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Heimatstadt

Ehemalige jüdische Bürger kehren für drei Tage nach Ulm zurück

Ulm / Lesedauer: 3 min

55 Holocaust-Überlebende sowie ihre Kinder und Enkel folgen der Einladung der Stadt – Auf den Spuren der eigenen Familiengeschichte
Veröffentlicht:27.11.2012, 19:35

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Zum fünften Mal hat die Stadt Ulm jetzt ihre früheren jüdischen Bürger, die den Holocaust überlebt haben, in ihre einstige Heimatstadt eingeladen. Der Anlass ist diesmal ein ganz besonderer – die Einweihung der neuen Synagoge am Sonntag, 2. Dezember. 55 ehemalige Ulmer Juden und deren Nachkommen haben die Einladung zu dem dreitägigen Besuch angenommen. Die älteste Teilnehmerin ist eine 93-jährige Frau aus den USA . Die Stadt hat für die Gäste ein spezielles Besuchsprogramm ausgearbeitet, dessen Höhepunkt natürlich die Feierlichkeiten zur Synagogen-Einweihung am Sonntag sind.

Von den 55 Gästen sind 20 ehemalige Ulmer Juden, die einst vor den Nazis aus ihrer Heimatstadt geflüchtet und emigriert sind. Die übrigen 32 Teilnehmer sind Kinder und Enkel, die die neugierig sind auf die Heimatstadt ihrer Väter, Mütter und Großeltern. Wie die meisten deutschen Juden, die den Vernichtungslagern der Nazis entkommen sind oder diese überlebt haben, sind die ehemals jüdischen Bürger über die ganze Welt verteilt. Die meisten, nämlich 32, leben in den USA, aber auch Gäste aus Argentinien, Brasilien, Chile, Großbritannien und Frankreich sowie aus Israel sind der Einladung gefolgt. Nur zwei Teilnehmer leben in Deutschland und haben deshalb einen relativ kurzen Anreiseweg.

Am Samstag, 1. Dezember, besuchen die jüdischen Gäste das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg in der Büchsengasse. „Dort haben sie die Möglichkeit, in familiengeschichtlichen Dokumenten auf Spurensuche nach ihren Vorfahren zu gehen“, erläutert Ingo Bergmann von der städtischen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Repräsentation, den Hintergrund des Besuchs. Die Historikerinnen der KZ-Gedenkstätte haben zu diesem Anlass ausgewählte Dokumente zur jüdischen Geschichte aus ihrem Archiv vorbereitet.

Danach haben die Gäste bei einem Stadtrundgang durch das jüdische Ulm Gelegenheit, mehr über die Geschichte der Ulmer Juden vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu erfahren. Als Stadtführer fungiert der Historiker und ehemalige Leiter des Dokumentationszentrums, Silvester Lechner. Am Abend gibt die Stadt einen Empfang im Rathaus zu Ehren der jüdischen Gäste.

Am Sonntag besucht die Gruppe den jüdischen Friedhof, auf dem sie Gräber ihrer Vorfahren entdecken können, und die Ausstellung im Museum zur Eröffnung der Synagoge. Nach der Einweihung des jüdischen Gemeindezentrums am Weinhof feiern die Gäste aus aller Welt am Abend den ersten Gottesdienst in der neuen Synagoge. Dazwischen sollen alle Teilnehmer die Möglichkeit haben, Gespräche zu führen und neue Kontakte in ihrer einstigen Heimatstadt zu knüpfen. Vor allem die Nachgeborenen, die Kinder und Enkel der Holocaust-Überlebenden, sind daran interessiert, neue Bekanntschaften und Netzwerke mit Vertretern ihrer Generation in Deutschland aufzubauen.