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Klein, aber oho

Panorama / Lesedauer: 5 min

Klein, aber oho
Veröffentlicht:27.10.2017, 15:43

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Der koreanische Autokonzern Hyundai komplettiert seine SUV-Flotte mit einem kleinen Hüpfer namens Kona. Ab 4. November steht das nach einem Distrikt auf Hawaii benannte kompakte „Sport Utility Vehicle“ bei den Händlern. Neben Tucson, Santa Fe und Grand Santa Fe, mit denen Hyundai erfolgreich am Markt ist, erscheint der Kona recht putzig. Mit optionalem Vierradantrieb und den Designmerkmalen seiner großen Brüder versehen, versucht er Eindruck zu schinden.

Für den breitbeinigen SUV-Auftritt sorgen die mit grauen Einfassungen hervorgehobenen Radhäuser. Der Hyundai-typische Kaskaden-Kühlergrill und schlitzförmige LED-Tagfahrlichter über Scheinwerfern und Blinkern verleihen ihm ein etwas grimmiges Gesicht. Das Design der LEDs erinnert übrigens stark an Audi, was nicht von ungefähr kommt. Peter Schreyer, ehemaliger Chefdesigner bei der Volkswagentochter in Ingolstadt, leitet seit 2013 die Designbüros der Hyundai Kia Automotive Gruppe.

Kompakt, geräumig, flott

Trotz seiner robusten Optik und optionalem Vierradantrieb ist der Kleine nicht fürs Grobe gedacht. Der Kona tritt als smarter City-SUV an – kompakt, geräumig und ebenso leichtfüßig wie flott zu bewegen. Auffallen will er aber um jeden Preis, was ihm unter anderem durch exotische Zweifarbenlackierungen und peppige Akzente im Innenraum gelingt. Schließlich muss sich der Kona gegen eine ganze Armada von kleinen SUVs behaupten, die bereits auf dem Markt sind oder zeitgleich erscheinen. Zu nennen sind hier unter anderem der Kia Stonic, der Citroën C3 Aircross, der Opel Crossland X, der Seat Arona oder der Renault Captur. Sie spielen alle in der gleichen Liga und kämpfen um Marktanteile in dem wachsenden Segment.

Mit einer Länge von 4,17 Metern, einer Breite von 1,80 Meter und einer Höhe von 1,55 Meter wirkt der Kona auf den ersten Blick etwas gestaucht, was im Alltagsgebrauch aber nicht von Nachteil ist. Er erweist sich auf Teststrecken rund um Barcelona als äußerst wendig und passt in Parklücken, vor denen andere SUVs kapitulieren. Das Gepäckabteil ist mit 361 Litern nicht gerade üppig, kann aber mit ein paar Handgriffen auf bis zu 1143 Liter erweitert werden. Die Ladekante in knapp 70 Zentimetern Höhe kommt dem Kreuz entgegen.

Fahrer und Beifahrer haben reichlich Platz. Die Sitze sind bequem, allerdings mangelt es an Seitenhalt. Bis auf die optionalen Farbelemente – Lime, Orange oder Rot –, die an Lüftungsdüsen, Schalthebel, Nähten und Gurten für etwas Pep sorgen, gleichen Ambiente und Instrumente anderen neueren Hyundai-Modellen. Vom i30 übernimmt der Kona auch zahlreiche Assistenzsysteme, unter anderem einen Spurhalter und einen Aufmerksamkeitswarner, die schon in der ersten von fünf Ausstattungslinien Serie sind. In höheren Varianten kann der Kleine auch autonom bremsen, wenn Gefahr im Verzug ist, Fußgänger oder Querverkehr erkennen und beim Einparken helfen. Nur schade, dass ein adaptiver Tempomat nicht verfügbar ist.

Ohne Gefummel leicht bedienbar

Dafür bietet Hyundai ein Head-up-Display (950 Euro im Paket mit anderen Assistenten). Die Plastikscheibe ist zwar groß und soll die höchste Lichtstärke auf dem Markt besitzen. Mit einer polarisierenden Sonnenbrille sind die Tempo-, Navi- oder Assistenzanzeigen dennoch schlecht abzulesen. Dafür liegt das Zentraldisplay zwischen den Rundinstrumenten gut im Blick. Nicht gerade elegant, aber zweckmäßig und gut bedienbar ist die Multimediaeinheit mit einem frei stehenden, sieben beziehungsweise acht Zoll großen Touchscreen über der Mittelkonsole. Für 850 Euro kann der Sound mit einer Anlage des amerikanischen Audiospezialisten Krell aufgemotzt werden. Knöpfe und Wippen sind am Multifunktionslenkrad gut positioniert und ohne Gefummel leicht bedienbar.

Zur Markteinführung begnügt sich Hyundai mit zwei Benzinern: dem 1.0 T-GDI 2WD, der auf drei Zylindern läuft und aus 997 Kubikzentimetern Hubraum 120 PS generiert. Er bringt ein maximales Drehmoment von 172 Newtonmetern zwischen 1500 und 4000 Umdrehungen pro Minute auf die Straße und ist mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert. Sein Durchschnittsverbrauch liegt laut Hyundai bei 5,2 Litern. Der 1.6 T-GDI 4WD verfügt über einen 1591 Kubikzentimeter großen Vierzylindermotor mit 177 PS, der zwischen 1500 und 4500 Umdrehungen pro Minute ein Drehmoment von 265 Newtonmetern aufweist. Serienmäßig ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verbaut, und der Allradantrieb lenkt 50 Prozent der Leistung auf die Hinterräder. Kombiniert soll sich der Vierzylinder mit 6,7 Litern begnügen.

Auf den bergigen Straßen rund um die katalanische Hauptstadt ist der Leistungsunterschied nicht eklatant spürbar. Die 57 PS, die der 1.6 T-GDI 4WD mehr besitzt, wiegen nach subjektivem Empfinden das um bis zu 200 Kilogramm höhere Leergewicht nicht auf. Im Gegenteil, mit der knackigen Sechsgang-Schaltung ist der drehfreudige Dreizylinder genauso flott zu bewegen wie der Vierzylinder. Das Doppelkupplungsgetriebe macht seine Arbeit zwar gut, erzeugt jedoch bei hohen Drehzahlen seltsam surrende Geräusche. Der Verbrauch liegt am Ende der zügigen Berg- und Talfahrt bei beiden Motorisierungen jeweils drei Liter über den Herstellerangaben.

Zwei neu entwickelte Dieseltriebwerke mit 115 und 134 PS sollen 2018 nachgereicht werden. Außerdem soll der Kona nächstes Jahr voll elektrisch vorfahren – und zwar mit einer geradezu sagenhaften Reichweite von 500 Kilometern. Bei technischen Details oder Preisvorstellungen halten sich die Hyundai-Manager noch bedeckt.

Transparente Preispolitik

Die aktuelle Preisliste beginnt für den Kona 1.0 T-GDI 2WD bei 17 500 Euro. Für den 1.6 T-GDI 4WD müssen mindestens 25 000 Euro berappt werden, wobei dieser von Haus aus nicht nur mehr Leistung, sondern auch mehr Technik und Accessoires vorzuweisen hat. In der höchsten Ausstattungslinie „Premium“ (ab 24 100 beziehungsweise 28 600 Euro) bleiben kaum mehr Wünsche offen. Ein elektrisches Glasschiebedach für 600 Euro oder elektrisch verstellbare und belüftete Vordersitze für 800 Euro, dann ist schon Schluss. Extra berechnet werden auf jeden Fall Zweifarben- (600 Euro) und Sonderlackierungen (590 Euro). Alles in allem bietet Hyundai damit eine moderate und transparente Preispolitik.

Gebaut wird der Kona in Korea. Sollte er sich als Renner erweisen und die Kapazität in Fernost nicht ausreichen, erwägt das Unternehmen einen zweiten Produktionsstandort in Europa.