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Weltreligion

Mit Schwert und Wort

Paderborn / Lesedauer: 4 min

Die Ausstellung „CREDO“ beleuchtet die Christianisierung Europas
Veröffentlicht:25.07.2013, 17:45

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Wie wurde aus der kleinen Bewegung der Urchristen eine Weltreligion? Eine große Ausstellung in Paderborn versucht, die Frage zu beantworten. Dabei werden auch die Schattenseiten nicht ausgespart.

Es war ein klares Bekenntnis: Als die römischen Kaiser Konstantin und Licinius mit der Mailänder Vereinbarung im Jahr 313 das Christentum tolerierten, veränderte sich in den folgenden Jahrhunderten die religiöse Landkarte massiv. Die Botschaft Jesu sollte die ganze Welt erreichen, statt vieler Götter regierte nur noch einer. Wie die Menschen auf diesen einschneidenden Wandel reagierten und wie sich im Laufe der Zeit geistliche Eliten, Herrscher und Institutionen herausbildeten, das zeigt die Ausstellung „CREDO - Christianisierung Europas im Mittelalter“ von diesem Freitag bis 3. November in drei Museen in Paderborn.

Papyrusfragment eines Paulusbriefes

Für diese großangelegte Schau haben die Kuratoren des Erzbischöflichen Diözesanmuseums , des Museums in der Kaiserpfalz und in der Städtischen Galerie am Abdinghof mehr als 800 hochkarätige Exponate von Museen, Bibliotheken und Leihgebern aus aller Welt zusammengetragen. Zu den Glanzstücken gehören das Papyrusfragment des Paulusbriefes an die Christengemeinde in Rom, die goldene Sonnenscheibe von Limons sowie Kultgefäße und Opfergaben aus der jüngst entdeckten skandinavischen Tempelanlage von Uppakra.

Im Gegensatz zu den bekannten Vorgängerausstellungen „Kunst und Kultur der Karolingerzeit“ (1999) und „Canossa –Erschütterung der Welt“ (2006) sowie „Franziskus – Licht aus Assisi“ (2011) steht dieses Mal nicht ein historisches Ereignis oder eine Persönlichkeit im Fokus, sondern das große Panorama einer über 1000 Jahre umfassenden Geschichte. „Es ist eine Schau der Superlative, so etwas hat es bislang noch nicht gegeben“, erklärt der Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums, Christoph Stiegemann.

Unter dem Titel „Lux mundi“ geht es im Diözesanmuseum um die Anfänge des Christentums, von einer kleinen Bewegung zum Aufstieg als Weltreligion. Wer das Museum betritt, hat sofort den Eindruck, das antike Rom im Miniaturformat habe sich in Paderborn angesiedelt.

Unterschiedliche Missionskonzepte

Kunstschätze und archäologische Funde wie Altarfragmente, Mosaike und Wandmalereien, heidnische Götterbilder, aber auch frühe Darstellungen von Jesus Christus und der Apostelfürsten Petrus und Paulus machen mit den ersten christlichen Spuren im damaligen Römischen Reich vertraut. Veranschaulicht werden die unterschiedlichen Missionskonzepte vom heiligen Patrick in Irland, die des angelsächsischen Wandermönchs Willibrords, der die Reichsabtei Echternach in Luxemburg gründete, und ebenso jene Bemühungen von Bonifatius im fränkischen Reich.

Im Museum der Kaiserpfalz ändert sich die bislang hellstrahlende Perspektive. Der Gang durch den inszenierten dunklen Wald bereitet darauf vor, dass der Prozess der Christianisierung nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit dem Schwert geführt wurde. Herrscher wie Karl der Große und Otto der Große wollten – das macht die Ausstellung unter dem Motto „In hoc signo“ deutlich – einerseits ihre Territorien erweitern, anderseits auch die Ausbreitung des christlichen Glaubens vorantreiben. „Taufe oder Tod“ steht in großen Lettern mitten über dem Ausstellungsteil. Wer sich der sogenannten „Schwertmission“ widersetzte, dem drohte die Vernichtung.

Prachtvolle Schätze aus aller Welt

Auch in der Kaiserpfalz glänzen spektakuläre Exponate, darunter viele prachtvolle kunsthistorische Schätze wie die goldene Schale von Nagyszentmiklos, dem sogenannten Awarenschatz aus dem heutigen Rumänien. Zu sehen sind außerdem wertvolle Handschriften. Dazu gehört das bedeutende Aachener Karlsepos aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. Dieser zeitgenössische Bericht beschreibt das wichtige Treffen zwischen Karl dem Großen und Papst Leo III. zu Missionsfragen im Jahr 799 in Paderborn.

Unter dem Motto „Quo Vadis“ geht das Museumsteam in der Städtischen Galerie am Abdinghof der Frage nach, wie nachfolgende Generationen mit der Christianisierung umgingen. An mehreren Stationen wird beleuchtet, wie sich konkrete Geschichtsbilder im Laufe der Zeit änderten und verschieden gedeutet wurden. Mit dem Blick auf das vereinte Europa und der Frage nach dem heutigen Stellenwert der christlichen Wurzeln endet die umfangreiche und komplexe Ausstellung.

„Der Besucher sollte sich Zeit nehmen“, rät Martin Kroker vom Museum in der Kaiserpfalz. Um einer Ermüdung wirksam vorzubeugen, sei es am besten, ein paar Tage Aufenthalt in Paderborn einzuplanen, meint der Museumsdirektor.

INFO: Das Diözesanmuseum Paderborn hat dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. www.credo-ausstellung.de