige Ukrainerin mit chinesischen Wurzeln, studiert wie ihre japanische Kollegin Minami bei Krzysztof Wegrzyn in Hannover. Der Professor gibt während des Violinfestivals einen Meisterkurs für 24 Geigerinnen und Geiger in Lindau . Auch Yuliias Spiel nimmt durch die Hingabe an den Ton, die Versenkung in das Stück für sich ein. In der Havanaise von Saint-Saens schwebt die Violine über dem sinnlich verführerischen Puls des Orchesters, eine Opernszene wie aus „Carmen“ ist ganz nahe, Farben, Schleifer, Exotismen, Doppelgriff-Glissandi und ein jagender Mittelteil erfordern eine Virtuosität, die aber bei dieser Geigerin nie zur Selbstdarstellung dient.

Traumwandlerische Melodie

Hatten die drei Geigerinnen schon mit ihrem Spiel bezaubert, so öffnete sich mit dem Auftritt von Valeriy Sokolov nochmals eine neue Dimension. Nicht nur, weil er älter, erfahrener, vielleicht mutiger im Zugriff ist, wirkt doch Sergej Prokofjews zweites Violinkonzert ungemein vielschichtig. Auch Sokolov tritt bescheiden auf, ist eng verbunden mit dem Dirigenten. In Prokofjews Konzert arbeitet er das Herbe der Farben und des Rhythmus‘ ebenso heraus wie die Klanglichkeit. Im langsamen Satz legt er eine traumwandlerisch schöne Melodie über die getupfte Orchesterbegleitung, gewinnt langsam an Kraft und Stolz. Sokolov, Tewinkel und die Graubündner Musiker verschmelzen, verdichten, werden groß und meistern auch den vertrackten Tanz des Finales im angeregten Dialog.

Alle Termine des Violinfestivals unter www.konzertverein.com/violinfestival